Apple ist sicher kein Unschuldslamm, aber warum sollen wir Tim Cook beim Thema als Datenschutz nicht unterstützen?

Tim Cook plädiert gerade in den Vereinigten Staaten für mehr Datenschutz angelehnt an die DSGVO. In einem Artikel fordert er eine Institution, bei der sich alle „Data Broker“ registrieren sollen und wo Konsumenten nachvollziehen können sollen, wie und wo ihre Daten verwendet werden. Auf eigenen Wunsch sollen die Anwender die Löschung anfordern können.

We believe the Federal Trade Commission should establish a data-broker clearinghouse, requiring all data brokers to register, enabling consumers to track the transactions that have bundled and sold their data from place to place, and giving users the power to delete their data on demand, freely, easily and online, once and for all.

Zitiert nach FastCompany*

Mark Sullivan begrüßt auf Fast Company diesen Vorstoß, zitiert aber auch die Bloomberg Opinion columnist Shira Ovide:

Auch Apple ist nicht ganz sauber. Natürlich nicht. Auf die Praktiken in China habe ich hier im Blog bereits hingewiesen.

Inconvenient truth : Facebook is one of the two biggest harvesters of personal data, and it’s also the most popular free app in the history of Apple’s App Store. Along with Google, Apple is one of its two main distributors.

Inconvenient truth : Google, the other major harvester of personal data alongside Facebook, pays Apple to retain its status as iOS’s default search engine. Goldman Sachs estimated that that fee amounted to $9 billion in 2018 and could go up to $12 billion in 2019.

über Apple is part of the data surveillance economy

Es gibt eine feine Trennlinie: Auf der einen Seite nimmt Apple sicherlich gerne das Geld von Google und rechtfertigt bestimmt auch, warum Facebook im App Store verfügbar ist. Doch was würde passieren, wenn iPhone-Anwender nicht mehr Facebook oder Google zur Verfügung hätten? Da ist der von Cook vorgeschlagene Weg, Daten über eine Behörde besser zu schützen, auch im ureigensten Interesse von Apple nur zu verständlich.

Doch muss man auch klar konstatieren, dass Apple in seinen eigenen Produkten Datenschutz und Privatsphäre in hohem Maße berücksichtigt. Das differenziert Apple von anderen Anbietern wie eben Google mit Android und anderen Datensammeltools. Amazon Echo und Alexa sind ein anderes Beispiel. Auch hier wieder klar die unterschiedlichen Geschäftsmodelle und damit Interessen: Apple lebt (noch) von Hardware. Google lebt von Werbung. Und Daten sind für Amazon unverzichtbar.

Apple ist sicher kein Unschuldslämmle und hat ganz sicher eigene wirtschaftliche Interessen. Kaum ein oder kein Unternehmensführer ist wirklich selbstlos. Trotzdem sollte man Tim Cook bei seinen aktuellen Vorstößen unterstützen. Warum soll man ihn nicht im Sinne von Datenschutz in eigenem Interesse der Anwender instrumentalisieren? Dem Schutz der Privatsphäre tut gerade in den USA eine prominente Stimme gut.

(Stefan Pfeiffer)

* Der Artikel der Time war für mich nicht aufrufbar, da ich in Europa sitze, so der Hinweis der Webseite, die eingeblendet wurde.

** Man kann auch auf iOS Geräten eine andere Suchmaschine wie Google einstellen. Habe das hier mal kurz dokumentiert.

*** Zum Thema schon im Blog veröffentlicht:

Comments

3 Antworten zu „Apple ist sicher kein Unschuldslamm, aber warum sollen wir Tim Cook beim Thema als Datenschutz nicht unterstützen?”.

  1. […] den vergangenen Monaten gab es eine interessante Entwicklung: Tim Cook hat sich als weißer Ritter des Datenschutzes gegenüber den Datenkraken positioniert. Er lobt die DSGVO und fordert ähnliche Gesetze in den USA. Gut so, auch wenn man ihm unterstellen […]

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  2. […] Apple ist sicher kein Unschuldslamm, aber warum sollen wir Tim Cook beim Thema als Datenschutz nicht… […]

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  3. […] verbirgt, gerade dann, wenn ein Konzern von Daten und Werbung lebt (siehe Google und Facebook). Da fühle ich mich bei Apple wohler, hoffe das auch die iOS14 Gesichtserkennung „secure“ ost (oder nutze sie nicht) und […]

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