Saisonausblick: Gladbach in der Favre’sierung

Wer hatte in der vergangenen Saison vor der Runde mit einer solcher Leistung der Borussia gerechnet? Wer hätte zu Beginn des Jahres noch einen Pfifferling auf den Klassenverbleib gewettet. Ja, ich hatte noch ein wenig Hoffnung, doch es war nur ein Körnchen. Lange Zeit hielt die Vereinsführung (und auch ich) Michael Frontzeck die Treue, der die Mannschaft ja 2009/10 sicher zum Klassenerhalt fûhrte. Doch nach der Heimniederlage gegen Stutgart musste etwas passieren. Es war offensichtlich, dass Frontzeck es nicht schaffen würde.

Dann kam, sah und siegte Lucien Favre, nicht ohne Holperer. Ich mag gar nicht an das Eigentor von Bailly gegen Kaiserslautern denken. Doch nach einer Weile stabilisierte (Oder sollte ich favresierte schreiben?) sich die Mannschaft und legte eine beeindruckende Serie hin, u.a. mit einem Sieg gegen den späteren deutschen Meister, und schaffte in der Relegation verdient den Verbleib in der 1. Liga.

Und wie zu Beginn der Runde 2010/11 stellt sich die Frage quo vadis Borussia. Zieht endlich, endlich, endlich Kontinuität in der sportlichen Führung und eine kontinuierliche Entwicklung der Mannschaft ein? Natürlich hoffen es Borussia-Fans wie ich. Und wir hoffen, dass Favre wirklich der Perspektivtrainer ist, den er so eimdrucksvoll ruhig, gelassen, engagiert und sympathisch in der Rückrunde gab. Da war ja auch mal die Entlassung bei der Hertha nach einer zuvor herausragenden Saison. Doch ich bin einmal optimistisch bezüglich der Favre’sierung.

Was hat sich bei der Mannschaft getan? Mit ter Stegen scheinen wir nun wirklich ein Riesentalent zwischen den Pfosten zu haben – und es ist gut, dass der gegelte Bailly weg ist. Für diesen Typ Torwart hab ich trotz aller Verdienste dee Saison 2008/09 einfach nichts übrig. Hoffen wir also, dass ter Stegen stabil seine Leistung bringt. Das, was er in den 8 – 9 Spielen zeigte, war ausnehmend gut, aber eine Saison dauert 34 Spiele.

Massgeblich für den Klassenerhalt war die Stabilisierung der Abwehr. Stranzl und Dante sind hier sicher als Innenverteidiger erste Wahl und mit Brouwers steht ein weiterer starker Mann dahinter. Auf den Aussenbahnen haben sich Daems und Jantschke durchgesetzt, beides keine Flankengötter, aber stabil in der Defensive. Daems wird durch den schwedischen Zugang Wendt unter Druck gesetzt. Jantschke scheint bei Favre mehr als nur einen Stein im Brett zu haben, wie der anstehende Abgang von Levels zeigt.

Sicherlich massgeblich zu einer guten Defensive beigetragen haben auch Nordtveid und Neustädter, die unter Favre als Doppelsechs gesetzt waren. Beide scheinen mir jedoch in der kreativen Spieleröffnung nicht unbedingt ihre Stärken zu haben. Aber vielleicht müssen sich auch als Gegengewicht zu Arango und Reus wirken und ein weiterer zu Kreativer wäre eher kontraproduktiv? Schwer zu sagen. Für mich ein Hoffnungsträger bleibt Patrick Herrmann, der sicher mehr als nur gute Ansätze hat. Das Problem wird hier sein, ob die Mannschaft einen Reus und einen Herrmann zur gleichen Zeit auf dem Platz verkraften kann.

