
Warum fällt mir dieser Tage immer wieder der legendäre Satz von Obelix ein? „Die spinnen, die Römer.“ Vielleicht wegen der Wahlprognosen für die Landtagswahlen in den ostdeutschen Ländern und der ach so normalen Partei AfD, vielleicht wegen der „weird“ Aussagen eines Murks und eines Donalds. Der nutzt ungeniert mit KI manipulierte Bilder, um die Swifties zu überzeugen, doch ihn zu wählen. Murks wiederum teilte Plattform X ein manipuliertes Video von Kamala Harris In diesem Deepfake-Clip hört man eine täuschend echte, aber künstlich erzeugte Stimme, die der Vizepräsidentin ähnelt.
Wer im Fenster sitzt … Ja, ich nutze hier auch KI-generierte Bilder, um meine Blogbeiträge zu illustrieren. Und auch ich freue mich, mal gewisse Herren zu verballhornen. Sollte ich vielleicht nicht. Jedenfalls mache ich es kenntlich, wenn ich solche Bilder und Illustrationen verwende.
Das generell Problem bleibt: Natürlich kann GenAI, kann und wird generative künstliche Intelligenz auch missbraucht. Gefälschte Bilder, gefakte Stimme und maschinell generierte Hunderte von Social Media-Nachrichten, die mit Bots auf allen Kanälen gestreut und verbreitet werden, sind eine riesige Herausforderung. Darüber wird zu reden sein, vielleicht auch einmal bei #9vor9. Die Nutzerinnen und Nutzer müssen gebildet werden, wie sie Deep Fakes, ob Bilder, Videos oder Stimmen erkennen können. Unterdessen gibt es einige aufklärende Artikel, Checklisten und Videos.
Daneben sind aus meiner Sicht auf jeden Fall die großen Plattformen in der Verantwortung, KI-generierte Bilder, Stimmen und Nachrichten neben Fake News und Propaganda zu stoppen. Hat das bisher geklappt? Nein, offensichtlich nicht. Ein Elon Musk kümmert sich ein Sch..dreck darum, dass auf X Hass und Hetze verbreitet werden. Im Gegenteil. Ist das ein Grund, zu resignieren? Nein, die Regierungen, die EU, die Behörden müssen gegen diese Plattformen vorgehen, nicht nur Strafen androhen, sondern sie massiv finanziell bestrafen (und das Geld auch eintreiben), sie notfalls sperren (soweit das heutzutage möglich ist). Und sollte ein Murks die EU verlassen, dann ist dem halt so. Das Vorgehen in Brasilien ist ein Beispiel und davor sollten wir keine Angst haben.
Reise in die Vergangenheit zum Kanapeé in Weilburg

Jetzt habe ich in meiner Wochenschau doch wieder über ein Thema geschrieben, das mit Digitalisierung zu tun hat. Zum Abschluss noch zwei „weiche“ Themen. Vor einer Woche haben wir mit Freunden Weilburg besucht. Das ist das Städtchen, in dem wir auf das Gymnasium gegangen sind und wo wir uns kennengelernt haben. Wir sind dort einige Stellen abgelaufen und abgefahren, die wir aus unserer Kindheit und Jugend kennen, beispielsweise die Redaktion des Weilburger Tageblatts, wo meine Frau unter Lokalchef Heinz Pfeiffer ihre erste journalistischen Schritte unternommen hat. Rein zufällig fand an besagtem Sonntag der Feldgottesdienst der Weilburger Bürgergarde vor der anstehenden Kirmes statt.


Und wir waren auch auf dem Kanapeé mit Blick auf das Weilburger Schloss und die Lahn. Doch das Kanapeé ist nicht nur ein Aussichtspunkt, es war auch eine Kneipe, damals die In-Kneipe für Weilburger Jugendliche, in der wir uns nicht auf einem der vielen Kanapees, sondern an der Theke kennengelernt haben. Ist das Lokal jetzt geschlossen? Wäre sehr schade.
War ein sehr netter Ausflug in die Vergangenheit und vielleicht suchen wir wirklich noch mal den Garten, den die Oma in Kirschhofen, einem Vorort, bewirtschaftet hat.
Leben im Rhythmus eines Hobbyfußballers
Schließlich fand ich einen Beitrag der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 25. August 2024 besonders. Joshua Kocher schreibt über seinen Abschied vom Vereinsfußball in der Kreisliga. Da musste ich natürlich an meine nicht so besonders ruhmreiche Zeit als Hobbyfußballer denken, bei der Fußball lange Jahre wirklich den Rhythmus des Lebens bestimmt hat. In der Jugend und dann auch bei den „Senioren“: zweimal die Woche Training und am Sonntag das Spiel. Vor Jahren habe ich es hier mal beschrieben.
Und ich habe es wie Joshua Kocher wahrgenommen:
Der Fußball war die letzte Verbindung zu meinen Freunden in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Der Draht ist schon dünner geworden, als ich in die Stadt gezogen bin, wird er jetzt ganz abreißen?
Joshua Kocher, Wie lange willst Du Dir das antun?, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 25.8.2024 (Link folgt, sobald der Artikel online ist)
Irgendwann ist dann mal gut, schrieb ich. Auch bei mir war der Draht schon sehr dünn, als ich dann aufhörte. Er ist abgerissen, als wir dann von Marburg nach Darmstadt gezogen sind. Der Fußballverein und das Vereinsleben waren nicht mehr meine Welt. So ist das nun mal. Manche Lebensumstände ändern sich halt.


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