FAZ mit BILD-Niveau: „Um den Job gebloggt“

Für den Aufreger des Tages sorgt (nach der gestrigen erneuten Niederlage meiner Borussia) heute die FAZ. In Beruf und Chance ist ein  ausführlicher Artikel unter der Überschrift „Um den Job gebloggt“ erschienen, der folgendes Intro hat:

Früher lästerten Mitarbeiter in der Kantine um den Chef, heute in Internet. Die Folgen können schwerwiegend sein: es droht die fristlose Kündigung.

Danach wird von der Autorin ein amerikanisches Beispiel aufgeführt, wo jemandem fristlos aufgrund eines Tweets gekündigt wurde. Liebe Autorin, so schnell kann man in Deutschland nicht kündigen. Da gibt es das Mittel Abmahnung. Und da gibt es einen Betriebsrat. Losgelöst davon: Wer Betriebsgeheimnisse im Netz ausplaudert, wer dort über seinen Chef und sein Unternehmen herzieht, der hat – um es vorsichtig zu formulieren – nicht nachgedacht. Und der hat auch schon vorher an der Theke in aller Öffentlichkeit geplaudert.

Ja, Social Media Gudelines sind eine sinnvolle Angelegenheit und Unternehmen sollten diese haben und Mitarbeiter im Umgang mit Social Media schulen. Und diese Medienkompetenz zu lehren ist eine Aufgabe von Kindes Beinen an, von Eltern, Kindergarten, Schulen, Universitten, Betrieben, Volkshochschulen.

Dem Artikel fehlt leider jegliche Ausgewogenheit. Die Autorin beleuchtet einseitig vermeindliche Risiken. Welche Chancen und Vorteile das Engagement von Mitarbeitern in Social Media Unternehmen bringen kann, fällt komplett unter den Tisch. Liebe Autorin, auch das kann man recherchieren. Nein, das muß man als gute Journalistin recherchieren. Die FAZ, zu der ich aufgrund meiner Ausbildung als Journalist und meiner Tätigkeit (ich habe mal einige Monate während meines Studiums dort gejobbt) eine durch aus positive emotionale Beziehung hatte, bewegt sich hier au BILD-Niveau. Inhalte und sachliche Aufklärung werden nicht nur einer reißerischen Überschrift mit anschließendem Intro geopfert, auch das Thema wird einseitig polemisch dargestellt. Voll daneben und einer Qualitätspublikation nicht würdig.


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