Super-Karl soll es richten oder Digitalisierung im Gesundheitswesen

IT im Gesundheitswesen, digitale Unterstützung bei der Bekämpfung der Pandemie und der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der es richten soll – das waren heute die Schwerpunktthemen bei , zu dem mein Kollege Andreas Gräf hinzu gestoßen ist. Mit Andreas habe ich die Tage schon „im Job“ über Digitalisierung, IT und öffentliche Verwaltung gesprochen. Was lag also näher, ihn zu Lars und mir zu einzuladen?

Befragt, was er denn von Super-Karl erwartet, begrüßte Andreas explizit dessen Ernennung. Ob ich Karl Lauterbach nun als Technokraten bezeichnen würde, sei dahingestellt. Auf jeden Fall ist jetzt ein Fachkundiger, ein Fachmann auf dem Chefsessel im Ministerium und das sorgt bei uns allen für verhaltenen Optimismus. Doch er alleine wird es nicht richten können.

Es braucht – so auch das Plädoyer von Andreas – ein anderes Vorgehen, systemisches Denken und den Willen zwischen den Kommunen und Institutionen viel stärker kollaborativ und kollegial zusammen zu arbeiten, Lösungen, Wissen und Ressourcen zu teilen und gemeinsam zu nutzen.

Vielleicht im Gegensatz zu Andreas kann ich allerdings Überschriften oder Aussagen wie Überhastete Digitalisierung gefährdet das Gesundheitssystem kann ich jedoch nicht oder nur teilweise nachvollziehen. Wenn man beispielsweise im Podcast von Sascha Lobo mit Karl Lauterbach hört, dass man seit 2002 an der elektronischen Gesundheits- oder Patientenakte arbeitet, verbietet es sich meiner Meinung nach, von Hast in der Digitalisierung im Gesundheitswesen zu sprechen. Mir scheint, dass eine Gemengelage von widersprüchlichen Interessen und Interessenverbänden mit dem von Andreas angesprochenen strukturellen Herausforderungen dazu führt, dass es ganz offensichtlich nicht oder nur langsam voran geht, was natürlich in der Pandemiebekämpfung besonders auffällt.

In der Bevölkerung scheint auf jeden Fall der Wille und Wunsch da zu sein, Lösungen wie die elektronische Patientenakte zu nutzen. Laut aktueller Umfrage des Bitkom wollen und würden 76 Prozent der Deutschen sie nutzen.

Natürlich ist das Thema Sicherheit in diesem Zusammenhang besonders relevant, wie uns gerade der aktuelle Vorfall rund um Log4j dramatisch vor Augen führt. Doch auch hier gilt, dass ein besserer Wissensaustausch und das Nutzen gemeinsamer Ressourcen ein wichtiger Baustein zu eben mehr Sicherheit sein könnte.

Nochmals lieben Dank an Andreas für den Besuch. Und ich habe den Eindruck (und die Hoffnung), dass wir Dich noch öfters bei begrüßen werden. Wir freuen uns darauf.

9vor9 Episode 74 – Über Digitalisierung im Gesundheitswesen #9vor9 – Die Digitalthemen der Woche

Stefan hat sich aufgeregt über das deutsche Gesundheitswesen im Allgemeinen und den Stand der Digitalisierung im Besonderen. Und wie gut ist es da, dass wir dieses kleine, feine 9vor9 Format haben, in dem wir versuchen, Themen nüchtern zu betrachten und zu diskutieren. Dafür haben wir uns in dieser Episode Stefans Kollegen Andreas Gräf eingeladen, der sich auskennt mit Digitalisierungsprojekten in deutschen Behörden. Wir fragen Andreas, ob Karl Lauterbach die Lösung aller Probleme ist, warum die Digitalisierung in Deutschland so läuft, wie sie läuft und was ein Ausweg sein kann. Sein Plädoyer zum Schluss: nicht konkurrieren, sondern kollaborieren, mehr in Communities denken, mehr Zusammenarbeit zwischen Industrie und Verwaltung und dabei beide Interessen bedienen. Was es dafür braucht? Vor allem eine andere Denkweise. Viel Spaß beim Hören.

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