Social Analytics und Instant Personalization – Guter Service oder unerwünschte Spionage?

Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich zuerst Amazon benutzt habe. Nach einigen Käufen oder Stöbern auf der Seite gab man mir Empfehlungen ab, welche Bücher mich vielleicht noch interessieren könnten. Das war (und ist) für mich ein Service, den ich als durchaus angenehm empfinde. Auch nehme ich bei meinen Recherchen in Google, durchaus die Werbung wahr, die oben oder rechts eingeblendet wird. Zwar ziehen diese Textanzeigen bei mir selten, weil sie oft zu platt und werbeorientiert sind, aber ich nehme sie wahr.

Unterdessen geht die Entwicklung deutlich weiter, wie Ben Schwan in seinem Artikel auf Wirtschaftswoche.de erläutert. Daten werden gesammelt, Werbung wird personalisiert. Schwan geht darauf ein, wie Facebook diese Informationen einerseits anonymisiert seinen Werbekunden weitergibt, andererseits Premium-Partnern durchaus auch persönliche Daten über die Anwender liefert. Instant Personalization heißt das Schlagwort.

Aus einem geschlossenen sozialen Netz wird also eine Online-Identität, die man ständig mit sich herumträgt. Dass das für interessensbasierte Werbung der nächste zu erklimmende Gipfel ist, lässt sich leicht ausmalen, egal wie sinnvoll solche Reklameformen überhaupt sind.

Ein zweischneidiges Schwert: Wenn man von Werbung und Verkaufen redet, hat die gezielte Datensammlung und -auswertung sofort einen negativen Touch. Die entsprechenden Technologien werden aber unterdessen nicht mehr nur in oder für Werbung eingesetzt. Wenn ich gezielt genau in dem Moment, in dem ich sie brauche, Informationen zu meinen Interessengebieten erhalte, hört sich das doch gut an? Und im beruflichen Umfeld – im Enterprise 2.0 – hat das umgehend einen positiven Touch. Da nutzt es mir ja potentiell auf der Arbeit bei meiner Tätigkeit. Mir wird im Kontext Information angezeigt, die mir bei der Lösung einer Aufgabe helfen. Ich bekomme Kollegen empfohlen, die Spezialisten auf bestimmten Gebieten sind, und die ich fragen kann. Die kommende Version von Lotus Connections bekommt solche Social Analytics-Funktionen.

Social analytics — essentially business intelligence software for social networks — are the next big thing in enterprises that use social software.

Instant Personalization und Social Analytics. Ich denke, ein spannendes Thema, das bleiben wird, sowohl im unternehmensinternen Einsatz wie auch in der freien Internet-Wildnis „draußen“. Und eine Nagelprobe in punkto Datenschutz und Data Privacy. Wie kann ich als Otto Normalsurfer oder Claudia Angestellte Kontrolle über mein soziales Profil behalten beziehungsweise bestimmen, welche Teile ich davon freischalten will. Das ist sicher nicht nur eine technische Frage, sondern eine Abwägung von Nutzen versus Risiken.

P.S. Und herzlichen Dank an Ben Schwan wegen des Links, mit dem man „aggressive Werbeformen mit wenigen Klicks abdrehen kann„.

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