
Diesmal gibt es eine Wochenschau mit Lokalkolorit, mit Bezug zu meinem Hobby Tennis und meinem derzeit schwierigen Fan-Dasein als Anhänger der Fohlen. Mal keine große Politik, mal keine technologischen und Digitalthemen.
Seit meiner Kindheit bin ich – wie regelmäßige Leserinnen und Leser dieses Blogs wissen – Gladbach-Fan und das wird sich wohl auch trotz aller Krisen und dem aktuellen Tabellenplatz nicht ändern. Aber als jemand, der nun über 30 Jahre in Darmstadt-Eberstadt (#Ewwerscht) lebt, verfolge ich mit viel Sympathie die Entwicklung und den aktuellen Höhenflug der Lilien. Geprägt wurde die Entwicklung über viele Jahre durch den jetzt scheidenden Präsidenten Rüdiger Fritsch, der ein Abschiedsinterview bei der hessenschau gegeben hat.
Die Jonathan-Heimes-Tribüne
Ein Absatz hat mich besonders berührt. Dort wird über die einzige Tribüne im deutschen Profifußball gesprochen, die nach einem Fan benannt ist, nach Jonathan „Johnny“ Heimes. Fritsch sagt zur hessenschau:
Jonathan ist ein wichtiges Puzzleteil der ganzen Entwicklung des Vereins. Er hat mit seiner Leidensgeschichte und seinem großen Kampf gegen den Krebs massiv dazu beigetragen und allen gezeigt, dass Beschwerden über irgendwelche schlechten baulichen Dinge im Stadion oder Schwierigkeiten hinsichtlich finanzieller Sachverhalte doch weitaus lösbarer sind als das Schicksal, das ihn erreicht hat mit seiner Krebserkrankung und seinen unzähligen Operationen. Wenn es die Familie Heimes nicht anders möchte, und es nach mir ginge, wird das immer die Jonathan-Heimes-Tribüne bleiben. Da darf Geld eines etwaigen Sponsors für den Tribünennamen keine Rolle spielen.
Quelle: SV98-Präsident Fritsch im Abschieds-Interview: „Die ganze Lilien-Familie kann massiv stolz sein“ | hessenschau.de | SV Darmstadt 98
Bemerkenswerte Sätze in einer Zeit, in der im Profifußball immer mehr die Kohle regiert.
Auch heute tragen noch viele Darmstädterinnen und Darmstädter noch immer „sein“ T-Shirt mit dem Slogan „Du musst kämpfen!“. Dieser Link führt zur Webseite der Initiative, die weiterläuft und Spenden für krebskranke Kinder einsammelt.
Der Tennisspieler Florian Kohfeldt
Jonny war nicht nur Lilien-Fan, er war auch ein überaus talentierter Tennisspieler, eng befreundet mit Petko (Andrea Petkovic). Ein guter Tennisspieler scheint auch Lilien-Trainer Florian Kohfeldt zu sein, der in der FAZ (leider mal wieder hinter der Paywall) ein lesenswertes Interview zu seiner Tennis-Leidenschaft gegeben hat. Als jemand, der selbst mehr schlecht als recht, aber mit Leidenschaft Tennis spielt, musste ich das natürlich lesen. Ich selbst schlage als Hobbyspieler beim TCB in Bessungen hinter der Radrennbahn auf, Kohfeldt beim TEC, einem anderen großen Darmstädter Tennisverein, dessen Gelände sich neben dem Böllenfalltor befindet. Also die richtige sportliche Leidenschaft, aber nur derfast richtige Verein … 😉.
Im Interview philosophiert er dann über Tennis – der Trainer ist im Gespräch klar zu erkennen. Florian Kohfeldts Beziehung zum Tennis ist von Leidenschaft und wohl auch Ehrgeiz geprägt. Tennis ist für ihn offensichtlich mehr als nur ein Ausgleich zum Fußball – es ist eine Möglichkeit, sich selbst zu fordern und kontinuierlich zu verbessern. Besonders betont er die mentale Komponente des Tennis: „Der zweite Aufschlag ist ein Blick in die Seele des Tennisspielers“ – ein Zitat, das Boris Becker zugeschrieben wird und die besonderen psychologischen Herausforderungen beim Tennis unterstreicht.
Er bewundert, wie Topspieler wie Djokovic oder Alcaraz in entscheidenden Momenten ihre mentale Stärke nutzen, um Spiele zu dominieren. Kohfeldt zieht Parallelen zwischen Tennis und Fußball, etwa in der Bedeutung von Mustern und Anpassungsfähigkeit. Im Tennis lernt er, Gegner zu „lesen“ und strategisch zu handeln, statt auf Instinkt zu setzen. „Shot-Selection“ – also die bewusste Wahl des Schlags – ist für ihn zentral, um den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Etwas, was wohl der Fußballtrainer gerne tut oder anzuwenden versucht. Gleichzeitig spricht er über die Einsamkeit des Tennisspielers, die im Fußball so nicht existiert, wo man sich im Team „verstecken“ kann. Ein interessantes Interview, das auch einiges über den Sportler und Menschen Kohfeldt aussagt.


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