Victoria Mboko ist die die Siegerin des 48. Internationalen Damen-Tennisturnier des TCB 2000 Darmstadt. Am Sonntag (21. Juli 2024) hat sie die Spanierin Angela Fita Boluda in zwei Sätzen mit 6:4 und 6:4 besiegt. Die 17 Jahre alte Kandierin spielte erneut ihren Power-Tennis. Für sie gibt es nur einen Weg und der heißt immer mit harten Schlägen „nach vorne“.
Und dieses Konzept wird zelebriert, wie ich am Sonntag live verfolgen konnte. Beim Finale auf dem Centre Court in Bessungen saß ich am Spielfeldrand neben ihrem Vater und ihrem Fitnesstrainer und konnte deren Coaching live mit verfolgen. „Always forward“, „Go inside the Court“ und Aufforderungen zu „Intensity“ oder „Pressure“ waren Sätze, die ich immer wieder hören konnte.
Nur zu Beginn des Spiels konnte die 8 Jahre ältere Spanierin Mboko unter Druck setzen und mit einem Break 3:0 in Führung stehen. Schon dieses 3:0 war hart umkämpft und danach kam die Kanadierin immer besser ins Spiel und setzte Boluda mit ihren harten Grundlinienschlägen massiv unter Druck. Das Ergebnis: Ausgleich zum 3:3 in Spielen. Zwar holte die Spanierin noch den berüchtigten siebten Punkt zum 3:4, aber danach drehte Mboko das Spiel und gewann den Satz mit 6:4.
Im zweiten Satz schien es dann schnell zu gehen. Mboko ging mit 5:1 in Führung. Das Publikum in Bessungen wollte mehr Tennis sehen und feuerte nun die Spanierin an. Und kurzzeitig keimte bei Boluda nochmals Hoffnung auf, als die junge Kanadierin einige vermeintlich leichte Fehler machte und es nach einem Break der Spanierin plötzlich 5:4 stand. Von außen kamen immer wieder von Papa Mboko und dem Fitness Coach Anweisungen wie „It is not over yet“ oder „Be positive“. Mit eigenem Aufschlag entschied Mboko das Spiel und holte den Turniersieg.
Der Sieg war verdient, denn Bolouda konnte den Spielfluss der Kanadierin nur zeitweise unterbrechen. Sobald sie in die harten Grundlinienduelle ging, rückte Mboko irgendwann ins Feld, ließ Bolouda laufen und feuerte dann ihre Winner ab. Die kanadische Power-Schläge dominierten den typisch spanische Topspin-Tennis.
Die junge Kanadierin zeigte in Darmstadt ein Kämpferherz. Oft startete sie nicht gut in die Partien. Im Viertel- und im Halbfinale verlor sie jeweils den ersten Satz, holte sich aber danach die beiden nächsten Sätze und gewann die Matches. Das zeigt Willen, Können und Charakter. Nach einer Verletzung will die 17-Jährige jetzt durchstarten.
Turnierdirektor Roland Ohnacker hat in seinem Abschlusskommentar zum Turnier den Vergleich mit Serena Williams bemüht. Mutig, aber in Bessungen haben schon viele bekannte Spielerinnen aufgeschlagen. Auch eine Steffi Graf, die 1983 mit 14 Jahren angetreten ist. Wie jetzt ein neues deutsches Talent: die 14 Jahre alte Mariella Thamm, die die Zuschauerinnen und Zuschauer in Bessungen begeisterte. Nicht zu übersehen: Das deutsche Publikum hofft nach langen Jahren wieder auf eine deutsche Topspielerin, die bei den großen Turnieren von sich reden macht.
Mit solchen Berichten habe ich vergangene Woche ab mittags meine Zeit verbracht. Das Turnier des TCB in Bessungen, bei dem ich seit über 20 Jahren Mitglied bin und regelmäßig mehr schlecht als recht den Schläger schwinge, ist auf das Engagement der Vereinsmitglieder angewiesen. Warum also nicht das einbringen, was ich einmal gelernt habe: Texten und Journalismus.
Unter Leitung von Sandra hat ein Team von jüngeren und gesetzteren Frauen und Männern vergangene Woche die Spiele beim Turnier in Darmstadt dokumentiert. Ab Mittwoch kam dann die Turnierzeitung heraus, in der Tennis-Interessierte die Spiele, Ergebnisse und das Geschehen nachlesen konnten. Die Daily News werden vor Ort gedruckt, können aber auch hier online gelesen werden.
Mir hat es wieder Spaß gemacht, quasi in alte Zeiten abzutauchen, als ich bei der Wetzlarer Neuen Zeitung gelernt habe, journalistisch zu schreiben. Die Tage habe ich mit Freunden aus meiner alten Heimat noch über die alte Zeit schwadroniert, über „Helmut, den Fußgänger“, den Chef der Lokalredaktion, bekannt und berüchtigt in Wetzlar, oder über „Schorsch“ Waldschmidt, seinen Stellvertreter, der es damals besonders genossen hat, Autos zu testen, Gerd Graf, Sportchef der WNZ, Boxschiedsrichter und Kollege von Werner Schneyder, und Herausgeber Janos Bardi.
Lokaljournalismus und Berichte über den lokalen Sport sind wichtig. Sie schaffen Identität. Die Artikel werden sorgfältig gelesen und es gibt sofort Feedback, wenn Fehler passieren (so geschehen auch diese Woche, als sechs Augen ein kleiner Fehler durchgegangen ist). „Die Leute“ freuen sich, wenn sie sich sehen. Nein, es geht nicht nur um Banalitäten. Man darf und sollte hier nicht hochmütig und arrogant sein. Gerade in unseren Zeiten ist es um so wichtiger, auf lokaler und regionaler Ebene zu integrieren und Leute nicht in die Extreme abdriften zu lassen.
Natürlich muss die Berichterstattung künftig über die gedruckte Zeitung hinaus gehen. Online wird immer wichtiger, auch in der Berichterstattung über unser Tennisturnier. Ja, die Älteren holen sich morgens sofort die Turnierzeitung, doch auch viele Jüngere und Ältere müssen und sollten erreicht werden. Da muss man über neue Wege nachdenken, wie man Inhalte nicht nur gedruckt oder als PDF nutzt, sondern auch Online Communities, Facebook (für Ältere) oder Insta (für Jüngere) bespielt und durchaus auch Leute jenseits von Darmstadt in der Tennis-Community erreicht. An online und neuen Formaten führt künftig kein Weg vorbei. Und das mit knappen Ressourcen und Freiwilligen, wie bei unseren Daily News. Bei unserem Tennisturnier und im Lokaljournalismus.
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