Nennen wir ihn Paul … Und morgen wird er Euer Chef sein

Nennen wir ihn einfach einmal Paul. Paul kommt direkt von der Uni (oder ähnlichen Institutionen) und weiß genau, was er will: Nämlich Karriere machen. Paul ist in der Regel nicht weiblich und nicht über 1,70 Meter groß. Also das ist der Paul, der es nach ganz, ganz oben schafft. Ausnahmen, Paulinchens und groß gewachsene Pauls, bestätigen nur die legendäre Regel. Paul ist fokussiert und lernt ungemein schnell dazu. Zudem ist er ein Meister des sozialen Netzwerkens, schon lange bevor dieser Web 2.0-Begriff en vogue wurde. Er hat einfach den Riecher, welche Connections ihm längerfristiger helfen können und welche ihm temporär mal von Nutzen sind. Er hat das Prinzip einfach erkannt: Das eigene Netzwerk ist wichtiger als der direkte Kontakt zum Kunden (außer natürlich, dieser spezielle Kunde kann die Direktkarriere katalysieren).

Stromlinienförmig und geschmeidig gleitet er durch den Konzern

Und er ist sehr charmant im Aufbau von Beziehungen, die er für wichtig erachtet, ein Meister der Telefonkonferenzen und der Interlocks, der genau weiß, wann man sichtbar und wann man besser unsichtbar ist. Paul ist einfach ein Meister der Aerodynamik. Stromlinienförmig und geschmeidig gleitet er durch den Konzern, meist nach oben. Paul will halt einfach nach oben, ohne Selbstzweifel. Und nun hat er seine neue Bibel: Direktkarriere von Gunter Dueck. Hier findet er die Rezepte, die er braucht, um wie ein Raketchen durchzustarten. Ein Raketchen in 4 von Dueck definierten Managementstufen. Im Buch lernt er einiges, was er schon instinktiv geahnt hat, und noch viel mehr, denn die Dueck’schen Analysen und Handlunganweisungen sind in vielen Dingen hilfreich (und korrekt).

Jeder Mitarbeiter, der in der Linie zum ihm reportet, steigert Pauls Wert.

Paul hat schon immer gewusst, dass es beim Karriere machen nicht um Fachwissen geht. Das behindert eher die Karriere. Wenn man sich zu gut mit etwas auskennt, ist man einfach kein Manager. Man ist Fachmann, zu sehr in Themen verliebt, dadurch betriebsblind (oder im Fachgebiet unentbehrlich) und nicht in der Lage, unterschiedlichste Bereiche zu managen. Und Paul will managen. Er will Personal führen. Je mehr, desto besser, denn jeder Mitarbeiter, der in der Linie zum ihm reportet, steigert Pauls Wert. Jede 2 Jahre eine neue Managementposition in einem neuen Bereich mit mehr Leuten. Das ist das Ziel. Das ist der Weg nach oben. Paul kennt auch die Kunst der Delegation, ein ganz wichtiges Karriereprinzip. Er schafft es es exzellent, Arbeit an andere zu verteilen und die Ergebnisse einzusammeln und gekonnt mit eigenen Worten darzustellen. Also natürlich nur, wenn die Ergebnisse positiv sind. Paul ist auch ein Meister der Statistik. Er weiß, wie wichtig es ist, grün zu sein. In der Excel-Tabelle. Grün ist gut, rot ist schlecht. Zwei gehen rein, einer kommt raus. Grün ist gut, rot ist schlecht. Er hat das Prinzip der Managementkuppel verstanden.

Paul hat einfach SoU, den notwendigen Sense of Urgency

Und er ist auch in der Lage, den notwendigen Druck auszuüben, damit alle am Ziel arbeiten. Und das Ziel ist – na, korrekt, grün sein. Grün sein ist gut. Paul hat verstanden, dass es nicht immer Sinn macht, nach dem Sinn zu fragen. No excuses. Ergebnisse liefern. Grün sein. Paul hat einfach SoU, den notwendigen Sense of Urgency. Paul arbeitet in vielen Arbeitskreisen und Task Forces mit. Und Arbeitskreise mit wöchentlichen Telefon- und Videokonferenzen gibt es ja genug, Er ist ein Virtuose im Buzzword-Bingo. Paul ist einfach visibel, ohne je Fachmann zu werden. Nicht selbst derjenige, der neue Innovationen und Trends bewirkt und treibt, beobachtet er diese aufmerksam und engagiert sich, wenn eine Innovation zieht und Management-Awareness bekommt. Paul hat einfach den Riecher. Oder besser: Er wittert, woher und wohin der Wind weht und zieht sein Fähnlein entsprechend hoch, in den Wind.

Er weiß, dass man mit einem Audi nicht auf dem Golfplatz vorfahren kann.

Paul weiß, wie wichtig Statussymbole in der Karriere sind. Er adaptiert, wie notwendig ab einem gewissen Level der Maßanzug und die wertvolle Uhr sind. Und er weiß, dass man mit einem Audi nicht auf dem Golfplatz vorfahren kann. Was sollen denn die Leute denken. Audi ist Mittelmaß, der Mao-Anzug eines maximal unteren Managers (Zitat frei nach Jörg Allmann, also der Maoanzug). Es muss schon ein BMW oder Mercedes sein. Paul – Stand Anfang 2010 – spielt Golf, hat ein iPhone oder einen Blackberry und arbeitet mit dem Laptop im Solarium. Interesse an einer Direktkarriere? Oder Interesse an den 4 Stufen mit ihren jeweiligen Verhaltensmustern und Handlungsanweisungen, die Paul durchläuft? Dann Direktkarriere lesen. Und ganz wichtig an alle Nicht-Pauls: Verderbt es Euch nicht mit Paul, denn eines Tages werdet Ihr an ihn reporten. Morgen wird er Euer Chef sein. P.S. Der Name Paul wurde rein zufällig gewählt. Beim Schreiben des Postings lief Paulchen Panther. P.P.S. Karriere machen wollen ist nicht Schlechtes.

Bild von Peggy und Marco Lachmann-Anke auf Pixabay

Comments

Eine Antwort zu „Nennen wir ihn Paul … Und morgen wird er Euer Chef sein”.

  1. […] Heute vor 10 Jahren, also eher morgen vor 10 Jahren habe ich über Paul geschrieben. Inspiriert hat mich damals ein wirklicher Paul und das Buch Direktkarriere von Gunter Dueck. Letzteres ist auch heute noch sehr lesenswert. Paul ist unterdessen bei einem anderen Unternehmen. Ich habe ihn aus dem Auge verloren. Und nein, es gibt keinerlei Ähnlichkeiten mit meinem Freund Paul. Den habe ich erst später kennengelernt. […]

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