Fohlenstark – Gladbach nach 14 Spieltagen und vor dem Spitzenspiel

Der Verlauf der bisherigen Bundesliga-Saison ist für einen eingefleischten Gladbach-Fan schon sehr erstaunlich und erfreulich: Die Mannschaft spielt konsequent an der Spitze mit und das unterdessen auf hohem Niveau. So kommt es am nächsten Spieltag zum Duell Borussia – Borussia, Zweiter gegen Erster (und ich diskutiere hier nicht, wer die wahre Borussia ist). Diese bisherige Saisonleistung war sicher so nicht zu erwarten. Zwar bin ich davon ausgegangen, dass die Mannschaft in dieser Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben würde, aber mit einer solchen Platzierung habe ich sicher nicht gerechnet.

Woran liegt es? Ich denke, es kommen eine Reihe von Faktoren zusammen. Aus der Schiessbude der Bundesliga ist eine defensiv besonders starke Einheit geworden, die kaum Chancen zulässt und konsequent gegen den Ball arbeitet. Ter Steegen ist eine Bank im Tor und man mag gar nicht mehr an Bailly oder Heimeroth in der abgelaufenen Saison zurückdenken. Die Abwehr steht stabil und ist im Gegensatz zur letzten Runde von grösserem Verletzungspech verschont geblieben. Ob Dante, Stranzl oder Brouwers – wer immer ran muss, bringt in der Innenverteidigung seine Leistung. Jantschke und Daems spielen stabile Aussenverteidiger.

Und im defensiven Mittelfeld steht die Doppelsechs mit Neustädter, Nordtveit und Marx. Auch hier sind wieder drei fast gleichwertige Spieler für die beiden Sechserpositionen da. Und diese gerade beschriebene Defensivabteilung – hier und da ergänzt – funktioniert bisher herausragend. Das kann gar nicht hoch genug bewertet werden und geht im Trubel rund um Reus leider nur allzuoft unter. Trainer Lucien Favre hat es vor allem geschafft, diesen Defensivverbund herauszuarbeiten, der nun schon seit Wochen stabil steht. Zu Beginn der Saison – manch einer vergisst das nach dem 5:0 gegen Werder und dem 0:3 in Köln zu leicht – gab es durchaus einige Spiele mit wenigen Chancen und nicht berauschender Offensive. Die Defensive stand aber fast immer und ließ nichts zu, gerade auch bei den 1:0 Siegen.

Und natürlich klappt es jetzt auch nach vorne. Zu Reus ist schon genug geschrieben worden. Für einen Borussen-Fan bleibt nur zu hoffen, dass er noch eine Weile für Gladbach kickt. Auch hier geht wieder ein bisschen unter, dass auch der Rest der Offensivabteilung funktioniert. Arango spielt – endlich – eine hervorragende Saison. Herrmann ist derzeit bärenstark. Und Hanke verblüfft mich von Woche zu Woche. Ich gebe zu, dass ich Anfang 2011 nicht verstanden habe, warum Eberl Hanke geholt hat. Jetzt bin ich von ihm und seiner Rolle als Ballverteiler mehr als beeindruckt. Diese neue Rolle und Position geht sicher auch wieder zu guten Teilen auf Favre zurück. Durch all diese starken Leistungen fiel kaum auf, dass ein De Camargo wieder lange Zeit verletzt war und erst jetzt wieder fit ist. Eine positive Randnotiz ist auch Bobadilla. Hier besteht durchaus doch wieder Hoffnung, dass er den Durchbruch schafft.

Wenn man sich nun die Liste der Stammspieler anschaut, fällt auf, dass es noch kein Neuzugang der neuen Saison in die Stammelf geschafft hat. Weder Leckies noch Young, weder Rupp, Zimmermann, Wendt oder Otsu haben (bisher) den Sprung geschafft. Die Stammelf besteht aus Spielern, die schon zu Beginn der Krisensaison und davor dabei waren und den Neuzugängen zur Saisonhälfte. Die Stammkräfte sind größtenteils von Verletzungen verschont geblieben und drei der vier Winterzugänge haben der Ägide Frontzeck-Eberl haben voll eingeschlagen: Stranzl, Nordtveit und Hanke. Ich habe bewusst Ära Frontzeck-Eberl geschrieben. Die beiden haben die genanntem Spieler (plus Fink, der nicht eingeschlagen ist) geholt. Dabei geht es sicherlich nicht darum, die Verdienste von Favre zu schmälern, der einen riesigen Anteil an der Entwicklung hat. Auch die Entschlackung des Kaders muss erwähnt werden: Idrissou, Matmour, Levels, Andersen sind ganz weg gegangen oder ausgeliehen.

Besonders beeindruckend finde ich die unaufgeregte Art von Favre, der das Team bisher auf dem Boden gehalten hat. Die Mannschaft hat von Woche zu Woche konstant eine konzentrierte Leistung gebracht und in letzter Zeit herausragend gespielt. Hoffen wir, dass es – gerade auch gegen Dortmund – so bleibt. Was am Ende der Saison dann dabei herauskommt, ist offen. Vergessen wir nicht, dass wir am 14. Spieltag sind und noch 60 Punkte vergeben werden. Ich will nicht das Schreckensbeispiel Frankfurt der vergangenen Saison an die Wand malen – und glaube auch nicht, dass Borussia einen solchem Absturz erleben wird. Ich hoffe einfach, dass man so weiterarbeitet und dann wird ein gutes, gar herausragendes Ergebnis für Gladbach rauskommen (und ich rede hier nicht von der Meisterschaft). Die Sympathien vieler, vieler Fans in Fussball-Deutschland haben wir derzeit sicher.


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