Statt Befunde per Fax und Röntgenbilder per CD – Kommt endlich die elektronische Patientenakte?

Beim Thema Elektronische Patientenakte scheint endlich Leben in die Bude zu kommen. Wie das Handelsblatt berichtet, gibt es eine Absichtserklärung zwischen Krankenkassen, Ärzten und dem Ministerium. Die Lösung soll wohl allen gesetzlich Versicherten bis spätestens 2021 zur Verfügung gestellt werden. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe wohl Druck gemacht, dass sein Ministerium die Aufgabe an sich ziehen werde, sollten sich die Beteiligten nicht endlich einigen.

Seit 2004 – so heise – seien 2,7 Milliarden Euro investiert worden, der Aufbau einer Infrastruktur zum Abgleich von Patientendaten zwischen Ärzten, Krankenhäusern und Krankenkassen habe sich aber immer wieder verzögert.

In die Akte sollen neben Arztbefunden und Röntgenbildern auch kassenspezifische Informationen wie etwa zu Bonusprogrammen einfließen. Die Akte soll außerdem einen eigenen Bereich für Versicherte enthalten. Dort können sie beispielsweise Daten sammeln, die von Fitness-Trackern aufgezeichnet wurden.

über Elektronische Patientenakte: Einigung auf digitale Standards | heise online

Spahn fordert schnelle Ergebnisse und laut Bericht sollen Patienten spätestens ab 2021 auch per Smartphone und Tablet ihre Patientendaten einsehen können.

Auf der CEBIT 2018 haben wir uns im IBMLivestudio@CEBIT in einem Gespräch zwischen  Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender TK, und Matthias Hartmann, Chef der IBM Deutschland, auch mit dem Thema auseinandergesetzt. Die TK hat mit IBM bereits eine elektronische Gesundheitsakte entwickelt. Dr. Baas sagt im Interview:

„Ist es nicht besser, die Daten sind gesichert in einer Cloud, wo sie verschlüsselt sind und wo niemand dran kommt? Und wo nur (der Patient) Herr über diese Daten ist? Dann ist die Reaktion der Leute fast durchgängig positiv. Wir haben Versicherte befragt: Über 90 Prozent sagen: Das wäre eigentlich prima, wenn ich so etwas hätte.“

Hier kann das gesamte Video angesehen werden. Informationen der TK zur elektronischen Gesundheitsakte gibt es hier.

Natürlich gibt es auch Bedenken der Sammlung und Nutzung der Patientendaten. Diese liegen vor allem im Bereich Datenschutz und Datenhoheit und in der Interessenlage von Pharmakonzernen, die natürlich auch großes Interesse an „Big Data“, den Patientendaten, haben.

Meine 2 Cents: Gerade aufgrund meiner Erfahrungen des vergangenen Jahres, begrüße ich den Aufbau einer solchen Akte mit transparentem Austausch von Daten zwischen Ärzten und Krankenhäusern, wobei natürlich ich als Patient entscheide, wem ich welche Daten freigebe. Es kann nicht sein, dass „meine“ Ärzte nicht einmal „meine“ Daten im Zugriff haben. Dass derzeit noch CDs mit Röntgenbildern oder Faxe mit Befunden verschickt werden, ist nicht nur nicht zeitgemäß, es ist auch nicht sicherer als eine vernünftige digitale Lösung. Hier lebt man in Deutschland noch in der Steinzeit. Aber nochmals, klar ist für mich jedoch: Die Datenhoheit muss beim Patienten liegen – und ganz sicher nicht bei Krankenkassen, Krankenhäusern oder gar Pharmakonzernen!

(Stefan Pfeiffer)

Comments

8 Antworten zu „Statt Befunde per Fax und Röntgenbilder per CD – Kommt endlich die elektronische Patientenakte?”.

  1. […] Mir heute ein bisschen viel Kaffeesatz-Leserei nach Hessen-Wahl und Rückzug von Angela Merkel als CDU-Vorsitzende, aber es sei uns drei Klugschwätzern gegönnt. Tja, wer ist der digitale Hoffnungsträger unter den potentiellen CDU-Vorsitzenden? Ich bleibe dann – wie im Gespräch gesagt – doch bei Jens Spahn hängebn, der mir in anderen Politikthemen nicht unbedingt zusagt, aber halt doch ein digitales Grundverständnis zu haben scheint (siehe Patientenakte). […]

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  2. […] der „digitalen Heiner“ – wie beispielsweise das Thema Gesundheitsakte, das ich hier ja auch behandelt habe -, aber es sollte genug Bereiche gerade beim Thema Gesundheit und der […]

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  3. […] auch im medizinischen Umfeld wird Fax – wie ich erfahren musste – aus Datenschutzgründen noch immer intensiv […]

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  4. […] einmal erlebt hat, dass die Ärzte nicht den notwendigen Zugriff auf wichtige Untersuchungsergebnisse haben, dass Befunde per Fax und Röntgenbilder oder CT-… verschickt werden, kann eigentlich nur für eine solche Patientenakte sein. Nochmals: Natürlich […]

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  5. […] ob und wie es in den kommenden Monaten mit dem Thema elektronische Patientenakte voran geht. Wie hier schon öfters geschrieben und selber erfahren musste, glaube ich, dass der Datenaustausch im […]

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  6. […] Initiativen befinden sich in der Diskussion, von der E-Privacy-Verordnung bis zu Fragen, wie eine elektronische Patienten-/Gesundheitsakte – und andere vergleichbare digitale Angebote – sicher realisiert werden kann/können. […]

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  7. […] Thema elektronische Patientenakte horche ich wieder auf. Ich habe mich ja als Patient hier und auf Twitter dazu geäußert. Ist dann der Umkehrschluss von „Es gibt keine garantierte […]

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