Collaboration: Nicht die Werkzeuge sind die Herausforderung, das gemeinsame Verständnis und Leben von Zusammenarbeit ist es

Eigentlich dürfte man das Thema gar nicht behandeln, denn es hat einen solch langen Bart: das Thema E-Mail und dessen oft vorausgesagter Tod. David Roe nimmt auf CMSWire auf den von Hiver durchgeführten State of Email Report 2019 (zum Download wird eine Registrierung gefordert) Bezug. Demnach nahm der E-Mail-Verkehr weiter zu, aber die Empfänger lesen weniger E-Mails. Nach Report ist die Zahl von 75 Prozent in 2017 auf 60 Prozent gefallen. Und sie antworten nur auf eine von 10 Nachrichten. Zwei Gründe dafür sind immer mehr E-Mails, in denen man aus verschiedensten Gründen in Kopie genommen wird, oder aber weitergeleitete E-Mails.

Natürlich stellt sich mir die Frage, ob das denn immer sein muss und ich muss an einige E-Mail-Trails der letzten Tage denken. Wer einmal auf Kopie gesetzt wurde, der entkommt dem oft Endlosdialog nicht mehr. Leider gibt es kein Opt-Out aus einer E-Mail-Konversation. Vielleicht sollte das eine Funktion, die Google und Microsoft in beim von David angekündigten Redesign ihrer E-Mail-Klienten einführen sollten? Insgesamt erinnert mich die Diskussion rund um E-Mail an das kürzlich hier behandelte wahre Welt des Dokumentenmanagements. Die Brücke ist ja auch da: das Versenden von Dateianhängen per E-Mail …

E-Mail immer noch der größte gemeinsame Nenner

Und ja, lieber Drew Houston von Dropbox, die grundlegende Frage bleibt: „Wie schaffen wir es, dass eine E-Mail gar nicht erst gesendet wird?“ Und ja, lieber Michael Kroker, vielleicht setzen zu wenige Unternehmen fortschrittliche Werkzeuge ein, blockieren Cloud-Speicher wie Box oder Dropbox, und ignorieren Messenger wie Slack oder Teams, stehen sich also wie Du schreibst beim Digitalen Arbeitsplatz selbst im Wege. Kein Wunder, dass E-Mail der kleinste und gleichzeitig größte gemeinsamste Nenner bleibt.

Doch die Werkzeuge alleine werden das Problem nicht lösen. Da kann man auch die Diskussion, nehme ich nur die besten Produkte und kombiniere sie oder nehme ich alles aus einer Hand, endlos führen. Solange es nicht gelingt, auch die einzelnen Anwender in der Nutzung der Werkzeuge an Bord zu nehmen, solange werden wir im Dilemma feststecken, Dateien auf der Festplatte und in Verzeichnissen speichern und weiter endlose E-Mail-Trails führen. Das gemeinsame und gelebte Verständnis muss da sein, wann man per Slack kommuniziert, was per E-Mail verschickt wird und wie Dateien wo gespeichert werden. Nur wenn das klar ist und gelebt wird, werden wir nicht weiter herumdoktoren, noch mehr Kommunikationskanäle und Informationssilos schaffen, sondern wirkliche Fortschritte am digitalen Arbeitsplatz erzielen.

Und ein Schelm, wer beim Titelbild dieses Beitrags vermutet, dass der Begriff Collapse unter Collaboration per Absicht positioniert wurde.

Der Collaboration-Markt wächst signifikant …

Und zum Abschluss: Der Markt wird weiter signifikant wachsen, sagen auch die Glaskugel-Gucker von Gartner voraus. Sie sagen voraus, dass der globale Markt für Collaboration-Anwendungen von $2,7 Milliarden in 2018 auf $4,8 Milliarden in 2023 steigen wird. Die Treiber für dieses Wachstum sind demnach die sich entwickelnden Märkte und Länder, aber auch die wachsende Zahl an Wissensarbeitern (die aber vor allem in besagten Märkten enorm zunehmen).

Doch wer dominiert ihn. Simon Dückert ist voll auf dem Microsoft-Zug, wenn er in seinem Beitrag das Ende der im Markt befindlichen Enterprise Social Networks voraussagt:

Meine Vermutung ist demzufolge, dass die bestehenden ESNs in den kommenden 3-5 Jahren überwiegend durch Office 365 abgelöst werden. Die Rolle der offenen sozialen Netzwerke wird dabei von Yammer übernommen. Die Zusammenarbeit von Abteilungen, Projekten und Communities wird von Teams abgedeckt

über Die Zukunft von ESNs – wie sehen die nächsten 3-5 Jahre aus? | ALL @ 21C

… aber wer sahnt die Umsätze denn nun ab?

Für mich angesichts einer vielerorts vermuteten Dominanz von Microsoft erstaunlich sind die Aussagen, dass der Markt fragmentiert sei und bleibe. “While decision makers still want a foundational platform, there is acceptance that no single vendor can address it all,” so wird Craig Roth, Research Vice President bei Gartner zitiert. Er sagt voraus, dass durch spezialisierte Collaboration-Anwendungen sogar mehr Silos entstünden. obwohl  Collaboration-Dienste immer mehr Infrastrukturservice seien. Passt ja auch zu den Statements von Aaron Levie von Box und Phil Wainwright.

Ich persönlich hoffe, dass der Markt vielfältig bleiben wird, auch wenn ich leider wenig Hoffnung habe, dass sich europäische Alternativen oder Open Source-Lösungen positionieren. Da scheint doch die Bequemlichkeit vieler Entscheider zu groß, die Lobbyarbeit besagten Anbieters zu erfolgreich sowie der politische Wille, europäische Plattformen zu schaffen, trotz aller Schönwetterrethorik wenig existent zu sein.

(Stefan Pfeiffer)

 Bild von Dianne Hope auf Pixabay

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