Nein, ich mag keine Shows mit Florian Silbereisen. Ja, der öffentlich-rechtliche Rundfunk produziert viel zu viele oft mittelmäßige oder schlechte Krimis. Ja, die Sender zielen mit ihrem Programm oft nur auf das ältere Publikum ab und vernachlässigen „die Jungen“. Auch deshalb muss überlegt werden, wofür wie viel Geld künftig ausgegeben wird. Aber …
… ich möchte auf das Nachrichtenangebot, die Reportagen und Magazine, auch einige der Satiresendungen von ARD, ZDF und den anderen Anstalten nicht verzichten. Das Angebot der Öffentlich-Rechtlichen ist angesichts rechtspopulistischer Millionäre und Milliardäre wie Frank Gotthardt mit Nius oder Elon Musk mit X, angesichts der Springer-Presse, die Herrn Musk noch eine Plattform geben und so die AfD legitimieren, für unsere Demokratie unverzichtbar. Von der AfD und dem Dreck und den Halbwahrheiten und Lügen, mit denen sie gerade auf TikTok „die Jungen“ manipulieren, gar nicht zu reden.
Wenn die demokratische Mitte die Öffentlich-Rechtlichen beschießt
Während Streaming-Dienste ihre Preise ohne Protest erhöhen, wird beim ÖRR jeder Cent diskutiert. Der ÖRR steht unter Beschuss – von rechts UND unterdessen aus der Mitte, gerade von Söder und anderen Unions-Politikern. Die Verweigerung der Beitragserhöhung ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Wer den ÖRR schwächt, schwächt die demokratische Infrastruktur. Eine vielfältige Medienlandschaft ist kein Luxus, sondern demokratische Notwendigkeit. Das sollten 58 Cent wert sein. Ich kann dem Fernseh- und Medienwissenschaftler Dr. Christian Richter nur zustimmen.
Wir erleben auch in anderen Bereichen, dass Parteien der demokratischen Mitte Themen, Standpunkte und Argumente von Parteien außerhalb der Mitte übernehmen, in der Hoffnung dafür von einigen konservativen Wählern belohnt zu werden.
Christian Richter auf t-online
Gegengewicht zu den asozialen Medien und überwachungskapitalistischen Plattformen zu entwickeln
Natürlich ist bei öffentlich-rechtlichen nicht alles Gold. Da bleibt viel zu tun, gerade angesichts der Macht der sogenannten „sozialen Medien“, die vielerorts die klassischen Medien überrollen. Christian Bartels analysiert die gegenwärtige Situation in seinem Jahresrückblick auf Altpapier und stellt klare Forderungen an den ÖRR:
Angesichts der rasanten Entwicklung der Medienkonzerne wären die Öffentlich-Rechtlichen gut beraten, ihre in jedem Vergleich sehr sichere Finanzierung … zügig einzusetzen, um ein offenes, nicht-kommerzielles, weder polarisierendes noch triggerndes, weder als Werberahmen noch als Datensauger konzipiertes Gegenmodell zu den überwachungskapitalistischen Plattformen zu entwickeln.
Der Altpapier-Jahresrückblick am 31. Dezember 2024 – Alles wird Werberahmen | MDR.DE
Ersetzen werden die Öffentlich-Rechtlichen Google, Meta, X, YouTube und Co. nicht, sie können aber ihren Platz im Netz finden und behaupten. Sie müssen es nur wollen und durchführen, statt in verkrusteten Strukturen vorwiegend Programm für die älteren Generationen zu machen. Und das schreibe ich als jemand, der zu den Baby Boomern gehört.
Lesenswerte Plattformen jenseits von Paywalls und Abomodellen
Eine unabhängige und vielfältige Presselandschaft ist für unsere Demokratie unverzichtbar, auch wenn manche sie nicht zu schätzen wissen oder die Fakten nicht hören und verstehen wollen. Tagesschau.de und auch ZDFheute gehören zu den Portalen, die ich regelmäßig nutze, vor allem auch die Textbeiträge. Doch neben den öffentlich-rechtlichen möchte ich hier weitere Plattformen und Publikationen jenseits der inakzeptablen Abomodelle und Paywalls der verkrusteten und vernagelten Verlage promoten; zwei davon habe ich bereits erwähnt.
