Wieder eine neue 3 Buchstaben-Abkürzung? Eine etwas andere Perspektive zu ECM und EIM

Ich bin Marketer. Ich muss immer wieder neuen Buzz generieren. Ich muss neue Schlagworte erfinden. Ich muss die Sau durch das Dorf treiben. Nun haben wir einige Jahre den Begriff Enterprise Content Management (ECM) verwendet. Wir, das war und ist fast die ganze Branche, die sich mit dem Software, Hardware und Beratung rund um Dokumente und „Content“ beschäftigt.

Das ist einzigartig, denn noch Jahre zuvor wurde ein Begriffswirrwarr verwendet: Dokument Relaxed Technologies (DRT), Dokumenten Management Systeme (DMS) , Dokumentenverwaltung, Archivierung, Imaging und vieles andere mehr, was ich bereits verdrängt habe. So weit, so sehr gut.

Aber seien wir ehrlich: Wie viele unsere Kunden haben den Begriff Enterprise Content Management (ECM) wirklich verstanden? Sicher einige Mitarbeiter von IT Abteilungen. Aber die Geschäftsführung oder der gemeine Mitarbeiter? Sicher nicht. Da sollten wir uns nicht in die Tasche lügen.

Nun scheint der Begriff abgenutzt. Abgenutzt als Marketingbegriff. Abgenutzt vielleicht auch unter inhaltlichen Aspekten. So wird unterdessen diskutiert, ob man nicht von Enterprise Information Management (EIM) sprechen sollte. Hmm. Content war schon für Deutsche kaum verständlich. Information ist vielleicht einfacher zu verstehen.  Aber Information ist alles, zu allgemein. Und gehören Business Intelligence (BI) und Content/Dokumenten Management wirklich inhaltlich zusammen?

Manche reden ja schon davon, dass die „Welle“ ECM ablöst. Ich sehe das anders. Ich glaube, wir werden es noch sehr lange Zeit mit Dokumenten zu tun haben. Mit Texten, Tabellen, Präsentationen, mit E-Mails, mit Chats, mit Wiki- und Blogeinträgen und vielem mehr.

  • Diese Inhalte und Dokumente werden in strukturierten Geschäftsprozessen verwendet.
  • Diese Inhalte und Dokumente werden in „unstrukturierter“ Zusammenarbeit von Knowledge Workern verwendet.
  • Diese Inhalte und Dokumente müssen oft unter regulativen, gesetzlichen Gesichtspunkten in ihrem Lebenszyklus aufbewahrt werden. Stichwort Compliance.
  • Diese Inhalte und Dokumente werden immer multimedialer (Audio,Video etc.), auf immer mehr Endgeräten verfügbar und damit mobiler (Stichwort Smart Phones, Netbooks, Nicht-Mehr-Nur-Windows-Clients) und immer mehr real-time produziert, be- und verarbeitet.
  • Diese Inhalte und Dokumente müssen einfach auffindbar und recherchierter.
  • Diese Inhalte und Dokumente werden immer „sozialer“, tauchen vermehrt jenseits der Unternehmensgrenzen in sozialen Netzen und im Web 2.0 auf.

Das sind für mich die relevanten Anforderungen, die rund um Enterprise Content Management gestellt werden. Ich denke, es gibt noch immer eklatante Unterschiede in der Be- und Verarbeitung von strukturierten und unstrukturierten Informationen und Daten. Ja, die Grenzen werden fließender, aber Dokumente, Inhalte, Content haben noch immer etwas Originäres.

Da mir kein besserer Begriff einfällt, würde ich derzeit bei Enterprise Content Management bleiben. Obwohl ein treffenderer, besser verständlicherer, vielleicht gar deutscher Begriff endlich und dringend notwendig wäre, um der „Allgemeinheit“ das Thema und die Herausforderungen besser nahe zu bringen. Auch finde ich, das in ECM der Aspekt Verarbeitung von Inhalten und Dokumenten, der Aspekt Zusammenarbeit, Kollaboration, Sachbearbeitung etc. bei weitem nicht nicht gut genug heraus kommt.

Das Posting repräsentiert meine persönliche Meinung und nicht die meines Arbeitgebers IBM. Es schließt an die Diskussion rund um die Begriffe ECM und EIM an, die von Ulrich Kampffmeyer u.a. Beobachtern der Szene auf Xing und anderen Plattformen geführt wird.


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Comments

Eine Antwort zu „Wieder eine neue 3 Buchstaben-Abkürzung? Eine etwas andere Perspektive zu ECM und EIM”.

  1. Hallo Stefan, so neu ist das Akronym EIM für Enterprise Information Management nicht und ich glaube auch, dass es bei IBM dazu Prospekte gibt. Letztlich ist ja auch ECM bei IBM in der Division Informationsmanagement angesiedelt, oder? Mir ging es aber weniger um die Marketing-Aspekte denn um das Problem der grundsätzlichen Definitionen – DMS kümmertz sich um den Infroamtionstyp Dokument, CMS kümmert sich um den Informationstyp Content, DAM kümmert sich um den Informationstyp Asset usw. Die bisherigen Grenzen und Definitionen greifen immer schlechter. Obwohl es bei ECM sehr wohl seit 10 Jahren eine sehr genaue Vorstellung davon gibt, was ECM ausmacht, versucht jeder Anbieter den Begriff für sich mit eigenen Spezifikationen zu vereinnahmen und ECM 2.0 kann nicht die Zukunft der Branche sein – dazu ista uch 2.0 schon zu abgenutzt. Hier die Links zur Diskussion:https://www.xing.com/net/informationlifecyclemanagement/document-related-technologies-1055/de-eim-eine-weitere-blubberblase-am-it-abklurzungshimmel-26305499/26305499/#26305499http://www.documanager.de/magazin/artikel_1958_enterprise_information_management.htmlhttp://www.contentmanager.de/magazin/artikel_2271.htmlhttp://www.thecontenteconomy.com/2008/04/can-you-tell-difference-between-eim-and.htmlUlrich Kampffmeyerhttp://www.PROJECT-CONSULT.com

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