Von Nachrichtenflut, Marketingautomatismen, Richtlinien und Data Privacy – Nach dem Social Media Praxisworkshop der DNUG

Eine geschäftige Woche liegt hinter mir. Zwischen Montag und Mittwoch (15. bis 17.11.2010) war ich größtenteils auf der DNUG Herbstkonferenz in Frankfurt, die unter dem Motto „Meet. Connect. Benifit.“ stand. Am Montag führten Lars Basche und ich erstmal (und zweimal hintereinander) einen Praxisworkshop Social Media durch. Ziel des Workshops war es, den Teilnehmern praktische Tipps zu geben, wie sie sich als Mitarbeiter eines Unternehmens in sozialen Medien bewegen können. Der erste Teil des dreistündigen Workshops stand sehr stark unter dem Fokus Social Media Guidelines. Als Beispiel dienten die Guidelines der IBM, die ja oft als Vorbild auch von anderen Unternehmen herangezogen werden – und die natürlich öffentlich verfügbar sind.

IBM ermutigt darin seine Mitarbeiter explizit, in sozialen Medien aktiv zu sein, sich aber auch als IBM Mitarbeiter erkennen zu geben, wenn IBM-nahe Themen diskutiert und kommentiert werden. Dabei sollen die Mitarbeiter deutlich machen, daß sie ihre persönliche Meinung äußern und keine offizielle Stellungnahme seitens der IBM abgeben. Die Mitarbeiter agieren also eigenverantwortlich. Natürlich (eigentlich sollte das selbstverständlich sein) sollten auch in den sozialen Medien die Regeln des respektvollen Umgangs miteinander ebenso wie der gesunde Menschenverstand gelten. Deutlich wurde in beiden Veranstaltungen, daß trotz Guidelines rund um das Thema soziale Medien als Mitarbeiter nutzen Fragen bleiben, die eben auch in genau solchen Workshops diskutiert werden müssen.

Beim zweiten Teil des Workshops ging es dann um Tipps und Tricks. Wie informiere ich mich? Welche Arbeitsweisen kann man anwenden, um Themen zu finden und zuzuhören (Social Media Monitoring)? Welche Tools und Social Media-Clients gibt es? Abgeschlossen haben wir den Workshop mit Praxsbeispielen, die Lars und ich hoffentlich während des ganzen Workshops immer wieder haben einfließen lassen.

Zwei kritische Bemerkungen stachen für mich heraus: Jörg Allmann monierte erneut eine zu hohe Automatisierung im Bereich Social Media, seiten der Lotus-Marke der IBM und von mir persönlich. Durch Mechanismen, wie wir sie im Bereich Social Media einsetzen, fühlt er sich auf allen Kanälen überflutet. Und durch diese Überflutung ist er genervt und liest die Nachrichten gar nicht mehr. Er vermißt eine Art Kennzeichnung, was denn nun wirklich wichtig ist und was nicht.

Tja, lieber Jörg, ich nehme Deine Kritik hier durchaus sehr ernst und versuche auch schon seit einiger Zeit, die von mir verschickten Informationen herunterzudampfen und gezielter zu steuern. Twitter ist für mich dabei der Nachrichtenkanal, über den ich „alles Interessante“ verteile. Facebook setze ich unterdessen selektiv ein und versuche es zu vermeiden, zu viele Nachrichten dort zu posten. Google Buzz wird automatisch gefüttert, eigentlich nur, um meine Kommunikation mit Martin Koser aufrecht zu erhalten, der ein überzeugter Buzz-Anwender ist.

Und da sind wir auch beim Punkt, warum ich persönlich dieselben Nachrichten in verschiedenen Kanälen publiziere, vom Tweet, den ich über Hootsuite gezielt auf Twitter, Facebook oder LinkedIn verteile, bis zum Blogeintrag, den ich über Posterous und dessen Auto-Publishing veröffentliche. Ein Blogbeitrag wie dieser taucht dann in meinem privaten Blog ebenso auf wie auf Facebook. Und es ist auch sehr interessant zu beobachten, wo plötzlich Reaktionen und Diskussionen entstehen. Mein Beitrag Mein Geist ist schwach, der Geldbeutel offen – Gedanken eines Anwenders, der Apple (auch) im Unternehmen nutzt wurde beispielsweise von Arnd Layer und Doro Toereki auf Facebook kommentiert. In meinem Blog kam es zu keiner Reaktion. Mein Artikel zu Social Business dagegen erzeugte in meinem privaten Blog diverse Kommentare und Diskussionen.

Ich erkenne noch keine Logik, warum mal hier, mal dort diskutiert wird. Der entscheidende Faktor scheint die persönliche Vorliebe des jeweiligen Kommentators zu sein. Arnd und Doro sind auf Facebook aktiv, Alex Stocker und andere eher direkt im Blog. Martin Koser nutzt Buzz, andere sind nur auf XING oder Facebook aktiv, und so weiter. Ich habe das auch mal als Zerfledderphänomen bezeichnet. Diskussionen können sich auf verschiedenen Plattformen verteilen – und dies ist teilweise durchaus anstrengend und Diskussionsströme kommen leider nicht mehr zusammen. Aber mir persönlich sind die Kommentare der Menschen, meines Netzwerk auf Facebook, Twitter, Buzz und in meinem Blog wichtig. Deshalb „cross-publishe“ ich. Natürlich würde ich mir wünschen, daß mein Blog die zentrale Plattform wäre, aber c’est la vie. Und Vielfalt ist im Grunde gut, finde ich.

(Aber noch ein Tipp an Dich, lieber Jörg: Wenn ich über was privat blogge, ist es mir in der Regel wichtig. Wenn Du also meinem Blog folgst …)

Und natürlich werde ich, werden wir (Lars und ich) die Bedenken ernst nehmen und versuchen, darauf zu achten, die „Empfänger“ nicht zuzuspammen und die Marketingautomatismen nicht zu übertreiben. Also sorry, wenn ich den ein oder anderen nerve. Ich bin ein Informationsjunkie, jemand, der Informationen sehr schnell erfasst (Schnellleser) und weiterverarbeitet und verteilt. Man kann ja auch wegschalten, wie es Jörg wohl (leider) derzeit tut.

(Und nein, liebe Notes-Hexe, ich habe wirklich keinen Ghostwriter, der für mich zwitschert oder bloggt. Kommt alles noch direkt von mir.)

Eine weitere heiße Diskussion entspann sich um das Thema Data Privacy und Compliance. Carsten Schöpp von der Uni Koblenz vermisste im Workshop die Aufklärung bzw. die Hinweise auf Datenschutzaspekte und -risiken. Ja, Aufklärung darüber, was Google, Facebook und Konsorten tun, was ihr Geschäftsmodell ist und demzufolge zu erwarten ist, muß unbedingt sein. Wir werden uns sicher überlegen, in eventuell kommenden Workshops explizit nochmals darauf hinzuweisen. Und wie desöfteren während beider Workshops erwähnt, ist Aufklärung und Ausbildung nötig, angefangen vom Elternhaus über Kindergarten, Schule, Universität bis hin zur Erwachsenen- und Seniorenbildung. Deshalb haben wir ja auch den Workshop angeboten.

Nochmals herzlichen Dank für die Teilnahme und rege Diskussion, die gerne weiter gehen kann.

Und hier ist die Präsentation, die wir hoffentlich ständig weiterentwickeln werden:

Social Media Praxisworkshop

Posted from Digital naiv – Stefan63’s Blog

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