Ja, die Stürmer müssen öfters treffen. Keine Frage. Das eigentlich Problem liegt aber für mich in der Defensive. Wir haben in der vergangenen Saison zu viele Gegentore und zu viele Klatschen kassiert. Ich glaube, daß Michael Frontzeck dringend in der Defensivarbeit ansetzen muß. Und diesbezüglich bei unserem Kader etwas skeptisch.
via digitalnaiv.com
Das hatte ich Ende Juli zur neuen Saison zu meiner Borussia geschrieben. Schwächen in der Defensive und leider hat sich es in einem Maße bewahrheitet, wie ich es nicht gedacht oder befürchtet hätte. Das Defensivverhalten ist eine Katastrophe, teilweise hervorgerufen durch Verletzungen und auf der anderen Seite verschuldet durch persönliche Fehler. Da benutzt man gerne das Wort unentschuldbar. Wer aber selbst Fußball gespielt hat, weiß, daß Fehler passieren und im schlimmsten Falle zu Gegentoren führen. Nur passieren diese Fehler bei der Borussia in einer Fülle, die katastrophale Folgen hat.
Was mich besonders bedenklich stimmt, waren die Klatschen, die wir kassiert haben. In der vergangenen Saison Hannover, in dieser Runde Frankfurt und Stuttgart. Das kann einmal passieren, aber nicht dreimal. Ich vermisse in der Mannschaft den Charakter und die Führungskräfte, die in solchen Situationen den Laden zusammenhalten. Die Klatschen sind ja teilweise mit Brouwers und Dante passiert, deren Fehlen oft als Ursache der Misere genannt wird. Leider haben sich auch beide Torhüter nicht mit Ruhm bekleckert, zuerst Bailly mit Fehlern und immer wieder einschlagenden Weitschüssen, nun Heimeroth als Fliegenfänger. Der gesamte Defensivverbund funktioniert nicht, angefangen von den Außenverteidigern bis zum defensiven Mittelfeld und zur Defensivarbeit. Daems und Levels sind – so scheint es – feine Kerls, aber ihnen scheint doch hier und da die Schnelligkeit und Qualität zu fehlen. Marx und Bradley kriegen das defensive Mittelfeld nicht dicht.
Eine große Enttäuschung ist für mich Arango, der sicher kein Defensivkünstler ist. Er wurde aber einmal als Führungsspieler gekauft und das ist er sicher nicht. Er fällt – wie viele andere – nur in die Kategorie Mitläufer. Und das dürfte das oben schon skizzierte Problem sein. Es fehlen die oder der Führungsspieler, die auch mal verbal und von der ganzen Körpersprache das Kommando übernehmen. Die devote, geknickte Körper- und Kopfhaltung kann man sich kaum anschauen. Idrissou – dazu braucht man nichts zu sagen. Die schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet und gegebenenfalls sollte man Konsequenzen ziehen. Bobadilla verzeihe ich seine rote Karte. Er war mit Herzen und Einsatz in der Saison dabei und der südamerikanisch, temperamentvolle Aussetzer sei verziehen. De Camargo gibt Hoffnung. Daß, was von ihm zu sehen war, sah gut aus.
Lichtblicke sind für mich Reus, Herrmann und Neustädter, eventuell auch Wissing. Das sind für mich 3-4 junge Kerls, der viel Talent haben und denen der Führungsspieler fehlt, an dem sie sich auch mal aufrichten können. Vielleicht brauchen wir eine Kampfsau mit auch dreckiger Spielweise wie einen van Bommel, damit sich die Mannschaft an so jemanden orientiert. Man denke an einen Effenberg. Dort sehe ich – Hanke hin, oder Hanke her – den größten Handlungsbedarf: einen charakterstarken Defensivspieler für das Mittelfeld holen. Und – sorry, lieber Heimeroth und Bailly – vielleicht sollten wir über einen anderen Torhüter nachdenken.
Die Mannschaft hat theoretisch das Potential und die Stuttgarter haben in der vergangenen Saison gezeigt, daß man unten rauskommen kann. Dazu muß sich aber sofort im Januar einiges ändern. Ich drücke natürlich alle Daumen, denn den dritten Abstieg muß ich nicht erleben (und das Gelästere der lieben Kumpels ertragen). Zur Trainersituation: Aus der Ferne ist es sehr schwer zu beurteilen, ob Frontzeck Fehler macht. Prinzipiell finde ich es gut, daß man zusammensteht und die Krise gemeinsam bewältigen will. Der Druck vom sicherlich anspruchsvollen und schwierigen Umfeld ist riesengroß. Der Zusammenhalt ist Risiko, aber auch eine Chance. Ich wünsche (mir und) dem Management- und Trainerteam, daß sie es zusammen schaffen und dann auch gestärkt aus dieser Krise herausgehen, um nach dem Modell Werder Bremen gute Zeiten zu haben und schlechte Zeiten gemeinsam durchzustehen.