Ich habe mir einige Tage Auszeit gegönnt und war auf Kreta, in Georgioupolis, unserem „Second Home“. Georgioupolis ist ein Fischerdorf, nein, unterdessen natürlich ein populärer Touristenort an der Nordküste Kretas, etwa eine Stunde östlich von Chania, einem der Flughäfen der Insel. Dort haben wir vor vielen Jahren einmal Urlaub gemacht, und es blieb nicht beim einem Mal. Viele Jahre sind wir immer wieder hingefahren, weil wir uns in die Leute und das Land verliebt hatten.
Dann haben wir eine Pause eingelegt, einerseits weil der Ort immer touristischer wurde, andererseits weil wir natürlich auch andere Länder und Leute kennenlernen wollten. Irgendwann haben wir Georgioupolis einen Kurzbesuch abgestattet, waren zu der Zeit aber von den damals anwesenden russischen Touristinnen abgeschreckt. Zu meinem 60. Geburtstag hat meine Frau dann entschieden, dass wir nochmals hinfahren, so quasi „in memoriam“.
Überraschung
Und siehe da, der Ort, nein, die Leute haben uns wieder eingefangen. Diese Tage war ich also wieder da, leider ohne meine Frau. Leider muss sich immer einer von uns um unseren kranken Kater kümmern, der sich nur von uns mit Medikamenten versorgen lässt. Aber ich war diesmal nicht alleine dort, denn ich habe Freunde von uns, Sandra und Frank, überrascht, denen wir Georgioupolis empfohlen hatten. Ihnen hat es offensichtlich gefallen, denn sie verbrachten diese Tage ihren zweiten Kurzurlaub 2025 im Ort in den Papadakis Apartments, auch unserer bevorzugten „Herberge“. Diesmal waren Sabi und Yoshi, Sandras Sohn mit Schwiegertochter, mit dabei.
Sandra hat – sagt sie – geahnt, dass ich da sein könnte, um sie zu überraschen, war aber dann doch ein wenig erstaunt, als ich bei Stelios in der Blue Bar Beach Bar, „one of the best places in the world“, auf einer Liege rumlungerte. Wir hatten dann sehr nette (und windige) Tage und ich konnte den Vieren auch einige der Orte wie die Wasserfälle von Argiroupoli, Rethymnon, den Kournas-See und Kournas Village zeigen, die Ingrid und ich besonders schätzen.
Humoristisch-erotischer Höhepunkt

Humoristischer und quasi erotischer Höhepunkt des Aufenthalts war am Freitag der Besuch in der Tortuga Bar, unserem Lieblings-Pub in Georgioupolis. Dort gibt es dienstags und freitags immer Livemusik. An diesem Freitag spielten zwei Männer im Alter und Stil des Buena Vista Social Clubs französische, spanische und englischsprachige Songs. Wir haben an unserem Bier genippt und der Musik gelauscht – und dann setzte Sofia, die Mutter unseres Wirtes Vasiliy, Nicholas an unseren Tisch.
Nicholas ist wahrscheinlich etwas älter als ich, mit langen grauen Haaren, Bart und von kräftiger Gestalt, sozusagen ein Bild von einem Griechen. Es war beeindruckend, wie zwei anwesende Norwegerinnen quasi „stande pede“ über Nicholas herfielen. Eine der Norwegerinnen fortgeschrittenen Alters, angeblich einmal ein attraktives, bekanntes Model, kannte ihn wohl „von früher“. Die andere Norwegerin war mit ihrem Mann in der Tortuga Bar, was sie aber nicht von heißen Befummeln, nicht nur seiner langen Haare, abhielt.
Ich erinnere mich noch gut an die „alten Zeiten“, als die jungen Griechen mir, dem damals knapp über 30 Jahre alten Deutschen, noch ihre Aufreißquote nahebrachten. Dabei wurden auch immer wieder Skandinavierinnen „positiv“ erwähnt. Offensichtlich schützt das Alter nicht vor Torheit. Fairerweise muss man sagen, dass Nicholas nicht wirklich eine Chance hatte und sich auch angesichts des anwesenden Ehemanns wehrte. Den Ausgang des Schauspiels haben wir dann nicht mehr mitbekommen, aber es war großes Kino, das Sandra und Frank mit durchaus offenen Mündern beobachteten. Nur gut, dass die „Kinners“ nicht dabei waren … Das war (fast) nicht jugendfrei.

