An expressionist collage in the style of Edvard Munch, depicting a distorted Donald Trump with a giant megaphone in a nightmarish television studio. The audience is shown as screaming faces. There are smartphones and the American flag as whirling, threatening shapes. Concerned European politicians with exaggerated facial features are in the background. The text "You are fired" is shown as flowing, eerie text. Below right: "#Wochenschau" in shaky text.

„Großartiges Fernsehen“: Trumps Reality-Show-Diplomatie und ihre Folgen

Wochenschau links breit

Das ganze Leben ist ein Quiz und wir sind nur die Kandidaten„. An diesen Song von Harpe musste ich denken, als ich den Artikel von Klaus Raab im Altpapier vom 3. März gelesen habe. 25 Jahre nach „Big Brother“ inszeniert Trump Diplomatie als Reality-TV-Show vor von ihm handverlesenen Journalisten. Der US-Präsident demütigt Selenskyj vor laufenden Kameras im Weißen Haus, so wie er es früher in seiner Show The Apprentice gemacht hat. Sein Lieblingsspruch dort: „Sie sind gefeuert.“

Selenskyj im Oval Office: 50 Minuten Demütigung live. Trump transferiert das Konzept seiner Show in die Politik. Kameras überall, selbst bei sensiblen Gesprächen. Ist das noch Diplomatie oder nur Show? „Das wird großartiges Fernsehen“, freut sich Trump und beantwortet damit selbst die Frage. „Das große Fernsehen, das Trump begeistert, ist in Wirklichkeit eine Manipulation von Demagogen“, schreibt Gyburg Uhlmann in der FAZ (€).

„Wir fangen gerade erst an“

Schlimmerweise übernehmen dann noch viele deutsche Medien der Trump-treuen Fox News. Nein, das war kein einfacher Streit, und die Forderung, Selensky solle sich entschuldigen, greift viel zu kurz. Es war eine Inszenierung, eine Demütigung, ein Rauswurf, wie es ihn wohl noch nie in der Diplomatie in aller Öffentlichkeit gegeben hat. Am 4. März macht er im Kongress klar, dass es so weitergehen wird: „Wir fangen gerade erst an!„. Spätestens jetzt wissen wir, was in den kommenden Jahren auf uns zukommt, was auch auf europäische Staatsfrauen und Staatsmänner zukommen kann:

Auch westeuropäische Präsidenten und Regierungschefs müssen jederzeit damit rechnen, im Oval Office wie Schuljungen gemaßregelt zu werden – es sei denn, in den USA selbst formiert sich endlich Widerstand.

Dieter Schnaas, am 2. März 2025 auf wiwo.de

Verschwörungstheorie: Russischer Agent?

Dazu passen die beiden nächsten Berichte, die ich in diese Wochenschau aufgenommen habe. T-Online-Chefredakteur Florian Harms titelt in seinem Tagesanbruch vom 4. März „Ist Donald Trump ein russischer Agent?“. In der Tat ein ungeheuerlicher Verdacht – und nicht bewiesen. Dass überhaupt ein solcher Beitrag erscheinen konnte, ist an sich ungeheuerlich und Teil der neuen Reality-TV-Show.

Schon richtig, es gibt keine Beweise, dass Donald Trump tatsächlich ein russischer Agent ist. Es gibt nur Indizien für seine ungewöhnliche Nähe zu Putins Clique. So viele Indizien allerdings, dass sich sein Verhalten nicht allein mit den üblichen Vokabeln „narzisstisch“, „egomanisch“, „unberechenbar“ erklären lässt.

USA: Ist Donald Trump ein russischer Agent?

Ich bin gespannt, wie es mit diesem Verdacht und der verbundenen Berichterstattung weitergeht. Hier geht es zu dem Hintergrundbericht von Bastian Brauns und Lars Wienand vom 1. März auf T-Online, in dem die Geschehnisse im Detail aufgearbeitet werden. In welchen Zeiten leben wir nur?

Digitale Souveränität

Am 27. Februar habe ich hier im Blog über unsere Abhängigkeit, insbesondere von Microsoft, und die Bedrohung unserer digitalen Souveränität durch die Trump-Administration geschrieben. Der Beitrag erschien vor dem Rauswurf von Selensky aus dem Weißen Haus, und seitdem häufen sich allenthalben die Artikel, in denen einerseits eine massive europäische Aufrüstung, andererseits vielfältige Maßnahmen gefordert werden, sich generell und insbesondere digital unabhängiger von den USA zu machen.

Ohne US-Technologien nicht überlebensfähig?

Zum passenden Zeitpunkt ist dann auch ein Studienbericht des Bitkom zum Thema Digitale Souveränität insbesondere der deutschen Unternehmen erschienen. Die Ergebnisse überraschen nicht wirklich. 96 Prozent der befragten 603 Unternehmen beziehen digitale Services und Technologien wie Endgeräte (90 Prozent), Software (75 Prozent) oder Cybersecurity-Lösungen (72 Prozent) aus dem Ausland. Die wichtigsten Herkunftsregionen sind die EU auf einer Ebene mit den USA, gefolgt von China.

Des Weiteren geben 17 Prozent der deutschen Unternehmen an, ohne Digitalimporte nur 6 Monate überleben zu können. 36 Prozent halten maximal ein Jahr durch. Nur 3 Prozent sehen sich länger als 2 Jahre überlebensfähig. Diese Zahlen sprechen für sich.

Glosse lässt Atem stocken

Zum Abschluss noch der Hinweis auf die Glosse, nein böse Realsatire von Gunnar Sohn, über Elon Musk, Vladimir Putin und J.D. Vance: „Kalifornien … zurück an Mexiko … Hmm. Interessant. Vielleicht mit einer Tesla-Fabrik als Kompensation?“ Es ist halt alles nur ein Deal.

Artikel zum Thema (kleine Auswahl ohne die ganz großen Medien)

Natürlich berichten die „großen“ Medien, aber auch viele Blogger greifen das Thema auf und schon werden Listen mit alternativen Produkten zu den kommerziellen, proprietären US-Produkten aufgelistet. Klar muss jedoch jedem klar sein, dass es eine deutlich größere Herausforderung ist, in Unternehmen oder Behörden vom US-Stack unabhängig zu werden als auf dem privaten Rechner oder Smartphone. Aber denken wir auch daran, wie viele Leute nicht von WhatsApp auf alternative Lösungen wie Signal wechseln.

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