"Einfach mal Fresse halten?" – Von privatem & beruflichem Bloggen – Gedanken vor der re:publica

Heute ist ein sehr interessanter und aufregender Bericht in der FAZ erschienen. Es geht um die Datenaffäre bei der Deutschen Bahn. Es geht darum, dass – so der Bericht – systematisch E-Mails der Mitarbeiter nach Suchwörtern durchsucht wurden. Hier sind wir direkt beim Thema E-Mail Management unter ganz verschiedenen Aspekten, unter rechtlichen und Datenschutz-Aspekten, unter organisatorischen Aspekten (Stichwort Betriebsvereinbarung zur privaten Nutzung von E-Mails) und auch technologischen Aspekten (wie wurden diese E-Mails durchsucht). Das Thema E-Mail Management ist ein Thema, das mich beruflich seit Jahren umtreibt und zu dem ich sehr vieles bereits veröffentlicht habe. Es ist ein Thema, das sehr kontrovers diskutiert wird. Es ist ein Thema, zu dem ich meine Meinung habe – wobei sich berufliche und private Meinung hier weitgehend decken.

So what, I am still a … Nein, leider ist es nicht ganz so einfach, wenn man einerseits Privatperson, andererseits Corporate Blogger, „Spokes person“ der IBM zu einem bestimmten Thema ist. Gewisse Dinge kann ich als privater Blogger „einfach so raushauen“. Als Corporate Blogger muss ich vielerlei Dinge bedenken: Wo publiziere ich? Im Corporate Blog oder in meinem privaten Blog?Wie ist mein Nick? Mein Twitter-Name Stefan63atIBM macht schon (bewusst) klar, wo ich arbeite.

Übrigens ist auch das meiner Meinung nach eine Frage der Etikette. „Oute“ ich mich von vorneherein als Corporate Blogger oder Zwitscherer? Ich denke, sollte man es tun, entweder im Nick Name oder in seinem Profil. Viele, die durchaus geschäftliche Interessen verfolgen oder Vertreter eines Unternehmens sind, tarnen diese doch mehr oder weniger geschickt. Lieber gleich mit offenen Karten spielen. Kommt besser an. Das ist zumindest meine Meinung.

Und natürlich sind weitere Fragen zu bedenken: Spreche ich in meinen Kommentaren oder Postings über einen Kunden? Be- oder verurteile ich gar einen Kunden? Sehr dünnes Eis, auf dem ich mich als Corporate Blogger bewege und hier ist sicherlich im Firmeninteresse Zurückhaltung geboten. Analog verhält es sich mit dem Äussern politischer Ansichten als Corporate Blogger, ein absolutes „No Go“. Die haben bei meinen Postings als Corporate Blogger nichts zu suchen. Und natürlich darf ich zu manchen Dingen keine Aussagen machen: Der „gemeine“ IBM’er kommentiert die Diskussion um Sun und IBM nicht. Und er macht auch keine Aussagen zur geschäftlichen Situation, die Einfluss auf den Aktienkurs haben könnten. All dies sind Tabus.

Doch daneben sind weitere Dinge zu bedenken: Und wo ist die Grenze zwischen meiner persönlichen Meinung und der Position der IBM? Wie mache klar deutlich, wenn ich persönliche Meinung äussere? Sollte ich in meinem Corporate Blog, in einem Forum oder meinem Twitter überhaupt private Meinung äussern? Wenn ich das nicht tue, wird es dann vielleicht zu dröge und langweilig? Das sind alles Dinge, die man als Corporate Blogger bedenken muss. In der IBM gibt es als „Handlungsanweisung“ die IBM Social Computing Guidelines.

Ich glaube, bei allen Dingen, die zu bedenken sind, ist es nicht so schwer. Unternehmen müssen und sollten auf die neue Web 2.0-Welt reagieren. Unternehmen sollten Mitarbeiter ermutigen, zu bloggen und in Foren mitzudiskutieren. In meinem Fall ist es fast selbstverständlich, dass ich das tue: Ich vertrete unter anderem die Lotus-Brand als Marketing Manager. Lotus ist die Brand der IBM, die Social Software vertreibt und anbietet. Und ich kann das nur glaubhaft vermarkten, wenn ich es lebe. Zudem bin ich auch noch ehemaliger Journalist. Da ist also ein Drang zum Schreiben automatisch da.

Im Original erschienen im IBM Blue Blog unter https://www-951.ibm.com/blogs/Stefan_Pfeiffer
/entry/privates_berufliches_bloggen_gedanken_vor_der_re_publica

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