„One of the best places in the world“
Jenseits dieses Ereignisses haben wir viele entspannte Stunden bei unserem Freund Stelios an der Blue Boat Beach Bar und am Strand verbracht und haben dort auch den Geburtstag von Tatjana, Stelios‘ Tochter, gefeiert oder den langjährigen Anwesenden Baba oder Collin unser Tribut gezollt. Die Zeit scheint in der Beach Bar geblieben zu sein, und viele Anwesende sind gefühlt seit Jahrzehnten dort (oder kommen immer wieder hin). Dass wir den Platz mögen, zeigt, dass unsere Chatgruppe mit Sandra und Frank „Best Friends of Stelios“ heißt.

Ein „Low Light“ des Urlaubs möchte ich dann doch erwähnen. Normalerweise habe ich die ganze Mannschaft in unsere bevorzugten Tavernen im Ort, von Valentino bis zum Arkadi am Hafen, gezerrt. An einem der Tage wollten wir mal was Neues ausprobieren und sind zu Glaros, einem Restaurant direkt neben unseren Apartments, gegangen. Das war der berühmte Griff ins … Die Getränke kamen schnell, aber dann kam … nichts mehr. Nach einer Stunde Warten, wo auch keine der Bedienungen reagierte, sind wir dann gegangen. Das habe ich in 30 Jahren Kreta noch nie erlebt.
Doch natürlich kann ich diesen ganz speziellen Wochenrückblick nicht mit einem solchen negativen Ereignis beenden. Auch diesmal wieder habe ich ich gutes bis sehr gutes griechisches Essen mit einem Superservice in den Tavernen und Lokalen genossen. Das Personal ist flott und freundlich. Da gibt es gar nichts zu meckern. Die Kreterinnen und Kreter sind gute Geschäftsleute, verdienen ihr Geld an den Touristinnen und Touristen, tun dies aber in einer sehr dezenten Art und sind fast immer freundlich und zugewandt. Das ist etwas, was mir weiter besonders zusagt.
Auch unseren „jungen Leuten“ hat es wohl im Ort gefallen, auch wenn mehr Ältere im Ort unterwegs sind. Georgioupolis hat einfach seinen Reiz, trotz der vielen Hotels, Tavernen, Supermärkte, Autovermietungen und einigen architektonischen Verfehlungen. Der dort beginnende Sandstrand ist ein Träumchen. Und so macht der Mix aus Menschen, Landschaft, Essen und Trinken, die besondere Stimmung zum Sonnenuntergang, den besonderen Flair aus. Und auch nach vielen Besuchen bleibt noch genug zu tun oder zu wiederholen, von der Bootsfahrt an der Küste entlang Richtung Chania bis zum Besuch der Dourakis Winery.

„Ich habe gute Menschen getroffen“
Zum Abschluss noch ein Erlebnis, das auch Sandra und Frank besonders berührt oder beeindruckt hat. Wir waren, wie erwähnt, in Argiroupoli, aber dort nicht nur an den Wasserfällen, sondern auch im Oberdorf, da wo es Cremes oder Lotions aus Avocado oder auch den leckeren Avocado-Saft gibt. Im Ort ansässig ist eine ältere Oma – ich schreibe das mit aller Wertschätzung – und betreibt ein Café. Über dem Eingang kann man ein Schild auf Deutsch lesen, dass jede und jeder Deutsche von ihr kostenlos einen Kaffee bekommt (oder die Toilette benutzen darf), weil sie damals in Deutschland so gut behandelt worden sei. Berührend. So können oder konnten wir Deutsche wohl auch sein … Und so sollten wir auch weiterhin zu Fremden sein, die offen und freundlich gegenüber uns sind und sich anständig benehmen. Daran müssen wir uns dringend gerade in diesen Zeiten erinnern.


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