Wettbewerbsvorteil für den Standort Deutschland: Nutzung von Daten und KI intelligent mit Datenschutz und Datensicherheit kombinieren

Das Thema Umgang mit Daten und Künstliche Intelligenz beschäftigt derzeit nicht nur mich in meinem Blog. Frank Riemensperger, Deutschland-Chef der Unternehmensberatung Accenture konnte auf FAZ.NET einen Beitrag zum Thema veröffentlichen und betont drei Punkte, um Deutschland zu einem führenden Standort für KI zu machen:

Erstens müssen wir große Datenmengen zugänglich machen, indem wir firmenübergreifende Datenpools aufbauen. Zweitens müssen wir dafür einen rechtlichen Rahmen schaffen und klare Regeln für den kommerziellen Handel mit Daten aufstellen. Und drittens brauchen wir mehr Wissenstransfer zwischen den Unternehmen sowie einen Kulturwandel in den Köpfen.

über So hat Deutschland Erfolg in der Künstlichen Intelligenz – FAZ.NET

Zu allen Punkten nicke ich mal wohlwollend, ebenfalls wohl wissend, dass die Thematik(en) nicht einfach, aber meiner Ansicht schon lösbar ist. Riemensberger bringt in seinem Beitrag das Beispiel, Daten von Bremsscheiben von PKW zu sammeln, um so eine bessere Verkehrssteuerung zu gewährleisten. Logisch. Aber schon muss ich an den Bericht auf heise online zu einem entsprechenden System in China denken. Dort teilen demzufolge über 200 Autobauer – auch die bekannten deutschen Hersteller – umfangreiche Daten aus E-Fahrzeugen mit der Regierung. Man kann diese Daten zur Verkehrsplanung nutzen, aber auch um Bewegungsprofile der Fahrer zu erstellen.

Da sind wir genau beim Punkt 2 von Riemensberger: klare Regeln und rechtlicher Rahmen. Wie heise berichtet gibt es zu dem speziellen Fall Weitergabe von Daten aus vernetzten Autos ja auch eine Resolution der letztjährigen Datenschutzkonferenz, die fordert, dass Nutzer die Weitergabe ihrer Daten verhindern können. Vielleicht noch wichtiger: Daten sollten anonymisiert oder pseudonymisiert werden. Und das ist wohl in China nicht der Fall. Ein gutes Beispiel: Einerseits sind Daten notwendig, um eine intelligente Verkehrssteuerung und einen bessern Verkehrsfluss zu realisieren. Andererseits werden natürlich Bewegungsdaten erfasst, die – wenn eben nicht anonymisiert – anderweitig missbraucht werden könnten.

Genau rund um solche Anwendungsfälle herum muss diskutiert und Datenschutz sichergestellt werden. Das muss auch kein „Show Stopper“ sein. Das kann sogar zu einem Wettbewerbsvorteil für den Standort Deutschland werden, wenn es uns gelingt die Nutzung von Daten und KI eben intelligent mit Datenschutz und Datensicherheit zu kombinieren. Und ja, noch besser wäre es, wenn wir auf europäischer Ebene gemeinsame Regeln zum Datenschutz definieren könnten, aber deutsche Unternehmen und Verwaltung sollten nicht warten, sondern voran gehen.

Riemensperger fordert in seinem Beitrag dazu auf, branchenübergreifende Datenpools, z.B. für Gesundheit, Chemie- und Automobilindustrie, in Konsortien aufzubauen. Der Staat, die öffentliche Verwaltung solle damit voran gehen „somit die digitale Plattform schlechthin“ schaffen. Zu diesen Plattformen sollten kleine und große Unternehmen die gleichen Zugriffsrechte haben. Solch Datenpools als gerade auch als Chance für den Mittelstand. Ein interessanter Vorschlag, der sicher im Detail noch, nicht nur, aber gerade auch im Bereich Datenschutz ausdiskutiert und ausgestaltet werden müsste und sollte.

Und genau solche sachliche und fachliche Diskussionen brauchen wir, damit der auch von Riemensperger geforderte Wissenstransfer und Kulturwandel stattfindet. Das geht weder dadurch, einerseits rein neoliberal und positivistisch Datenpools zu fordern, noch geht es mit einer reinen Verweigerungs- und Verhinderungsstrategie der „Datenschutztaliban“. Und die Auseinandersetzung über die Nutzung unserer Daten durch die bekannten und unbekannteren Datenkraken ist übrigens keine „(diffuse) Angst, dass mit unseren Daten etwas passiert, das wir nicht wollen“, wie es Tijen Onaran geschrieben hat, sondern eine dringend Aufgabe zur Aufklärung und Regelsetzung im Netz.

Und auch bei Aussagen, wie sie Bitkom-Chef Achim Berg in den letzten Wochen absondert, kann ich nur den Kopf schütteln. Nicht verstanden oder reine Interessenpolitik?

Die angekündigte Förderung von Künstlicher Intelligenz, ja auch das Ende der Cebit, vielleicht gar der nahezu ohne Bürger stattfindende Digitalgipfel könnten als Aufbruchsignale genutzt werden. Aber es bräuchte schnelles und entschlossenes Handeln und eine intensive Auseinandersetzung und Aufklärung. Da bin ich ganz bei Riemensperger.

Comments

Eine Antwort zu „Wettbewerbsvorteil für den Standort Deutschland: Nutzung von Daten und KI intelligent mit Datenschutz und Datensicherheit kombinieren”.

  1. […] Spahn oft mit viel Getöse am deutschen Datenschutz kritisiert wird, ist im Grunde eine Chance, Digitalisierung und Datenschutz mit Sorgfalt konstruktiv zu harmonisieren. Nur – und da stimme ich mit Bär und Spahn überein – sollte endlich Gas gegeben […]

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