Quo vadis DMS Expo? Einige persönliche Gedanken vor der Fachmesse am 15. bis 17. September in Köln

Am Dienstag startet sie wieder die DMS Expo, Europas größte Messe und Konferenz für elektronisches Informationsmanagement und Dokumentenmanagement, in Köln. Die DMS Expo hat Tradition – von ihren Anfängen auf der Messe Stuttgart über den Umzug nach Essen und dann der Übernahme durch die KoelnMesse vor wenigen Jahren. Gerhard Klaeshat sie vor Jahren gegründet und maßgeblich gestaltet, sie zu einer Institution gemacht, bevor sie nach Reed Exhibitions bei der KoelnMesse landete. 

Die DMS Expo hat den deutschen Markt für Dokumentenmanagement aus meiner Sicht über Jahre hinweg als Leitveranstaltung geprägt. Doch die Zeiten haben sich unterdessen geändert. Der Hype der New Economy mit riesigen Ständen und Versteigerung von Goldbarren auf der Messe sind vorbei. Das am Neuen Markt erworbene Geld wurde verpulvert oder sonstwo deponiert. Zwar gibt es noch immer eine erkleckliche Anzahl gerade auch deutscher Dokumentenmanagement-Hersteller, jedoch sitzen dort die Euros schon lange nicht mehr so locker. Größere internationale Anbieter wie FileNet oder Documentum, die doch lange Jahre eine sehr nennenswerte Präsenz auf der Messe hatten, wurden gekauft und sind nun entweder bei ihren neuen Besitzern oder aufgrund einer unternehmensweiten Policy „keine Messen“ gar nicht mehr präsent. All das spiegelt sich natürlich wieder: Die Ausstellungsflächen sind kleiner geworden. Der Tippfehler auf der Home Page der DMS Expo – statt Schweinegrippe steht dort Gerippe – reizt zum Wortspiel mit Gerippe. In Zeiten der Kosteneinsparungen und daraus resultierenden Reiserestriktionen wird es zudem spannend, wieviele reale Besucher die Messe dieses Jahr vermelden werden kann. Es bleibt spannend und es stellt sich wieder die Frage Quo vadis, DMS Expo?
Ich persönlich glaube, dass die DMS Expo vor allem eine Mission erfüllt: Einmal im Jahr wird das Thema Enterprise Content Management und Dokumentenmanagement exklusiv und prominent dargestellt und auch in der Presse und IT-Öffentlichkeit behandelt. Vor allem darin liegt der Wert der Leitmesse DMS Expo. Dies kann keine CeBIT oder andere „Generalmesse“ leisten, da dort ECM als eine nebensächliche Facette im Getöse der aktuellen Hypethemen untergeht. Die Fachmesse DMS Expo konstituiert und lenkt den Fokus auf ein Thema, etwas, was kein Hersteller und auch kein Verband in dieser Weise leistet oder auch leisten kann. Vor allem deshalb habe ich in meiner Zeit als Marketingleiter der deutschen FileNet GmbH und auch als ECM Marketingverantwortlicher der IBM (die Rolle hat Mitte des Jahres Dörthe Möller übernommen), für eine signifikante Präsenz auf der Messe inklusive Sponsoring plädiert, wohl wissentlich, dass die Zeiten vorbei zu sein scheinen, wo wir unzählige Leads und Kontakte auf der DMS Expo schreiben konnten.
Braten wir mit der DMS Expo im eigenen Saft und sehen wir in jedem Jahr immer wieder die gleichen Personen? Ja, daran ist etwas Wahres dran. Wobei: Die gleichen Personen sehen, ist ja auch teilweise nichts Negatives. Deshalb haben wir als IBM ja unsere ECM Anwendertagung einen Tag vor die Messe gelegt, so dass sich unsere Kunden sehen und die Messe besuchen können. Aber im eigenen Saft braten ist nicht so positiv, wenn das Fett langsam alt und ranzig wird. Das Konzept der DMS Expo muss weiterentwickelt werden. Hier waren die Erwartungen an die KoelnMesse nach deren Übernahme der DMS Expo sehr hoch. Sie waren zu hoch aus meiner Sicht. Einige Hersteller erwarteten Fernsehwerbung und Anzeigen in den großen Wirtschafts- und Tageszeitungen. Seien wir realistisch: Auch die KoelnMesse ist ein Wirtschaftsunternehmen, das Geld verdienen will. Und Vorleistung und Investition mit unsicherem Ausgang bzw. unsicherer Einnahme kann man kaum ernsthaft erwarten.
Sicher sind die Versuche, neue Besucher, Themen und Interessengruppen auf die DMS Expo zu ziehen, bisher nicht sonderlich erfolgreich und vielleicht auch etwas halbherzig. Aber daran ist wieder nicht nur die KoelnMesse alleine schuld. Weder Storage noch BPM als weitere Themenschwerpunkte haben weitere Tausende Besucher gezogen. Auch der Thementag Enterprise 2.0 wird dies nicht tun. Dazu ist es zu wenig gelungen, die Web 2.0 Szene zu gewinnen und modernes Web 2.0 Marketing zu machen. Trotzdem ist es wertvoll, solche Themen zu versuchen und auch eventuell mal längeren Atem zu haben und sie nicht gleich wieder aufzugeben
Vor der DMS Expo ist nach der DMS Expo. Die Diskussion, wie sich die Messe entwickeln soll, wird weitergehen. Soll es viel stärker eine Kongressmesse werden, wo die Ausstellung mehr oder minder begleitend ist? Muss sie eventuell ins Kongresszentrum verlagert werden mit wirklich nur noch kleinen Ständen? Würde sie dann noch die Aufmerksamkeit generieren, wie sie es wohl derzeit noch immer tut? Ist Records Management ein Thema, um das sich die Branche in den kommenden Jahren formieren kann? Ich habe leider keine Glaskugel, in die ich schauen kann, warne aber davor, diese Leitveranstaltung und den Leuchtturm für das Thema DMS und ECM zu schnell aufzugeben. Alternativen dazu sehe ich persönlich nicht, weder durch modernen Marketing 2.0 für das Thema ECM noch durch anbieterorganisierte Roadshows durch ganz Deutschland. Die DMS Expo hat nämlich einen wichtigen Vorteil: Sie wird eben von einem Wirtschaftsunternehmen organisiert und ist deshalb nicht so stark dem Fegefeuer der persönlichen Eitelkeiten von Anbietern, Verbänden und Beratern unterworfen.

 

Stefan Pfeiffer
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