A cinematic photograph of a typical German garage courtyard, now electrified: neat charging cables, glowing wallboxes, a few EVs (e.g. VW ID.3, Cupra Born, Tesla Model 3) plugged in. Evening light, warm tones, modern suburban neighborhood in Erlangen Germany. Subtle title overlay: “Ladelust im Garagenhof”.

Zweieinhalb Jahre, 22 Garagen, 80 Ampere, 5 E-Autos #9vor9 #Ladelust

💡 – und am Ende fließt Strom!

Deutschland, das Land der Dichter und Denker – und der Reihenhäuser! Ein Garagenhof in Erlangen – 22 Reihenboxen jahrzehntelang ohne Strom. Und dann: der Plan, dort E-Autos zu laden. Das ist in Deutschland immer noch Pionierarbeit. Christian Buggisch und Jürgen Gaukler haben mit den anderen Eigentümern das Wagnis gestartet – und zweieinhalb Jahre später läuft der Strom. Ein Lehrstück darüber, wie viel Geduld, Organisation und technische Neugier man Land braucht, um ein solches Projekt durchzuziehen. Wir sprechen bei mit den beiden.

„Am Anfang war der Beschluss“, sagt Christian trocken. 22 Parteien, 22 Meinungen – und jede Menge juristische Fallstricke. „Viele dachten, sie seien Eigentümer ihrer Garage“, ergänzt Jürgen, „waren sie aber gar nicht – sie sind nur Anteilseigner am Garagenhof.“ Sie haben als Bruchteilseigentümergemeinschaft das Nutzungsrecht für eine bestimmte Garage. Allein das musste erst einmal in die Köpfe. Also: Informationsabende, Eigentümerversammlungen, geduldige Erklärungen. Und dringend empfehlenswerte (kostenlose) juristische Beratung (über Haus & Grund), damit auch rechtlich alles abgesichert ist.

Finanzen, Fairness und Feingefühl

Und der vielleicht wichtigste Punkt: Wer nicht mitmachen will, zahlt nichts. 2.400 Euro für die reine Vorbereitung, rund 5.500 Euro mit Wallbox – keine Peanuts, aber im Vergleich zu späteren Nachrüstungen ein fairer Preis. Entscheidend war die soziale Architektur: flexible Modelle, abgestimmt auf individuelle Bedürfnisse. Wer wollte, ließ nur die Leitung legen. Wer wollte, bekam gleich die Wallbox. „Das war unser Erfolgsmodell“, so Christian. „Du musst die Leute dort abholen, wo sie stehen. Sonst blockieren sie dir das Projekt.“ Ein Satz, der wohl auch in jedem deutschen Rathaus hängen sollte.17 von 22 Eigentümern entschieden sich schließlich dafür, beim Projekt mitzumachen – ein fast schon revolutionärer Wert in der Welt der deutschen Wohnungseigentumsverhältnisse.

Technik trifft Geduld

Jürgen Gaukler, Elektroingenieur im Ruhestand, brachte das nötige technische Know-how mit, ein Segen für das Projekt: „Wir haben viel gerechnet, wie viel Ampere man braucht, wie viele Autos nachts gleichzeitig laden können.“ Das Ergebnis: 80 Ampere für 20 Garagen – ausreichend für die übliche Nachtladung.

Mit dem Projekt konnten sie bei null anfangen. Keine alten Leitungen bedeuteten auch keine Altlasten und Flickwerk – die Zuleitung wurde neu gelegt, Anschlusssäule beim Energieversorger geordert, ein Schaltschrank installiert und das Lastmanagement gleich mitgedacht. Installiert wurde dann ein System von Keba, das bis zu 20 Wallboxen intelligent steuern kann. Auch hier lernte man dazu. Natürlich lief nicht alles reibungslos. Das wäre bei einem solchen Projekt auch ein Wunder.

