Das soziale Zeitalter – Wie soziale Medien Menschen, Politik und Unternehmen verändern | Mein Blog als Buch

Die vergangenen Wochen waren sehr geschäftig und ich bin wenig zum Bloggen gekommen. Mein neuer Job mit unzähligen mehr oder weniger sinnvollen Telefonkonferenzen und Reviews, die Vorbereitung des IBM Social Business JamCamps und … ich habe daran gearbeitet, mein Blog als Buch rauszubringen. Und dieses Buch ist jetzt fertig und erscheint unter bloggingbooks.de. Und das hier habe ich mir dabei gedacht: mein Vorwort.

Wir befinden uns auf dem Weg ins Soziale Zeitalter – oder sind bereits mitten darin. Neue Kultur­techniken und Verhaltensweisen gepaart mit der Verfügbarkeit des Netzes und sozialer Tech­no­lo­gien verändern die Welt: Politik, Unternehmen, Geschäfts- und Privatleben. Gewagte Worte? Viel­leicht, aber ich denke eine durchaus richtige Prognose. Die Proof Points, die Belege und Be­weise häufen sich und sind nicht mehr zu übersehen. Die Piratenpartei zieht in das Berliner Parla­ment ein. Die Unruhen in England werden durch soziale Medien angeheizt. Der arabische Frühling ist ohne Han­dy und Videos nicht denkbar. Unternehmen wie Volkswagen oder Nestlé müssen mit harscher Kritik im Netz umgehen. Immer mehr Anwender sind auf Facebook und das Netz der Netze scheint sich zu einer Handelsplattform zu entwickeln. Google antwortet mit Google+. Kauf­ent­scheidungen – ob privat oder im Business-Umfeld – werden immer mehr durch öffentlich zu­gängliche Bewer­tun­gen beeinflusst.

Ich könnte die Liste der sozialen Phänomene schier endlos fortsetzen. Weniger offensichtlich, aber deshalb nicht weniger relevant sind die Veränderungen, die von der Öffentlichkeit oft unsichtbar hinter den Unternehmensgrenzen vor sich gehen. Auch dort stehen unaufhaltsame Veränderungen an. Anwender – und nicht nur die viel zitierten Digital Natives – wollen soziale Technologien am Arbeits­platz nutzen. Sie wollen chatten und sozial netzwerken. Und immer mehr CIO’s verstehen auch die Macht des sozialen Netzwerkens und fördern ein Corporate Facebook statt plumpe Ver­bote auszu­sprechen. Eine explosive Mischung aus neuen Verhaltensweisen – in einem meiner Beiträge spreche ich von den Shareaholics -, sozialen Technologien, Mobilität und in der Breite verfügbarer Infra­struktur (Cloud, Internet-Zugang, Telefonnetze etc.) verändert massiv unser poli­ti­sches, privates und geschäftliches Leben. 

Vergleiche hinken, aber sind oft durchaus hilfreich. Mit was also sind diese Veränderungen zu vergleichen? Für mich – aber das liegt an meiner persönliche Historie als Historiker und Journalist – am ehesten mit der Durchsetzung der Pressefreiheit, der Einführung der Massenmedien und der entstehenden damals bürgerlichen Öffentlichkeit be­ginnend im 19. Jahrhundert „Mich erinnern die Blogger von heute an die politisierten Bürger von 1848/49,“ sagt Heribert Prantl. Damals sprach man von einer bürgerlichen Revolution. Ich zögere etwas nun von einer sozialen Revolution zu sprechen, denn natürlich hat der Begriff „soziale Revolution“ eine lange, andere Historie. Und leider gibt es für das Phäno­men, das wir gerade erleben, keine andere treffen­dere Bezeichnung.

In diesem Spannungsumfeld bewegen sich die Beiträge dieses Buches, in dem ich oft vom Social Business in der Definition (nicht nur) meines Arbeitgebers IBM spreche, wohl wissentlich, dass es eine „andere“ Definition durch Muhammed Yunus gibt. Dennoch – und das nicht, weil ich bei der IBM beschäftigt bin – finde ich die Verwendung von Social Business unterdessen angemessen. So­zia­le Verhaltensweisen, oder besser die Verhaltensmuster des Web 2.0 und der Web 2.0-Anwender, hal­ten unaufhaltsam im Geschäftsleben Einzug. Die Technologien sind dabei Träger, aber nicht ent­schei­dend. Die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden, Interessenten oder Geschäfts­partnern verändert sich ebenso dramatisch wie die Kommunikation im Unternehmen zwischen Mitarbeitern und Abteilungen. Das gesamte Geschäftsleben wird wesentlich transparenter und das ist für mich durchaus auch ein sehr begrüßenswertes soziales Phänomen. Und vielleicht ist das auch ein Brückenschlag zur Definition und zum Konzept von Mohammed Yunus.

