Kampf ums eigene Internet-Ich oder einfach nur gutes Weberlebnis ?

Woraus schließt das Unternehmen, dass die mich interessieren können? Aus meinem früheren Kauf- und Surfverhalten. Meine Zukunft wird eine algorithmische Ableitung der Vergangenheit. Aus diesen Online-Splittern meiner selbst ziehen die Unternehmen Schlüsse, mit denen sie wiederum mich beeinflussen. Mir werden heutzutage via Internet ja nicht nur Bücher vorgeschlagen, sondern auch Reisen, Freunde und sogar Lebenspartner, die rein rechnerisch zu mir passen….

Sie alle spähen uns aus. Dabei geht es weder um „Big Brother“ noch Weltherrschaftsphantasien, sondern um simples Geschäft. Google, Apple oder Amazon gehören heute zu den profitabelsten Unternehmen der Welt. Sie verkaufen uns Produkte und uns als Produkt wiederum an die Wirtschaft.

Ich denke, an vielen Stellen wird die Diskussion heute zu einfach geführt. Ja, die bekannten Protagonisten sammeln Daten über uns, unser Klickverhalten und vermarkten das. Möchte ich auf Amazon nicht vielleicht sogar auf Grund meiner bisherigen Käufe weitere Empfehlungen, die zu meinen Interessen passen? Ist das Manipulation meiner Kaufinstinkte oder willkommener Service?

Oder ein anderes Beispiel aus dem realen Webleben: Ich bewege mich auf einer Web Site. Klicke mich durch. Und aufgrund meines Klickverhaltens zieht die Web Site (beziehungsweise die eingesetzte Web Analytics- und Marketing Automation-Software) Schlüsse und präsentiert mir Inhalte, die mich interessieren könnten. Predictive Web nennt man das. Oder nennen wir es besser Personalisierung. Das klingt doch viel freundlicher und harmloser. Oder?

Und ich oute mich hier. Als Marketiingverantwortlicher will ich natürlich wissen, für was sich meine Kunden interessieren? Ich möchte wissen, was der einzelne, individuelle Besucher meiner Web Site sucht. Und ich möchte ihn zielgerichtet „targeten“ können. Oh nein, das klingt schon wieder negativ und manipulativ. Sollte ich es besser so formulieren: Ich möchte ihm natürlich einen außergewöhnlich angenehmen Aufenthalt auf meiner Web Site bereiten, damit er zufrieden ist, die Informationen findet, die er sucht, und eventuell sogar etwas bei mir kauft. Ooops. jetzt habe ich das Wort kaufen verwendet. Das hat bei uns in Deutschland schon wieder einen schlechten Beigeschmack.

Ist also das Sammeln von Daten, Kauf- und Klickverhalten nun Fluch oder Segen – oder etwas dazwischen? Diese Frage wird derzeit zu oft schwarz und weiß diskutiert. Aus meiner Sicht darf ein Unternehmen (bzw. die Analyse-Software auf seiner Web Site) Daten darüber sammeln, wie ich mich auf seiner Web Site bewege, und kann mir darauf basierend auch Informationen und Empfehlungen geben. Eine Grenze ist für mich sicher, wenn so gewonnene Informationen über mich ohne meine Zustimmung an Dritte weitergegeben werden. Das kann und darf nicht sein.

Tja, aber wo fängt als Big Brother an und wo greifen „normale“, akzeptable Marketingmechanismen? Die Diskussion gehört versachlicht und Regeln müssen definiert werden. Und die Anwender müssen aufgeklärt werden, was mit ihren Daten im Web passiert, vor allem, wie Daten verwendet werden.

Posted from Digital naiv – Stefan63’s Blog


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