Wo sind die Waldarbeiter von heute? Auf Cheftagen (via Harvard Business Manager)

Wir haben im Rahmen einer aktuellen Untersuchung ermittelt, dass in einem internationalen Elektronikkonzern etwa 60.000 Mitarbeiter in einem Jahr 300 Millionen Emails versenden. Von diesen löschen sie wiederum 85 Prozent, ohne sie zu lesen – ein erschreckend hoher Wert. Ein durchschnittlicher Mittelmanager verbringt circa eine Stunde pro Tag allein damit, die E-Mails zu sichten und zu löschen. Eine weitere Stunde benötigt er, um auf relevante Mails zu antworten. Eine namhafte Beratung hat zudem zeigen können, dass Manager weitere zwei Stunden am Tag damit zubringen, Informationen zu suchen – von denen nicht einmal 50 Prozent einen wirklichen Nutzen darstellen. Den Rest der Zeit verbringt ein Großteil der Manager einer Matrixorganisation in Meetingmarathons, um sich mit Vorgesetzten und Untergebenen, anderen Abteilungen und Ländergesellschaften abzustimmen. Damit ist das Management heute bestenfalls so effektiv wie die Waldarbeit vor 50 Jahren.

Ein sehr interessanter Beitrag, dessen Thesen ich in vielen Bereichen nur unterstreichen kann. Der gemeine Manager lebt in der E-Mail Inbox, in Excel-Tabellen, unzähligen Slides, in Telefonkonferenzen Meetings und auf seinem Blackberrry. Dies sind sicher einerseits festgefahrene Arbeitsweisen und Rituale. Doch jenseits dessen dürfen wir auch Verhaltensweisen nicht ignorieren, die dahinter stehen: Bewahren von Herrschaftswissen, Schutz der eigenen Machtstellung, Division und Abteilung. Die Mehrzahl der Manager haben sicher den Eindruck, daß die Tabelle und Präsentation im persönlichen Posteingang in jeder Weise sicherer geschützt ist als die entsprechende Information im Blog und in der gemeinsam genutzten Dateibibliothek.

 

Bei modernen Enterprise 2.0-Arbeitsweisen geht es nicht primär um Technologien. Es geht vor allem auch um Umdenken, sich und seine Informationen öffnen und diese kollaborativ im Team zu teilen, wo sinnvoll weiter zu entwickeln und zu diskutieren. Die entsprechenden Sicherheitsmechanismen, um Informationen und Diskussionen der Chefetage in geschützter Umgebung zu teilen und zu diskutieren, sind da. Doch es muß auch der Wille da sein, miteinander zu teilen und zu reden, zusammen zu arbeiten. Und das auf der Management-Etage, als generelle Kultur im Unternehmen und künftig sogar in der Kommunikation mit den Kunden über soziale Medien. Der Chef 2.0 ist aus meiner Sicht in hohem Maße ein Kommunikator, ein Dirigent, der die Solisten in sein Orchester einbindet, das beste aus ihnen herauskitzelt, um ein grandioses Konzert abzuliefern, zu dem seine Zuhörer, die Kunden und Investoren, frenetischen Applaus spenden.

Enterprise 2.0 bedeutet nicht sozialistische Gleichschalterei und Abwesenheit von Hierarchien und Entscheidungen. Enterprise 2.0 bedeutet Entscheidungen anders treffen, Informationen intelligenter erfassen, moderne Social und Business Analytics-Werkzeuge nutzen, um hoffentlich auf einer fundierteren Wissensbasis bessere Entscheidungen oft auch schneller treffen zu können. Das passt ja gerade perfekt zum Launch vo Lotus Connections 3.0, das Social Analytics enthält. Das passt zu Cognos 10, wo wir ein Business Analytics-Werkzeug mit kollaborativen Funktionen ausstatten.

P.S. Ich finde den Ansatz der Kollegen aus dem Smarter Work-Team der IBM sehr interessant, die das smartere Vorstandssekretariat gestaltet haben. Vielleicht ist ja genau dieses Sekretariat ein Hintertürchen, um das Tor zum Enterprise 2.0 stärker aufzustossen.

Posted from Digital naiv – Stefan63’s Blog


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