Dieses Buch ist eine Zusammenstellung von Beiträgen, die ich in meinem Blog unter digital­naiv.com veröffentlicht habe. Sie zeigen meine ganz persönliche Entwicklung im Umgang mit dem Web 2.0 und sozialen Technologien. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich auf einer Web 2.0 Kon­fe­renz im Herbst 2008 erstmals wirklich auf Twitter aufmerksam wurde. Neben mir saß ein junger Geek, der vor sich hin zwitscherte und das gab dann den Ausschlag, dass ich ein Twitter-Konto ein­richtete, obwohl ich den Sinn des Ganzen noch nicht verstand. So fing mehr oder weniger meine Reise in das soziale Web und in die sozialen Medien an und deshalb ist auch mein Beitrag „Ge­zwit­sche­re“ – Kann man das ernst nehmen? der letzte oder erste Beitrag, den ich in dieses Buch aufge­nom­men habe. Ich habe mich dabei entschlossen, mit den aktuellen Beiträgen zu beginnen und dann eine Reise in die Vergangenheit bis Anfang 2009 anzutreten. Dies zeigt dann hoffentlich auch, wie ich in die sozialen Medien „hineingeschafft“ habe. Der erste Beitrag des Buches ist deshalb auch ganz bewusst ein Artikel, in dem ich meine derzeitige persönliche Nutzung sozialer Techno­lo­gien in meinem Job als Marketingmensch beschreibe.

Dieses Buch beziehungsweise meine Beiträge sind parteiisch. Ich arbeite für die IBM und bin für die Vermarktung der Social Business-Software von IBM zuständig. Die Produkte und Lösungen kom­men immer wieder in meinen Texten vor, doch ich hoffe (und glaube), dass es nicht zu platt und pla­kativ, sondern immer im Nutzungszusammenhang ist. Ich bin vom Einsatz sozialer Technologien und der Art, wie ich heute in der IBM arbeiten darf, überzeugt. Die Beiträge, die hier (und in mei­nen Blogs) publiziert wurden und werden, reprä­sen­tieren jedoch meine persönliche Meinung und sind keine Stellungnahme oder Aussage meines Arbeit­gebers IBM.

Wie schon erwähnt, habe ich Geschichte studiert und lange Jahre als Journalist gearbeitet. Auch in meiner Tätigkeit als Marketingfachmann in verschiedenen Unternehmen und Positionen habe ich immer geschrieben und relativ regelmässig in der Fachpresse publiziert. Mit dem externen Bloggen habe ich dann Ende 2008/Anfang 2009 begonnen. Vorher war ich der konventionellen Welt des Publi­zierens gefangen. Seitdem haben sich aber das Bloggen wie auch soziale Medien zu einem festen Bestandteil meines Jobs und meines (sozialen) Privatlebens entwickelt.

Mitte 2010 habe ich mein Blog auf Posterous mit eigenem Domainnamen versehen und in digital­naiv.com umbenannt. Die anderen sozialen Kanäle – siehe Twitter – wurden sukzessive nach­ge­zogen. Das war einerseits eine Professionalisierung des Ganzen, ist aber auch eine Stellung­nahme. Ich hoffe, dass ich nicht digital naiv bin, sondern sehr bewusst mit sozialen Technologien und Verhaltensweisen umgehe. Der Name soll auch klar Position beziehen wider der Be­denken­träger , die soziale Medien verteufeln, „vorratsspeichern“, verbieten und verdammen. Soziale Me­dien ber­gen Risiken. Aber mit diesen Risiken müssen wir alle bewusst umgehen, statt populistisch und ohne Hirn zu verbieten. Aufklärung und Ausbildung gefragt, was nun einmal schwieriger und auf­wendiger und weniger spektakulär ist, als Verbote zu fordern.

