Ja, sie werden benötigt: Internet-Knigge & Social Media Guidelines

Es wird in der Szene kräftig abgelästert:

Die Springer-Zeitung die Welt arbeitet gerade an besseren Umgangsformen im Netz. Das ist ja der neue Renner unter konservativen Spitzenpolitiker_innen.

Ich halte das für zu kurz gegriffen. Egal, wer es fordert, ob konservativ, liberal oder sozial, ich glaube, daß wir ausbilden und aufklären müssen. Ausbilden und aufklären, wie man sich im Netz bewegt, was beim Chatten und E-Mail zu beachten ist oder was man in sozialen Netzen tut oder besser nicht tut. Jede seriöse Aufklärung ist hier zu 100 % begrüßenswert, egal ob sie von der Telekom oder vom Chaos Computer Club kommt. Und da ist es mir einerlei, ob Ilse Aigner aus Profilierungssucht oder Überzeugung argumentiert:

Wir bräuchten einen Ehrenkodex, eine Art Knigge für das Internet, zehn goldene Regeln – kurz, knapp und klar.

via welt.de

Ich finde die Diskussion um Knigge und um Datenschutz sogar im Grunde begrüßenswert, denn es entsteht eine öffentliche Diskussion, die für die Themen sensibilisiert, denn wie Uwe Hauck korrekterweise schreibt, sehen wir derzeit demagogische und teilweise einfach dumme Propaganda-Tiraden im Netz:

Mit dem Durchdringen des Web durch alle Schichten und Charaktere des täglichen Lebens tauchen nun aber im Netz auch die gleichen Probleme wie im Alltag auf. Laute Proleten dominieren Chats, unwissende Gegner polemisieren gegen Technik und User.

Und so finde ich es durchaus begrüßenswert, wenn von der Telekom über Welt Online 101 Benimmregeln publiziert werden. Ich bin der festen Überzeugung, daß wir eine N-etiquette, ein Knigge für das Internet frei nach Aigner brauchen, die dann auch gelehrt und gelebt wird. Das ist dann aber (hoffentlich) kein feststehendes Werk, sondern ein Knigge, an dem laufend im Wiki-Stil gemeinsam gearbeitet wird. Und wir brauchen so etwas auch für den Umgang mit und Einsatz von Social Media in Unternehmen.

Verbote aussprechen, wird nicht funktionieren, auch wenn gerade im Moment Anbieter von Security-Lösungen uneigennützig vor den Gefahren des Netzes warnen und den Einsatz Firewalls der nächsten Generation fordern. Ja, ich lästere gerade, denn in den entsprechenden Artikeln – meist sogenannte Studien, die von genannten Herstellern gesponsort oder gar publiziert werden – werden auch durchaus sinnvolle Tipps gegeben.

Klar sollte gerade auch Unternehmen sein, daß die Welle nicht mehr aufzuhalten ist: Social Media ist überall. Wer das Netz und soziale Medien auf Unternehmensrechnern sperrt, wird dadurch nicht das Problem lösen. Dann zwitschern, netzwerken und bloggen die Mitarbeiter halt über ihr Smart Phone oder ihr Tablet, die direkt neben dem Unternehmens-PC liegen. Dank Flatrates und UMTS alles kein Thema mehr. Oder spätestens zuhause vom privaten Rechner.

Lieber konstruktiv mit dem Thema umgehen. Jeder ist in gewisser Weise Botschafter seines Unternehmens ist: Social Media ist JEDER im Unternehmen – Und Controlettis: Ihr habt schon längst verloren – Social Media Guidelines sind gefragt. Egal, ob wir es Guidelines oder Knigge betiteln, Hilfe und Ausbildung sind notwendig und sinnvoll. Je mehr wir darüber darüber diskutieren, möglichst sachlich, um so besser. Früher hat man das mal Medienkompetenz oder Ausbildung in neuen Medien genannt. Es ist eine kontinuierliche, konstante Aufgabe von Eltern. Schulen, Volkshochschulen, Medien oder Blogosphere.

 


 

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