Zeit für Social Business – jenseits aller Diskussionen um Begriffe

Social Business oder Enterprise 2.0 – oder ein anderer Begriff? Was ist der beste Terminus, um das Konglomerat aus Social Media, privatem Web 2.0 und dem sogenannten Enterprise 2.0 umfassend abzudecken. Eine neuer Begriff, eine neue Kategorie ist notwendig, denn die bisherigen Worte decken nur Teilaspekte dessen ab, was sich entwickelt hat. Enterprise 2.0 fokussiert sich in der Vergangenheit zu stark auf die Verwendung von Web 2.0-Technologien innerhalb des Unternehmens. Der Aspekt unternehmensübergreifende Zusammenarbeit mit entsprechenden Konzepten und die Kommunikation mit Kunden und Partnern ist bisher in der Definition zu kurz gekommen.

sCRM ist ein Begriff, der genau letzteren Aspekt abzudecken versucht. Social Customer Relationship Management skizziert die veränderte Kollaboration mit Kunden durch soziale Medien, deckt aber den unternehmensinternen Aspekt nicht ab. Social Media wiederum ist sehr stark durch Marketing geprägt. Wie kann ein Unternehmen soziale Medien wie Facebook, Twitter oder YouTube einsetzen, um die eigenen Produkte und Dienstleistungen besser zu vermarkten. Keine der Begriff und Definitionen zeichnet das umfassende Bild: Soziale Medien, Werkzeuge und Verhaltensweisen aus dem Web 2.0 verändern die Art, wie im Unternehmen und wie zwischen Unternehmen und deren Kunden und Partner kommuniziert und zusammengearbeitet wird. Wir befinden uns in einer Phase der Transformation durch soziale Web 2.0 Werkzeuge und das Internet als Transparenzmaschine.

Genau deshalb macht auch ein Überbegriff Sinn, der all diese Aspekte beinhaltet. Und das ist auch meine Stellungnahme auf Quora, wo angestoßen durch Jim Worth eine intensive Debatte unter „What are the distinctions between Social Business and Enterprise 2.0?“ entbrannt ist. Verschiedene Leuchttürme der Szene – von Stowe Boyd über Sameer Patel bis Ross Dawson – haben sich dort geäußert. Klint Finley wirft nun auf ReadWriteWeb den Terminus Social Enterprise in die Diskussion, zieht ihn aber quasi sofort wieder zurück, denn ein soziales Unternehmen könne auch eine andere Bedeutung haben: Geschäfte mit einer sozialen Mission machen.

Doch das gilt nicht nur für Social Enterprise. Schon der Begriff Social Business wird entsprechend benutzt. Muhammad Yunus, Nobelpreisträger und Gründer der  The Grameen Bank, hat seine “Social Business”-Definition, mit der soziale Probleme durch Unternehmertun adressiert werden soll. 

In dem Bereich tätige sollen soziale und ökologische gesellschaftliche Probleme lösen. Das Konzept soll den zukunftsfähig machen.

via secure.wikimedia.org

Dass der Begriff schon anders belegt sei, wurde auch in dem ein oder anderen Posting, das ich zum Thema Social Business geschrieben habe, kritisch angemerkt. Danaben gibt es aus meiner Sicht eine weitere, vielleicht typisch deutsche Problematik. Wenn deutsche Manager den Begriff sozial hören oder übersetzen, denken sie bewusst oder unbewusst das istisch daran oder haben Planwirtschaft und einen übermächtigen Betriebsrat im Sinn. Sozial in Kombination mit Geschäft ist hierzulande schwierig. Angekommen auch bei deutschen Managern und deutschen Unternehmen sind aber Facebook und Twitter, Smart Phones und Tablets, Digital Natives und Residents, mündigere Kunden im Web 2.0, selbstbewusstere Mitarbeiter im Enterprise 1.0, die es zu einem Enterprise 2.0 transformieren wollen …

Auch deshalb halte ich aus oben genannten Gründen einen Metabegriff für sinnvoll. Wir befinden uns in einer Transformationsphase, in der Kommunikations-, Kollaborationsformen und Verhaltensweisen, die wir im Web 2.0 gelernt haben, massiv Einfluss auf das Wirtschaftsleben nehmen, auf die Art, wie Unternehmen (und öffentliche Verwaltungen) mit Kunden, Partnern und Bürgern Geschäfte machen.

Es ist Zeit für Social Business,

… auch wenn wir es gerade in Deutschland intensiv erklären müssen und obwohl wir wohl mit zwei Interpretationen leben müssen.

Zum Thema Social Business veranstaltet mein Arbeitgeber IBM zwischen dem 8. und 11. Februar einen (englischsprachigen) Online Jam. Das ist nach der Lotusphere ein weiterer Meilenstein, Social Business zu erklären und zu diskutieren. Weitere – wie die CeBIT 2011, der geplante Social Business-Tag auf der DNUG Frühjahrskonferenz sowie das IBM JamCamp im Juni 2011 – sind weitere Möglichkeiten, sich intensiv auszutauschen.

Posted from Digital naiv – Stefan63’s Blog

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