Doch wir – und auch die „Verbieter“ – werden aus der Falle nicht herauskommen. Soziale Medien und damit einhergehend Verhaltens- und Kommunikationsmuster werden (oder sind) ebenso selbst­verständlich wie Telefonieren, E-Mailen, Fernsehen. Übrigens wollte man diese Kulturtechniken auch zu ihrer Zeit verbieten und einschränken. Wir alle sind aufge­fordert, konstruktiv zu gestalten und nicht nur plakativ zu blockieren. Das Glas ist mindestens halb voll, auch in Deutschland, und wir können es sogar weiter füllen, wenn wir entsprechend konstruktiv und kreativ sind. Eine ent­sprechende Diskussion zu fördern, Geschichten rund um Social Business zu erzählen und auch ein bisserl aufzuklären, ist sicher eines der Anliegen meiner Bloggerei.

Unterdessen blogge ich auf verschiedenen Plattformen. Neben meinem zentralen Blog digital­naiv.com schreibe ich für den IBM BlueBlog, einen Gruppenblog deutscher IBM’er, und auch auf der EULUC-Plattform, der Community der deutschen Lotus-Softwareanwender. Im September 2010 hat mich dann Sybille Gaßner von CBS Interactive gefragt, ob ich nicht ab und an auf Sili­con.de etwas publizieren wolle. Seit Mitte Oktober 2010 veröffentliche ich dort nun auch Beiträge.

Besonders danken möchte ich meinen „sozialen Geburtshelfern“ Thorsten Zoerner sowie Martin Koser, die mich helfend auf den sozialen Topf gesetzt haben. Lars Basche ist und bleibt ein weiterer wichtiger Sparringpartner rund um soziale Medien und deren Nutzung. Dass soziale Medien auch soziale Kontakte fördern, zeigt für mich meine Kontakt und meine Wertschätzung für Uwe Hauck, den ich über Twitter und Blogs kennengelernt habe und mit dem ich seitdem in laufenden, hoffent­lich gegenseitig befruchtendem Kontakt bin. Ein gutes Korrektiv und ein latenter Hinterfrager des­sen, was ich so publiziere und vermarkte, ist Jörg Allmann, der immer wieder kritisch nachhakt. Herzlichen Dank auch an die IBM als Unternehmen, das das Engagement in sozialen Medien pro­aktiv för­dert, und an meine Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen, die mir immer wieder auch An­regungen für Beiträge geben. Schließlich auch herzlichen Dank Katrin Martin, mit der zu­sam­men ich die Idee für dieses Buch – und hoffentlich viele weitere Bücher bei Bloggingbooks ent­wickelt habe. Und last but not least Danke an meine Familie und meine Frau, die oft ver­schmer­zen müssen, dass ich hinter der Kiste oder dem Gerät verschwinde, herumsurfe und tippsele.

Die hier publizierten Beiträge sind eine Auswahl, die ich nach bestem Wissen und Gewissen ge­troffen habe. Eine (auch sinnvolle) Beschränkung hat mir die Seitenbegrenzung auf maximal 120 Seiten auferlegt, in denen ich geblieben bin, um das Buch in einem bestimmten Preissegment zu halten. Die Beiträge entsprechen weitestgehend dem Original. Hier und da habe ich – wo es sinn­voll erschien – kleinere Korrekturen vorgenommen, irrelevante tagesaktuelle Abschnitte heraus­ge­nommen und natürlich Tipp- und Rechtschreibfehler korrigiert. Entschuldigen möchte ich mich für das häufige Denglisch. Leider ist mein Metier und das Thema Social Business doch durch englische Begriffe geprägt, die auch ich nur all zu oft übernehme (obwohl es vielleicht adäquate deutsche Worte gibt). Dann möchte ich allen Lesern noch viel Spaß bei der Lektüre wünschen. Über Kom­men­tare und Rückmeldungen freue ich mich sehr. Dafür steht mein Blog offen und natürlich bin ich auch über alle anderen sozialen Kanäle ansprechbar.

Mit vielen Grüssen

Stefan Pfeiffer

Darmstadt, im Oktober 2011

Das Buch kostet € 19,90. ISBN Nummer und Link zu Amazon folgen zeitnah. Auch eine E-Book-Version wird es geben. Andere Blogger, die ihr Blog als Buch veröffentlich wollen, können sich über bloggingbooks.de „bewerben“.

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Posted from Digital naiv – Stefan63’s Blog

Comments

Eine Antwort zu „Das soziale Zeitalter – Wie soziale Medien Menschen, Politik und Unternehmen verändern | Mein Blog als Buch”.

  1. […] ist im 21. Jahrhundert, im “sozialen Zeitalter” sicher nicht einfacher geworden. Zu den traditionellen Kanälen und Massnahmen, die auch weiter […]

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