Freier Code für freie Bürger: Ohne eine starke Lobby wird Open Source in der öffentlichen Verwaltung nicht vorankommen

Freier Code für freie Bürger – das war das Thema unserer Podiumsdiskussion am 5. Juni. Mein Zwischenfazit: Alle Diskussionsteilnehmer sind dafür, aber über den Weg zu mehr Open Source in der öffentlichen Verwaltung herrscht weiter Unklarheit. Michael Seemann fordert, dass „der Staat“ Betreiber einer Open Source-Plattform werden solle. Doch wer ist „der Staat“? Es gibt keine Weisungsbefugnis des Bundes, wie Saskia Esken, Bundestagsabgeordnete der SPD, feststellte und sie verteidigte auch die föderalen Strukturen.

Doch meiner Ansicht werden wir im Thema nicht wirklich deutlich vorankommen, wenn es nicht deutlich sichtbar und vernehmbar vorangetrieben wird. Ob das nun ein Zusammenschluss von Ministerien wäre oder aber ob ein/e Digitalminister/in dafür eintritt und Länder und Kommunen hinter sich schart. Vielerlei Konstellationen sind denkbar. Sicher reicht eine reine Absichtserklärung in einer Koalitionsvereinbarung nicht, wie sich gerade wieder zeigt. So wird weiter „Business as usual“ gemacht, Verträge mit Anbietern proprietärer Software in dreistelliger Höhe geschlossen, statt die deutsche oder europäische Software-Industrie zu fördern und dort Arbeitsplätze zu schaffen, wie es auch Peter Ganten feststellte.

Ich glaube, dass Open Source in der öffentlichen Verwaltung eben auch Öffentlichkeit, ja eine Lobby braucht. Nur im Hintergrund werkeln, punktuell ein erfolgreiches Projekt durchführen und dann auf eine Sogwirkung hoffen – wird  das wirklich genügen? Ich habe da meine Zweifel. Ohne diese Lobby, ohne starken Druck oder besser eine starken Sog wird das Thema in der öffentlichen Verwaltung und darüber hinaus nicht vorankommen.

Herzlichen Dank an alle Diskussionsteilnehmer, die unkompliziert zugesagt und engagiert diskutiert haben: Saskia Esken, Bundestagsabgeordnete der SPD, Peter Ganten, Vorsitzender der Open Source Business Allianz, Michael Seemann, Blogger, und Moderator Stephan Dörner von t3n. Hat sehr viel Spaß mit Euch gemacht und ich hoffe, dass wir gemeinsam am Thema dran bleiben.

(Stefan Pfeiffer)

https://twitter.com/Digitalnaiv/status/1136620511402889216

Comments

13 Antworten zu „Freier Code für freie Bürger: Ohne eine starke Lobby wird Open Source in der öffentlichen Verwaltung nicht vorankommen”.

  1. […] und Unternehmen zu pöbeln. Mit mir diskutieren Stephan Dörner, Saskia Esken, Peter Ganten und Stefan Pfeifer. Viel […]

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  2. Irgendwie hat auch IBM das Gespräch organisiert, schreibt Michael 😉 … Wir haben das Plenum organisiert, weil uns als IBM und mir als Stefan Pfeiffer das Thema wichtig ist.

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  3. […] Beitrags für Euch schneiden. Lars hat wichtigen Aussagen der lebhafte Podiumsdiskussion zum Thema Freier Code für freie Bürger zusammengeschnitten – und mich dabei herausgeschnitten. Ich bin jetzt schon ein bisschen […]

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  4. […] on the strategy of IBM. My quote based on a discussion I had last week during Think at IBM on Open Source in German and European Government with Saskia Esken, Michael Seemann, Peter Ganten and Stephan Dörner (in German language). It […]

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  5. […] Sind es bestimmte Ministerien? Sind es Länder und Kommunen? Genau daran entzündete sich dann in unserem Talk im Livestudio eine durchaus kontroverse […]

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  6. […] in der Verwaltung einzuführen und zu fördern, wird das nix. Die Diskussion hatten wir ja auch im Livestudio auf der Think at IBM. Da hört man leider keine Aussagen von Herrn Altmaier und Frau […]

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  7. […] stark Microsoft-hörig sind und trotz immer wieder auftretender Datenschutzbedenken und einer dringend notwendigen höheren Unabhängigkeit Europas von der Dominanz US-amerikanischer IT Riesen auf Microsoft […]

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  8. […] als heiße Luft ist bisher nicht herausgekommen und Forderungen, seitens der europäischen Staaten eine europäische IT-Plattform auf Basis Open Source verhallen auf den Fluren der deutschen oder europäischen […]

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  9. […] nur angesichts der gerade verkündeten Kandidatur um den Vorsitz der SPD, hier auch nochmals der Link zum Gespräch mit Saskia Esken, Bundestagsabgeordnete der SPD, Peter Ganten, Vorsitzender der Open […]

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  10. […] Die Studie bezeichnet laut heise neben Microsoft auch die Beziehung zu SAP und Oracle als bedenkenswert. Es herrsche „dringender Handlungsbedarf“. Der Artikel nimmt natürlich auch darauf Bezug, mehr Open Source-Software einzusetzen und erwähnt Peter Ganten von der Open Source Business Alliance (OSB), der ja noch im Juni neben der Kandidatin für den SPD-Vorsitz, Saskia Esken, und anderen Experten bei uns im IBM Livestudio zum Thema diskutiert hat. […]

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  11. […] und einen kritischen Geist. So habe Saskia Esken auch im Juni lange vor der Kandidatur in Berlin auf der Think at IBM kennengelernt. Man muss nicht immer einer Meinung mit ihr sein, aber da spricht Engagement und […]

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  12. […] auch das Thema Open Source treiben, das Saskia Esken ja immer unterstützt hat – siehe das Gespräch im Juni 2019 auf der Think at IBM – und dessen Unterstützung die Union auf dem Parteitag in Leipzig beschlossen hat. Und wer […]

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  13. […] Ich musste auch an das Gespräch mit Peter, Saskia Esken von der SPD, jetzt Parteivorsitzende, Michael Seemann und Stephan Dörner von t3n während der Think at IBM im vergangene Juni lange vor dem Corona-Virus denken. Es wird geredet, die Regierenden handeln nicht. Immer noch nicht. Meine Aussage damals: Ohne eine starke Lobby wird Open Source in der öffentlichen Verwaltung nicht vorankommen. […]

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