
Vergangenen Freitag haben Lars und ich bei #9vor9 über Mark Zuckerberg und dessen Gesinnungswandel gesprochen. Die Meta-Plattformen verlassen oder bleiben, war gegen Ende eine der wichtigen Fragen: Wir haben uns dafür entschieden, erst einmal auf Instagram, Threads und Facebook zu bleiben und Artikel dort zu publizieren. Wir werden die Situation jedoch genau beobachten und über Konsequenzen nachdenken, falls es in die falsche Richtung geht. Gerade angesichts der anstehenden Bundestagswahl und dem bedrohlichen Rechtsruck auch in Deutschland ist es vielleicht sogar wichtig, weiterhin auf Facebook, Instagram und Threads die demokratische Flagge zu zeigen.
Die 200 Mio $ Party
Was ist mir in den letzten Tagen noch aufgefallen, was in diese Wochenschau gehört? Noch nie haben US-Unternehmen und Superreiche so viel Geld für die Amtseinführung eines Präsidenten gespendet. Gerechnet wird laut Wirtschaftswoche mit einer Summe von über 200 Mio. $. Man führe sich diese Zahl mal vor Augen. Wahnsinn.
Unter den Spendern befindet sich laut Artikel von Matthias Hohensee Amazon-Chef Jeff Bezos; unterdessen sind auch Microsoft, Meta, Uber, Google sowie Apple-Chef Tim Cook dabei, der – unabhängig von Apple – eine Million Dollar spendet. Immer mehr Tech-Milliardäre jenseits der Paypal-Mafia kippen um, so auch Salesforce-Chef Marc Benioff, der vor Jahren noch die Demokraten unterstützt hat.
Andere BigTech-Konzerne folgen der PayPal-Mafia
Im Rampenlicht von Musk, Andreessen und der PayPal-Mafia geht jedoch etwas unter, wie nach und nach auch die anderen Mächtigen der Tech-Branche dem Vorbild folgen und sich öffentlich zu Trump bekennen – aus Opportunismus, Absicherung und Geschäftssinn
Tech-Milliardäre: Aufstieg der PayPal-Mafia
Internet-Pionier Marc Andreessen hat auf jeden Fall seit der Wahl von Trump seine Lebensfreude wiedergefunden. „Jeden Morgen wache ich glücklicher auf als am Tag zuvor.“ Wenigstens er. Vielen anderen geht gerade viel Lebensfreude flöten.
Gerüchteküche und Horrorszenario: TikTok unter Elon Musk
Währenddessen brodelt in den USA die Gerüchteküche rund um ein mögliches Verbot von TikTok weiter. Trump will von einem TikTok-Verbot wohl unterdessen nichts mehr wissen. Schließlich hat er dort 14 Millionen Follower. Da käme es ihm sicher nicht ungelegen, wenn sein Buddy Elon, wohlgelitten bei der chinesischen Führung und „Trumps Mann fürs Grobe“, den amerikanischen Teil von TikTok übernehmen würde. Dieses Gerücht wabert gerade durch die Medien.
Donald Trump hätte nach X dann schon ein zweites soziales Netzwerk unter seiner faktischen Kontrolle und damit eine Medienmacht wie noch kein Präsident vor ihm. Die Kombination aus X und Tiktok wäre eine ernsthafte Konkurrenz zu Mark Zuckerbergs Imperium aus Facebook, Instagram und Whatsapp, was vielleicht sogar dessen rasanten Kniefall vor dem neuen Präsidenten erklärt.
Holger Schmidt, in: Frankfurter Allgemeine Pro – Digitalwirtschaft
Verschiedene bekannte US-Unternehmen haben in den vergangenen Monaten ihre Programme für Diversity, Equity and Inclusion unter ihren Beschäftigten abgeschafft oder zurückgefahren. Trumps erneute Machtergreifung wird diesen Trend weiter befeuern. So etwas „Wokes“ braucht man nicht. Das Thema war in den vergangenen Jahren gerade bei US-Unternehmen ein Muss und wurde immer wieder in der internen Kommunikation gepusht. Nun – unter Trump – braucht man das nicht mehr? Ich arbeite ja selbst für ein US-Unternehmen und bin gespannt, ob sich bei uns der Wind drehen wird.
Goodbye Inclusion, goodbye Sustainability?
Und da gibt es ja auch noch das Thema Net Zero und Sustainability, das doch ei gen Unternehmensführern ein Dorn im Profit-Auge sein könnte. BlackRock, wo Friedrich Merz Aufsichtsratsvorsitzender von BlackRock Deutschland war, hat auf jeden Fall einmal reagiert. Die Antwortmaschine Perplexity.ai antwortet wie folgt auf meine Nachfrage nach der Beziehung von Friedrich Merz und BlackRock: „Seine Rolle ging dabei über die reine Aufsichtsfunktion hinaus – er sollte aktiv Beziehungen zu wichtigen Kunden, Regulierern und Behörden in Deutschland fördern.“
Rückkehr des Imperialismus?
Schließlich noch eine abschließende Leseempfehlung: Henrik Müller hat im Manager Magazin in seiner Kolumne über „Der Imperialismus schlägt zurück“ geschrieben. Imperialismus? Das ist doch etwas von vorgestern. Das war doch Thema in meinem Geschichtsstudium anno dazumal. Nein, ganz offensichtlich nicht. Nicht erst seit Trumps Äußerungen zu Grönland und Panama streben China, Russland und die USA offensichtlich danach, ihre Machtbereiche auszudehnen:
Auf eine Übergangszeit nach dem Zusammenbruch der amerikanischen Hegemonie würde sich eine neoimperiale Ordnung herausbilden: hier die vergrößerten USA, dort China (mit einem wirtschaftlich abhängigen Russland im Schlepptau) – eine monströse neue Welt.
Globale Konflikte: Der Imperialismus ist zurück – was ist davon zu erwarten? – manager
Da stellt sich natürlich die Frage: Quo vadis, Europa? Ein Europa, in dem in vielen Ländern Rechtsextreme und Rechtsradikale bereits an der Macht sind oder danach streben.
P.S. Ich bitte um Entschuldigung, wenn einige der verlinkten und zitierten Beiträge hinter einer Paywall sind. Ich versuche das wo möglich zu vermeiden oder darauf aufmerksam zu machen, aber manchmal geht es leider nicht.


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