Die Wartezeit ist abgelaufen. Das E-Auto – ein Volkswagen ID.3 – ist (endlich) da. Aber war die Zeit ohne zweites Fahrzeug eine Leidenszeit? Eigentlich nicht, denn die 6-wöchige Erfahrungen mit den Öffentlichen im Stadtverkehr und auch Car Sharing waren (eigentlich) gut.
Nun muss man bei der Nutzung des ÖPNV auch berücksichtigen, wo wir leben: zentral in Darmstadt Eberstadt. Die nächste Straßenbahnhaltestelle ist keine 500 Meter entfernt. Bei gutem Wetter ist auch der Bahnhof Eberstadt gut fußläufig zu erreichen, etwa 1,3 Kilometer entfernt. Immer natürlich eine Voraussetzung: Man ist gut zu Fuß.
Unterwegs mit der Straßenbahn
Die Ziele, die ich mit den Öffentlichen erreichen musste, sind alle gut angebunden: mein Physiotherapeut an der Heidelberger Landstraße, der Tennisplatz hinter der Radrennbahn und als weiteres Ziel die neue Location der Schirn in Frankfurt an der Bockenheimer Warte. Die Wege mit der Straßenbahn hier in Darmstadt waren kein Problem: der kurze Weg zur Modaubrücke, wo regelmäßig Straßenbahnen abgehen, dann noch ein kurzer Fußweg zum Physiotherapeuten oder 250 Meter von der Station Landskronstraße zum Tennisgelände. Zentral erreichbare Ziele in Darmstadt sind also leicht erreichbar. Schwieriger wird es, wenn die Orte weiter „draußen“ liegen, Zu den Kosten: Meist habe ich die Tageskarte für 7 Euro genommen oder 5,60 Euro bis zum Physio.
Auch die Strecke nach Frankfurt zur Eröffnung der Suzanne Duchamp Retrospektive stellte kein Problem dar. Zu Fuß zum Bahnhof Eberstadt, die nicht ganz pünktliche Regionalbahn zum Frankfurter Hauptbahnhof genommen, dann zwei Stationen die U4 zur Bockenheimer Warte. das war es. Gekostet hat mich die Einzelfahrkarte 11 Euro. Jetzt kann man sich natürlich leicht hochrechnen, ob sich ein Deutschland Ticket für 50 Euro im Monat lohnt.
Deutsche Bahn & die Anschlusszüge
Leider muss ich etwas Essig in den Wein gießen: Meine Frau musste die Tage nach Paris und wollte beziehungsweise musste mit der Bahn zum Frankfurter Hauptbahnhof. Der ausgesuchte Zug hatte deutlich Verspätung, so dass sie gerade noch den Anschlusszug, den ICE nach Paris erreichte. Wäre sie nicht so gut zu Fuß, wäre es schief gegangen. Ich mag es, mit der Bahn zu fahren, aber leider ist es risikobehaftet, gerader wenn man umsteigen muss.
Nahverkehr in Darmstadt
Mein Zwischenfazit zu den Öffentlichen : Im Nahverkehr hat alles geklappt, auch weil ich auch gut angebundene Ziele in Darmstadt erreichen musste. Die Preise für die Öffentlichen in Darmstadt halte jedoch ich für etwas überteuert. Für diese Fahrten würde ich mir einen günstigeren Preis wünschen. Gerne hätte ich ein gutes Urteil über die Züge der Bahn gefällt. Doch hier kann man Glück haben oder wirklich in Stress geraten. Ich bin gespannt, ob sich die Lage bei der Bahn in den kommenden Jahren verbessern wird.
Über meine Car Sharing-Erfahrungen habe ich ja schon im ersten Blogbeitrag berichtet. Auch hier profitieren wir von unserer zentralen Lage. Mindestens drei Stationen, wo Book-n-drive-Fahrzeuge stehen, sind fußläufig zu erreichen. Die Buchung hat – bis auf eine lästige Umbuchung durch den Anbieter – gut geklappt, die App ist gut zu bedienen.
Car Sharing: Immer pünktlichste abgeben
Eigentlich also alles paletti, wenn es nicht eine besonders negative Erfahrung gegeben hätte. Bei einer Fahrt war ich sieben Minuten zu spät bei der Rückgabe des Wagens. Da hat mir Book-n-drive dann gleich eine saftige Strafe von 25 Euro aufgebrummt. Klar, mein Fehler, aber für mich schon überzogen. Meine Anfrage, doch bei mir als neuem Kunden kulant zu sein, wurde dann nach einigen Wochen positiv beschieden. Immerhin.
Zu den „normalen“ Preisen: Ein Fahrt mit Book-n-drive nach Frankfurt zum Arzt an der Mörfelder Landstraße hat mich 36 Euro gekostet. Das muss man dann ins Verhältnis zu den Kosten mit Öffentlichen setzen und auch berücksichtigen, ob das zu erreichende Ziel gut angebunden ist. Eine Fahrt innerorts zum Physio oder zum Tennisplatz lag zwischen 9 Euro und 12 bis 16 Euro. Da ist der Straßenbahn schon günstiger und unwesentlich unkomfortabler.
Den Heinerliner, den flexiblen On-Demand-Shuttle, habe ich nicht genutzt, so daß sich diesen Vergleich nicht ziehen kann.
Nun E-Auto im Alltagsbetrieb
Natürlich bietet das eigene Auto die höchste Flexibilität, aber hier sollte man sich der wahren Kosten bewusst sein. Es geht eben nicht nur um Benzinkosten. Betriebskosten und Wertverlust müssen ebenfalls einkalkuliert werden. Der ADAC setzt für unseren Benziner, einen VW T-Roc 1,5 Liter, zwischen 0,50 und 0,70 Euro pro Kilometer an. Für das Elektroauto, den ID.3, werden zwischen 0,30 und 0,50 Euro pro Kilometer genannt. Durch das Laden an der eigenen PV-Anlage sollten die Kosten für den ID.3 noch weiter gesenkt werden können.
Mein Zwischenfazit nach den 6 Wochen: Wir leben in zentraler und damit privilegierter Lage in Eberstadt. Die Straßenbahnstation ist um die Ecke, so dass Ziele in Darmstadt und naher Umgebung gut zu erreichen sind – so sie einigermaßen in der Nähe einer Straßenbahnstation oder Bushaltestelle sind. Das Fahren mit der Deutschen Bahn zum Beispiel nach Frankfurt bleibt insbesondere dann Glücksspiel, wenn man einen Anschlusszug in Frankfurt erreichen will. Hier hat man immer ein Gefühl der Unsicherheit.
Der private PKW bietet die höchste Flexibilität. Natürlich kann es auch hier zu Stressmomenten kommen, beispielsweise wenn es rund um Darmstadt und Frankfurt staut. Unser neuer ID.3 sollte uns eine wirklich flexible und kostengünstige Lösung bieten, insbesondere dann, wenn wir den Strom aus der eigenen PV-Anlage in die Batterie des Wagens laden können. Weitere Erfahrungen werden wir jetzt im Winter im Alltagsbetrieb sammeln.
Nur noch ein Auto, wenn einer in Rente ist
Interessant wird es, sobald einer von uns oder wir beide nicht mehr berufstätig sind. Dann steht wahrscheinlich an, dass wir nur noch einen Wagen fahren und besitzen. Da kommen die Erfahrungen der vergangenen Wochen richtig, denn in der Regel müsste das im Alltag für uns in Darmstadt durch den öffentlichen Nahverkehr, insbesondere das Straßenbahnnetz, funkionieren.


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