„Man kann nicht einfach alle Boxen mischen – mit oder ohne RFID-Karte, das geht bei Keba nicht“, erklärt Jürgen. „Da braucht’s Nachfragen, Handbücher – und Nerven.“ Ein Tiefbauer wollte plötzlich selbst die Kabel legen – Ergebnis: ein „kreatives“ Leitungs-Wirrwarr. Was lernt man daraus? Kabel verlegt nur der Elektriker. Der Tiefbauer macht den Graben – Punkt. Dann gab es durch falsche Zuordnungen vertauschte Anschlüsse im Schaltschrank. Auch das konnte aufgrund der Verbrauchswerte geklärt werden.

Der Jurist und der Elektriker

Das Projekt zeigt: Ohne Fachleute, ohne Expertise – ob für Elektrizität, Recht und Organisation – geht es nicht. Es ist ein Paradebeispiel für Bürgerenergie im besten Sinn: organisiert, getragen und realisiert von engagierten Nachbarn. Ist das nicht der Fall, bleibt man oft an Umsetzungsdetails hängen, denn kaum einer weiß, wie es richtig geht. Die Geschichte aus Erlangen ist mehr als eine Anekdote über einen Garagenhof; sie ist ein Mikrokosmos der deutschen Energiewende. Sie zeigt, dass die technische Machbarkeit längst gegeben ist. Wenn dann noch ein faires und cleveres Einführungskonzept wie in Erlangen hinzu kommt, kann man die Mehrzahl der Beteiligten gewinnen.

Die wahren Klippen sind also organisatorisch und fehlende Fachbetriebe. Es fehlt an Fachkräften oder Generalunternehmern, die solche Projekte gesamtheitlich abwickeln können. Das ist auch meine Erfahrung. Am Ende machen es dann wieder Privatleute und die Ehrenamtlichen. Warum gibt es eigentlich noch kein Start-up, das Garagenhöfe in Serie elektrifiziert, haben wir uns im Gespräch gefragt? Geschäftsmodell gefällig? Willkommen in einem real existierenden Zukunftsmarkt!

Zurück nach Erlangen; Zu Beginn des Projektes gab es ein Elektroauto. Heute stehen fünf E-Autos in den 22 Garagen. Nicht spektakulär, aber richtungsweisend. Der Ladestrom kommt für 25 Cent die kWh von den Stadtwerken – günstiger als Hausstrom. Und die Zukunft? „In fünf Jahren wird das selbstverständlich sein“, sagt Christian. „Die Tankstelle in der Garage ist purer Luxus – du fährst abends rein und morgens wieder voll raus.“ Christian Buggisch, Jürgen Gaukler und ihre Mitstreiter haben vorgemacht, wie es gehen kann.

Wer mehr erfahren will, dem sei der detaillierte Blogbeitrag von Christian empfohlen, den ihr hier finden könnt. Lars und ich bedanken uns nochmals herzlich für den Besuch in unserer Ladelust-Serie bei .

Von der Idee zur Wallbox: Wie Nachbarn ihren Garagenhof elektrifiziert haben | Ladelust bei 9vor9 #9vor9 – Die Digitalthemen der Woche

Diese Woche geht's mal wieder um Ladelust bei 9vor9. Wir sprechen mit Christian Buggisch, Autor des Blogbeitrags „Es werde Strom – wie wir in unserem Garagenhof elektrisches Laden möglich gemacht haben“, und Jürgen Gaukler, der beim Projekt federführend beteiligt war. Die beiden erzählen, wie sie es geschafft haben, ihren Garagenhof mit 22 Parteien zu elektrifizieren, von der Idee über juristische und organisatorische Hürden bis zur technischen Umsetzung mit Lastmanagement, Wallboxen und Kabelverlegung. Es geht um: – Eigentümerversammlungen, Mehrheiten und rechtliche Stolpersteine – die technische Planung und Umsetzung der Ladeinfrastruktur – Kosten, Fairness und Beteiligungsmodelle – Und Tipps für alle, die ein ähnliches Projekt starten wollen.

Und hier erneut mein #60Sekunden Kurzvideo zum Thema, das ich auf TikTok, Instagram und YouTube veröffentliche:


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2 Antworten zu „Zweieinhalb Jahre, 22 Garagen, 80 Ampere, 5 E-Autos #9vor9 #Ladelust”.

  1. Danke für den Beitrag und das kurzweilige Gespräch!

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    1. Wir haben zu danken. Jederzeit gerne wieder!

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