Aus Karlsruhe sind mit Rupp und Zimmermann zwei neue Kräfte gekommen, bei denen sich die Frage stellt, welchem Weg sie gehen? Werden sie à la Reus sofort einschlagen, der nun bereits die zweite bärenstarke Saison gespielt hat. Brauchen sie à la Neustädter eine Runde Anlaufzeit? Oder schaffen sie nicht den Sprung von 2. in die 1. Liga. Hier muss ich an Andersen denken, bei Düsseldorf einer der stärksten Innenverteidiger der 2. Liga, der den Sprung erst einmal nicht schaffte, den wir aber hoffentlich noch nicht abschreiben müssen.

Auch zu Juan Arango muss ich ein Wort verlieren. Er hat in der Rückrunde sicher nicht schlecht gespielt, doch hatte ich mir vom venezulanischen Nationalspieler deutlich erwartet. Hier wäre eine Alternative durchaus wünschenswert. Zu einem weiteren Spieler habe ich ein skeptisches Verhältnis: Mike Hanke. Doch muss ich gestehen, dass ich seine Spiele als „Ableger“ hinter der Spitze hängend gut fand. Nur wie stabil wird er spielen und trainieren? Der Australier Leckie hat in den Vorbereitungsspielen einen guten Eindruck hinterlassen, doch sind Vorbereitung und Bundesliga sicher zwei verschiedene Stiefel.

Vorne bleibt zu hoffen, dass de Camargo endlich einmal von grösseren Verletzungen verschont bleibt, doch scheint er einfach anfällig zu sein. Er ist der mitspielende Knipser, den die Borussia gut gebrauchen kann. Tja, und es gibt noch einen weiteren Neuzugang: Bobadilla ist aus Griechenland zurück. Ich glaube, dass der unter Favre durchaus die Chance hat, endlich den Durchbruch zu schaffen. Schaun wir mal.

Ob Idrissou bleiben wird, ist wohl fraglich. Und zum potentiellen Manchester-Neuzugang Joshua King kann man noch nicht viel sagen. Favre scheint grosse Dinge von ihm zu halten. Neben den genannten Spielern arbeitet er wohl auch mit einigen Nachwuchskräften, so dass durchaus auch noch der ein oder andere neue Name auftauchen kann.

Der Kader müsste aus meiner Sicht eigentlich das Potential haben, souverän einen stabilen Mittelfeldplatz zu erspielen. Doch wie wird das Team performen, wenn der Saisonstart mit Niederlagen beginnt? Bayern und Schalke sind nicht das einfachste Programm zum Start. Ich drücke (natürlich) der Mannschaft und Lucien Favre alle Daumen. Hoffentlich baut man mit Favre wirklich etwas auf. Mein Tipp ist – durchaus optimistisch – ein 9. oder 10. Platz. Und mit einem Kumpel habe ich die Wette laufen, dass die Borussia vor dem FCK liegen würde. Schaun wir also mal.

Noch eine Abschlussbemerkung zum Management und Maxi Eberl. Man hat sehr, sehr lange an Frontzeck festgehalten. Das empfand ich als sehr sympathisch, auch wenn dann der Trainerwechsel massgeblich zum Klassenerhalt beigetragen hat. In der Winterpause wurden dann noch zur Amtszeit von Frontzeck, vielleicht mit ihm, Spieler wie Stranzl, Nordtveid, Hanke und Fink geholt, von den mindestens zwei eingeschlagen haben. Eine durchaus sehenswerte Bilanz. Trotzdem bleibt das Management von Königs über Bonhof abwärts zu Eberl nicht erst nach der versuchten Effenberg’schen Palastrevolution unter verstärkter Beobachtung. Spannend zu beobachten wird sein, welche Rolle Hans Meyer im Präsidium spielen wird.

Über und hinter der Borussia hängt immer der Schatten der so erfolgreichen 70’er Jahre. Davon träumen die Fans, auch wenn wir von diesen Zeiten weit weg sind. Auf eine Renaissamcd hoffen die Fans seit fast 2 Jahrzehnten. Wirtschaftlich scheint der Club stabil. Nun hoffen wir weiter auf einen sukzessiven sportlichen Aufstieg.


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