Der Westen – ein inkonsequentes, opportunistisches und desolates Bild

Wochenschau links breit

Mein Eltern wurden während des 2. Weltkriegs geboren. Jetzt erleben sie, wie in Europa wieder ein Krieg ausbricht*, Putin seine Truppen in die Ukraine einmarschieren lässt. Menschen werden getötet, das Völkerecht mit Füßen getreten. Deshalb fällt in dieser Woche ein Rückblick extrem schwer. Aber vielleicht muss dieser Rückblick auch deshalb genau sein.

Bewusst habe ich zu Beginn des Newsletters einige Berichte kuratiert, die sich mit den digitalen Aspekten des Einmarschs beschäftigen. Danach kommen einige mir wichtige Meinungen und Artikel zur politischen und wirtschaftlichen Situation.

Ein Krieg ist heute auch immer ein Cyberkrieg

Am 17. Februar habe ich mich mit meinem Kollegen Dominik Bredel über Cybersecurity und den Schutz kritischer Infrastrukturen unterhalten. Dominik leitet die Beratungssparte von Kyndryl zu Security & Resilency in Deutschland. Schon zu dieser Zeit gab es Angriffe auf die Rechnernetze in der Ukraine. Aber auch die westlichen Netze werden angegriffen, wie man nahezu täglich in der Presse lesen kann. Am 24. Februar startete Putin dann seinen völkerrechtswidrigen Einmarsch in die Ukraine.

IT-Standort Ukraine: Unsere Gedanken sind mit den Kolleginnen und Kollegen

Auch mein Arbeitgeber Kyndryl hat Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Ukraine. Wir bangen um ihre Gesundheit und Sicherheit.

Ein charakterloses, inkonsequentes, opportunistisches und desolates Bild

„Der Westen“ gibt in dieser Krise einmal mehr ein zerstrittenes, zerrissenes und uneinheitliches Bild ab. Die Regierungen der EU streiten über die Härte der Sanktionen, insbesondere den Ausschluss Russlands aus SWIFT**. Die Regierung versucht zu erklären, warum der Ausschluss für uns harte Konsequenzen haben würde. Und ich frage mich, ob eine Bevölkerung bereit wäre, diese Konsequenzen zu tragen. Die Schweiz ist – natürlich – neutral. Was mögen die Gründe sein? Der Papst vermeidet eine klare Aussage. Vom FIFA-Präsidenten Infantino hat man nichts anders erwartet. Von der Türkei auch nicht, die zumindest erst einmal nicht den Bospurus für Russland sperrt. Insgesamt ein charakterloses, inkonsequentes, opportunistisches und desolates Bild. Besonders schlimm: Putin könnte sich bestätigt fühlen.

* Mir ist sehr gegenwärtig, dass es in Europa nach dem 2. Weltkrieg auch bewaffnete Konflikte gab, die schlimm genug waren. Jedoch erscheint mir der Einmarsch Russlands in die Ukraine eine neue Dimension zu haben. Ein europäischer Staat marschiert wieder in einen anderen Staat ein, mit einer Propaganda, die frappierend an die der Nazis erinnert.

** Den Wochenrückblick habe ich am Samstagnachmittag/frühen Abend (26.2.2022) bevor die Bundesregierung ihre Entscheidungen für Waffenlieferungen und einen gezielten Swift-Bann Russlands getroffen haben. Einerseits wollte ich damit das zaudernde Bild festhalten, das Deutschland in der Weltöffentlichkeit abgegeben hat. Andererseits wollte ich allerdings auch dokumentieren, dass Sanktionen wie Swift ganz konkreten Einfluss auf unser Leben haben. Ich hoffe nur, dass dann all diejenigen, die Sanktionen geschrien haben, die Konsequenzen, auch die Konsequenzen im persönlichen Leben zu tragen bereit sind, ohne dann zu jammern oder Wahlkampf zu machen.

Comments

3 Antworten zu „Der Westen – ein inkonsequentes, opportunistisches und desolates Bild”.

  1. Das sehe ich ganz anders. Es hat noch nie so viel Einigkeit gegeben in der NATO, in der EU und selbst in der Uno, wie nach der Kriegserklärung von Putin. Auch bei den Sanktionen geht man viel weiter als beim Erdgas-Röhren-Embargo in den 1980er Jahren. Jetzt heißt es, so schnell wie möglich militärische Stärke aufzubauen und allen Ländern zu helfen, die sich den imperialen Gelüsten von Putin entgegenstellen.

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    1. Es geht nicht nur um die EU und UNO.
      1. Die deutsche Bundesregierung hat zuerst ein sehr zauderndes Bild abgegeben, bevor dann doch die wohl richtigen Entscheidungen getroffen wurden.
      2. Angeblich moralische Instanzen (wie der Papst) haben den Angriffskrieg noch nicht verurteilt, schweigen.
      3. Unmoralische Instanzen wie Herr Infantino eiern wie immer herum.
      4. Opportunisten und Lobbyisten wie Herr Schröder schaden massiv dem deutschen Ansehen.
      5. Wackelkandidaten wie die Türkei scheinen nicht zu Konsequenzen bereit.
      Das ist immer noch – bei allen Sanktionen – ein zerrissenes Bild.

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      1. Alle wichtigen Instanzen handeln zur Zeit schnell und richtig. Leute wie Schröder sind moralisch zerrüttet. Entscheider von vorgestern.

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