Moin von Sylt

Heute einmal eine ganz andere Wochenschau: ein kurzer Bericht aus der Reha auf Sylt. Nachdem ich mich gerade auch durch Drängen dann doch dazu durchgerungen hatte, den mit dem Antrag auf eine Reha einhergehenden Papierkrieg in Angriff zu nehmen, wurde der Antrag genehmigt. Ich bekam die Zusage zweier Kliniken, allerdings ohne Terminangabe und mit der Bitte, ja nicht nachzufragen und zu nerven, wann es los geht. Gut, nach einigen Monaten kam dann der Termin, und ich bin vergangenen Montag zu einer meiner „Wunschkliniken“, der Asklepios-Klinik auf Sylt, aufgebrochen.

Reha auf Sylt, bei den Reichen und Schönen, das hörte ich dann von vielen Freunden und Bekannten. In der Klinik ist von denen nicht so sehr viel zu sehen, viele ältere Menschen, die meisten wohl noch älter und zwischendurch einige Jüngere. Die Zimmer sind einfach, die Betten schmal, aber ich habe einen schönen Blick auf das Meer und den Horizont, konnte gestern wieder einen schönen Sonnenuntergang bewundern.

Kleines Dorf im Kasernstil

Das ehemalige Kurlazarett der Luftwaffe wurde dann zu einer Kurklinik der Arbeiterwohlfahrt und 1982 von den Asklepios-Kliniken übernommen. Mit rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Klinik der größte Arbeitgeber der Insel, wie ich doch überrascht nachlesen konnte. Auch hier, wie in so vielen Kliniken und Krankenhäusern, kann der Betrieb sicher nicht ohne „ausländische“, zugereiste Angestellte in Betrieb, Pflege und der Ärzteschaft sichergestellt werden. Dazu muss man nur Augen und Ohren aufmachen.

Warum erwähne ich das besonders? Zu meiner Verärgerung läuft hier ein Gast mit Nazisymbolik auf den Waden, einer 1 und einer 8 für A und H im Alphabet, in der Klinik herum, natürlich immer in kurzen Hosen herum. Schade, dass die Klinikleitung das nicht bemerkt hat oder nicht unterbindet. Mal schauen, ob und wie sie auf meine Anfrage antworten. Mich stört es auf jeden Fall.

Die Klinik selbst ist fast ein kleines Dorf, ähnelt einer Kaserne und man hat lange Wege zu den verschiedenen Therapien. Sie liegt am Nordende von Westerland direkt hinter der Düne am Strand, was mir tägliche längere Strandspaziergänge Richtung Westerland und Wenningstedt ermöglicht. Die Verpflegung ist die eines typischen Krankenhauses und ich kann nach wenigen Tagen den klassischen Aufschnitt, Wurst und Käse, nicht mehr sehen. Höhepunkt ist dann das „Sonntagsei“, das es eben auch nur an diesem Tag gibt. Die Zuzahlenden haben vielleicht eine etwas bessere Auswahl, aber drei Wochen halte ich es mit Müsli morgens, Banane und Apfel, und abends zur Not eben dem belegten Brot aus.

Außerhalb gesalzene Preise

Wenn es gar nicht mehr geht, gehe ich dann abends auch außerhalb essen – und wundere mich (eigentlich nicht) über die gesalzenen Preise. Alles ist den Schönen und Reichen angemessen. Für ein Essen zahlt man mindestens 20 Euro, bei anspruchsvolleren Gerichten deutlich mehr. Die Getränke sind ein bis zwei Euro teurer als bei uns daheim. Trotzdem muss die Abwechslung sein, bevor mir die Decke auf den Kopf fällt. Das Publikum erscheint – so wenig ich es nach knapp einer Woche beurteilen kann – mittelalt, fühlt sich schön und reich, oft mit entsprechenden Accessoires und vor allem einem auch schönen Hund ausgestattet. Man wird mit einem knappen „Moin“ gegrüßt und ich falle mit einem „Servus“ doch hin und wieder auf. Das hessische „Gude“ und „Morsche“ vermeide ich geflissentlich.

Die Therapien sind vielfältig, reichen von Entspannungsübungen, Sandbett und Hydrojet, Physiotherapie, Zirkeltraining im Studio, Geräten, Sport am Strand hin zu Gesprächstherapien und mehr. Auch werden immer wieder Vorträge angeboten. In den ersten Tagen wurde mein Kalender regelrecht zugeballert und ich werde das heute etwas herunter fahren, denn ich möchte meine Pausen, vor allem eben für besagte Spaziergänge am wirklich traumhaften, ewig langen Sandstrand.

In die Entspannungsphase eintreten

Nachdem daheim unser Kater wieder auf dem Damm zu sein scheint, kann ich jetzt auch in eine wirkliche Entspannungsphase eintreten und mir die Zeit nehmen, die verbleibenden zwei Wochen Geist und Körper baumeln zu lassen. Das werde ich tun, nicht nur an den Wochenenden, die ja frei sind. Das erste Wochenende habe ich bereits genutzt, um zum Ellenbogen zu fahren, mich über die Omnipräsenz von Gosch in List zu wundern, das Rote Kliff und die Uwe-Düne zu erwandern oder zum südlichsten Punkt nach Hörnum zu fahren, um Fischbrötchen zu essen und die Gegend zu erlaufen.

Einen Digital Detox ist für die Zeit nicht geplant, aber ich bin deutlich weniger im Netz. Dazu war bisher das Wetter im Vergleich zu großen Teilen des Restes von Deutschland einfach zu gut. Und gut im Zwiebelverfahren eingepackt, geht immer ein Strandspaziergang. Die Apple Watch meldet auf jeden Fall durchschnittlich rund 22.500 Schritte statt meiner üblichen 14.500 Schritte, eine durchschnittliche Strecke von 15 statt 10 Kilometern und deutlich mehr Trainingsminuten (knapp 160 statt der 87 daheim) – und das, obwohl ich mir keinen Stress mache, aber die gute Luft und das vorgegebene Trainingsprogramm tun das ihrige dazu. Na denn mal Moin aus Sylt und Euch eine gute Woche.


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Comments

2 Antworten zu „Moin von Sylt”.

  1. jazzonbike

    Alles Gute. Lass dich wieder fit machen – trotz Krankenhausessen 😉

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