In Zeiten des Virus: „Statt Events abzusagen, sollte man zumindest über eine Virtualisierung nachdenken“ | Gunnar Sohn

In Zeiten des Virus werden gerade mehr und mehr klassische Konferenzen, Messen oder Seminare abgesagt. Das hat ernsthafte Folgen, ob es nun professionelle Veranstalter und Messen sind, denen die Einnahmen wegbrechen, oder ob es Unternehmen, sind die auf ihren Veranstaltungen Geschäft (Pipeline) generieren oder auch Kunden binden wollen. Da spricht mir Gunnar Sohn mal wieder aus dem Herzen:

Mit virtuellen Konzepten kann man ortsunabhängig Menschen erreichen, Themen vertiefen, Vorträge, Studien, Interviews, Seminare, Workshops und Produktpräsentationen verlängern und dauerhaft in der Netzöffentlichkeit etablieren. Statt Events abzusagen, sollte man zumindest über eine Virtualisierung nachdenken

Virtuelle Konferenzen, Talks, Messen, Workshops und Seminare in Zeiten des Virus | ichsagmal.com

Also jetzt darüber nachdenken, was man online abbilden kann und will. Es gibt ja schon geraume Zeit Anbieter virtueller Messen und Seminare, die ganze Messestände mit Demopunkten und Vorträgen virtuell abbilden. Hier sollen klassische Events quasi eins zu eins online abgebildet und durchaus auch ersetzt werden.

Oder aber man bereitet vor (promotet), begleitet, ergänzt und verlängert klassische Veranstaltungsformen virtuell, so wie ich es zusammen mit Gunnar. Lars und dem Team in den vergangenen Jahren während der Cebit 2018 oder der IBM Popup Experience, 2019 die sechs Wochen dauernde Think at IBM, getan habe.

Mehr als 80 Sessions mit über 150 Gästen wurden live gestreamt. Die einzelnen Sitzungen wurden auf der Website, auf dem YouTube-Kanal und auf der Facebook-Seite von IBM veröffentlicht und kommentiert. Während des sechswöchigen Einsatzes im Bikini Berlin hat das Team mit dem Livestreaming-Projekt mehr als 370.000 Menschen erreicht.

Virtuelle Konferenzen, Talks, Messen, Workshops und Seminare in Zeiten des Virus | ichsagmal.com

Der unselige Virus wird jetzt dafür führen (müssen), dass man intensiver über diese und andere digitale Formate nachdenkt, angefangen von Webinaren über die erwähnten virtuellen Messen bis hin zu Podcasts, Videocasts und vielleicht ganz neu zu entwickelnden Formen. Ist es vermessen, an Augmented oder Virtual Reality zu denken?

Klar kann man solche Formate aufwändiger produzieren, wie wir es mit dem IBM Livestudio in Hannover oder Berlin getan haben. Doch es ist heute keine Science Fiction mehr, selbst Podcasts oder Videocasts zu produzieren, live oder auf Konserve. Sehen wir ja bei 9vor9. Es muss nicht immer Hochglanz und voll ausgestattetes Studio sein. Auch authentisch und etwas ungeschliffener geht. Der Mix macht es wohl auch hier.

Doch bei allen möglichen, neuen Formaten gilt es auch an die Inhalte, die Qualität und die Vermittlung dieser Formen der Kommunikation an und mit Interessenten und Kunden zu denken. Und natürlich wird sofort die Frage kommen, was denn dieser neumodische Kram außer Awareness wirklich für das Geschäft, für die Pipeline bringen kann. Die Metrix wird ganz sicher zuschlagen. Doch jammern zählt nicht. Die Herausforderung sollte, ja muss angenommen werden. Neue digitale und virtuelle Formate sind eine riesige Chance. Sie kommen eh. Jetzt halt nur viel schneller.

Nachtrag am 5. März 2020: IBM Think 2020 als virtuelles Event zwischen dem 5. und 7. Mai 2020

Ich habe es nicht gewusst, aber ich habe die Entwicklung erwartet. Auch das Flaggschiff-Event der IBM, die Think 2020, die zwischen dem 5. und 7. Mai in San Francisco stattfinden soll, wird nun als virtuelles Event durchgeführt:

“IBM Think 2020,” the company’s premier client and developer conference, will be recreated as a global, digital-first event, to still be held on May 5-7. Think 2020 will be an exciting combination of live streamed content, interactive sessions and certifications and locally hosted events, which will highlight IBM’s technology and industry expertise for developers and clients without the risk of travel. We will share updates here.

