„Es kann nicht sein, dass ein Privatunternehmen ein Monopol über unsere persönlichen Daten besitzt und sie einfach weiterverkaufen kann“

Das Interview mit dem Historiker Niall Ferguson schliesst sich quasi nahtlos an den gestrigen Bericht zur Geiz-ist-geil- und Kostenlosmentalität im Umgang mit Google, Facebook & Co an. Auch Ferguson prangert die Monopolisierung an. Früher hätte man das Wettbewerbsrecht verschärft. Das könne man heute vergessen:

Im Gegensatz dazu gibt es für die Tech-Riesen aus dem Silicon Valley heute keinerlei Regulierung. Hier gilt einzig und allein das Prinzip, dass der Gewinner alles erhält. So haben ein paar Unternehmen eine Monopolstellung erreicht, die ihnen unvergleichliche Dominanz verschafft. Google als Suchmaschine, Amazon im E-Commerce, Facebook unter den sozialen Netzwerken – und jeder, der von Wettbewerbsrecht spricht, wird ausgelacht. Die Politik wird Amazon oder Google nicht aufspalten, das können Sie vergessen.

via Soziale Netzwerke: Facebook zerstört die Demokratie | ZEIT ONLINE

Ferguson fürchtet um unsere Daten. Ferguson fürchtet gar um die westliche Demokratie:

Kurz gefasst haben wir also zwei Firmen, Google und Facebook, die den globalen Werbemarkt bestimmen und zugleich auch die Macht haben, den öffentlichen Raum zu dominieren. Das ist ein Zustand, der langfristig nicht aufrechterhalten werden kann. Es kann nicht sein, dass ein Privatunternehmen ein Monopol über unsere persönlichen Daten besitzt und sie einfach weiterverkaufen kann. Das ist schlicht und einfach verrückt. Genauso wie die Tatsache, dass Facebook durch seinen Newsfeed der mit Abstand größte Herausgeber von Nachrichten in der Geschichte der USA ist. Das ist desaströs für den Fortbestand der westlichen Demokratie.

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Über Amazon habe ich mich ja kürzlich geäußert. Ich glaube, dass man auch hier ganz persönlich etwas tun kann und muss. Die Google-Suche zu nutzen oder nicht zu nutzen, ist wohl auch eine Frage der Selbstdisziplin. Ich werde es in der kommenden Zeit mal mit Alternativen versuchen und hoffe, erfolgreich zu sein.

Keine Alternative zu Facebook?

Doch frustrierenderweise gibt es – zumindest wohl für meine Generation – keine wirkliche Alternative zu Facebook, wenn man sich weltweit mit Freunden vernetzen und austauschen will. Und ich zitiere meinen Kollegen Gunnar Sohn zur Resonanz auf Livevideo-Übertragungen: Größere Interaktion und Resonanz gäbe es nur auf Facebook. Führt man beispielsweise entsprechende Gespräch auf Google Hangout, passiert an Livediskussion und Interaktion nicht viel.

Gibt es also zumindest privat also keine wirkliche Wahl, wenn man seine Kontakte pflegen, sich vernetzen und mit Freunden weltweit in Kontakt bleiben will? Auch beruflich scheint Facebook fast konkurrenzlos, wenn man Interaktion und eine Livediskussion möchte. Was meint Ihr?

Eigenes Verhalten ändern und bei Bedarf Kante zeigen

Und ist es wirklich so wie Ferguson befürchtet („.., je größer der Blödsinn, umso größer die Chance, dass er viral geht.“), dass automatisch die Polarisierer diesen neuen öffentliche Raum beherrschen müssen? Haben wirklich nur polarisierende und radikale Meinungen Weiten- und Breitenwirkung? Pessimismus gegenüber neuen Medien (Zeitung, Radio, Fernsehen) hatten wir schon in der Vergangenheit und ja, es gibt auch in der Vergangenheit genug Beispiele, wie Medien missbraucht wurden.

Trotzdem möchte ich daran glauben, dass eine moderne Öffentlichkeit möglich sein muss, in der zwar kontrovers gestritten wird, aber die auch den humanen und demokratischen Werten verbunden bleibt. Wir können und dürfen die modernen Massenmedien nicht Radikalen überlassen. Genau das sollten wir auch aus der Vergangenheit gelernt haben. Deshalb bedarf es an den verschiedensten Stellen Regularien und Gesetze. Deshalb müssen Plattformen wie Facebook zur Selbsthygiene verpflichtet werden. Und deshalb muss jeder einer aufstehen und wenn notwendig auch dort Kante zeigen.

(Stefan Pfeiffer)


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2 Antworten zu „„Es kann nicht sein, dass ein Privatunternehmen ein Monopol über unsere persönlichen Daten besitzt und sie einfach weiterverkaufen kann“”.

  1. […] Und natürlich bleibt – weniger Werbung im Newsfeed hin oder her – auch die Macht über die persönlichen Daten der Anwender:  […]

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  2. […] Privatsphäre der Bequemlichkeit. Wie ich hier schon öfters geschrieben habe, geben viele von uns Facebook, Google und Amazon mehr oder weniger gedankenlos unsere Daten im Tausch gegen „das“ […]

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