Altpapier vom Mittel Deutschen Rundfunk MDR
Als jemand, der aus dem Journalismus kommt, liegt mir das Mediengeschehen in den sozialen und den klassischen Kanälen sehr nahe. Die Journalistinnen und Journalisten von Altpapier des MDR liefern mir hierzu regelmäßig wertvolle Informationen und Meinungen. Hierfür herzlichen Dank, und ich hoffe, dass gerade der MDR dem Beschuss der Rechtspopulisten und Nazis standhalten wird. Gerade in Mitteldeutschland braucht es weiterhin eine unabhängige Presse.
Das Portal von T-Online
Ein Dankeschön auch an die Nachrichtenredaktion von T-Online. Das Portal habe ich erst 2024 wirklich schätzen gelernt und lese regelmäßig die Beiträge, die für alle frei verfügbar sind. Ein schlechtes Gewissen, den kostenlosen Service zu nutzen, habe ich nicht. Die Telekom verdient mit uns ein Schw…geld für DSL, Mobiltelefon und mehr.
Danke, liebe Redaktion von netzpolitik.org
In dieser Liste darf die Redaktion von netzpolitik.org nicht fehlen, die über Spenden finanziert wird und ein unverzichtbares „Medium für digitale Freiheitsrechte“ ist. Hier werden immer wieder detaillierte und pointierte Artikel, Kommentare und Recherchen veröffentlicht, die für jeden unverzichtbar sind, der sich mit Digitalisierung und digitalen Plattformen auseinandersetzt. Danke für eure Arbeit! Am heutigen 31. Dezember fehlten laut Ticker auf der Homepage noch 23.161 €. Ich bin sicher, die werden auch noch gespendet, um eure Arbeit weiter zu finanzieren.
Bloggen ist eine Haltung
„Denn eines habe ich in 20 Jahren gelernt: Bloggen ist mehr als ein Medium – es ist eine Haltung.“
Das hat Klaus Eck am 19. Dezember in seinem Beitrag „20 Jahre PR-Blogger“ geschrieben. Solange bin ich nicht dabei, aber immerhin gibt es diesen Blog (früher als digitalnaiv.com) auch schon eine gute Weile. Im Gegensatz zu Klaus, der mittlerweile meist auf LinkedIn schreibt, steht mein Blog aus diversen Gründen weiterhin im Zentrum. Dort erscheinen Texte, Podcasts und Videos. Andere Kanäle dienen nur zum Verteilen. Ich gebe mich bewusst nicht in die Hand einer Plattform, die beispielsweise externe Links benachteiligt.
Moderne Interpretation des Webrings: UberBlogr
Deshalb habe ich mich auch sehr über UberBlogr, eine Initiative von Thomas Gigold, gefreut. Er hat das Projekt als moderne Interpretation des klassischen Webring-Konzepts gestartet, und kürzlich wurde ein bedeutender Meilenstein erreicht: Über 100 aktive Blogger haben sich der Community bereits angeschlossen. Klar mache ich da mit, da ich es auch als sinnvoll erachte, die persönliche Blogkultur wieder zu beleben.
Einfach mal reinschauen. Vielleicht finden sich auch für euch, wie für mich, interessante Blogs, die man regelmäßig liest. Die Initiative zeigt eindrucksvoll, dass private Blogs keineswegs ein Relikt der Vergangenheit sind, sondern weiterhin eine wichtige Rolle in der digitalen Kommunikationslandschaft spielen können, vor allem spielen sollten – und das gerade angesichts der aktuellen Bedrohungen für unabhängigen Journalismus und freie demokratische Meinungsbildung.


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