IBM Statement on the Coronavirus and Events – THINK Blog

Nachtrag vom 6.2.2020: Großveranstaltungen nicht absagen? Professor Hendrik Streeck

Und hier noch ein weiterer Nachtrag zum Thema. Gabor Steingart hat im Morning Briefing Podcast vom 4. März 2020 Professor Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, interviewt. Der macht ein klares Statement zu den Absagen:

Wir können ja nicht in den nächsten zwei Jahren aufgrund eines Erregers alle Versammlungen absagen. Damit würde unsere Gesellschaft auseinanderbrechen. Ich selbst tendiere dazu, dass man solche Großveranstaltungen nicht absagen sollte.

Medien im Corona-Fieber

Unterdessen habe ich diesen Beitrag auch verpodcastet und dort ergänzt, dass ich davon ausgehe, dass jenseits der derzeitigen Hysterie es künftig zu hybriden Veranstaltungsformaten kommen wird, in denen Präsenzveranstaltung und digitale Formate kombiniert werden.

Auch nachdem die Virus-Hysterie abgeklungen ist: Ich gehe davon aus, dass es künftig zu hybriden Veranstaltungsformaten kommen wird, in denen Präsenzveranstaltung und digitale Formate kombiniert werden.

2. Nachtrag vom 6.2.2020: Was sind die Alternativformate zu Veranstaltungen und das Comeback des Direct Mailings

Und gerade ist ein Artikel und eine Statistik über eMarketer hereingeflattert, die ich hier nicht vorenthalten will. Es sind zwar US-amerikanische Zahlen, aber meiner Meinung nach durchaus aussagekräftig:

Für die Konversion sind demnach Onsite-Veranstaltungen und Messen das wichtigste Werkzeug. Man kann vermuten, dass diese Zahlen in Deutschland noch höher sein mögen. Die Autoren von eMarketer fordern dazu auf, kreativ zu sein, über virtuelle Konferenzen und Formate nachzudenken, die entsprechende „Erlebniswelten“ und die notwendige Interaktion und den Dialog mit Interessenten und Kunden bieten.

Zwei weitere interessante Aussagen: Selbst eMarketer in den USA sieht ein potentielles Comeback des Direct Mailings. Wenn der Postbote dreimal klingelt mit dem personalisierten Mailing. Oh Gott, wir werden nicht etwa ein Comeback der 3D-Mailings erleben? Ich male die Päckchen besser nicht an die Wand …

Und schließlich soll man – so die Autoren – alles messen und konsequent A/B Tests durchführen. Keine Frage, dass die Erfolgsmessung absolut notwendig ist, nur stellt sich mir dann die Frage, ob und wie die Parameter angepasst werden müssen. Es könnte durchaus sein, dass „die“ Leads und „die“ Pipeline eben nicht so schnell wie nach einem konventionellen Event geschrieben werden können. Die Buyer Journey könnte hier länger und aufwendiger sein. Vielleicht … Eine spannende Zeit liegt vor uns.

(Stefan Pfeiffer)

Comments

6 Antworten zu „In Zeiten des Virus: „Statt Events abzusagen, sollte man zumindest über eine Virtualisierung nachdenken“ | Gunnar Sohn”.

  1. Ein über streichen

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  2. Jetzt muss ich noch dem Sohn seine Typos korrigieren. So was aber auch.

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  3. […] wollen und für die Veranstalter, denen die Einnahmen wegbrechen. Auf einen kurzfristigen Ausweg verweist der Blogger Stefan Pfeiffer, der für IBM Messeveranstaltungen in Live-Streams ins Internet bringt: „Mit virtuellen Konzepten […]

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  4. […] wollen und für die Veranstalter, denen die Einnahmen wegbrechen. Auf einen kurzfristigen Ausweg verweist der Blogger Stefan Pfeiffer, der für IBM Messeveranstaltungen in Live-Streams ins Internet bringt: „Mit virtuellen Konzepten […]

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  5. […] bestehende Events ins Netz verlängern, dort abhalten oder neue hybride Events durchführen. Hier der ursprüngliche Blogbeitrag leicht erweitert als […]

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  6. […] bin ich in die Diskussionen eingebunden, wie wir mit der Absage aller physischen Events umgehen, ob und wie wir sie virtualisieren und digitalisieren können und so trotzdem in Kontakt mit Kunden, Interessenten, Partnern, ja der Öffentlichkeit […]

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