Lars fährt schon länger eleketrisch, ich seit nicht ganz 4 Wochen. In dieser #9vor9-Folge und unserer Reihe #Ladelust haben wir uns intensiv über unsere persönlichen Erfahrungen mit E-Autos und die neuen politischen Weichenstellungen zur Elektromobilität ausgetauscht.
Alltag mit dem E-Auto: Zwei Perspektiven, viele Gemeinsamkeiten
Seit Anfang April bin ich nun auch unter die E-Auto-Fahrer gegangen. Nachdem unser bestellter ID.3 (ein Leasingfahrzeug für vier Jahre) erst im Oktober statt wie ursprünglich geplant im Juli geliefert werden kann, fahre ich jetzt übergangsweise für sechs Monate einen gebrauchten Cupra Born. Die Entscheidung für ein Leasing-Modell fiel vor allem aus preislichen Gründen – gebrauchte E-Autos in der gewünschten Konfiguration mit großer Batterie lagen mit über 30.000 Euro noch deutlich über meiner Zielgröße von 20.000 bis 25.000 Euro.
Das Fahrgefühl mit dem E-Auto beschreibe ich als “sehr entspannt” und “relaxter” im Vergleich zu den Verbrennern, die ich zuvor gefahren bin. Der Cupra Born gleitet förmlich dahin, bietet eine beeindruckende Beschleunigung und liegt dank der tief im Fahrzeugboden verbauten Batterie sehr stabil auf der Straße.
Lars fährt seinen ID.3 inzwischen seit knapp zwei Jahren und ist nach wie vor begeistert vom entspannten Fahren: „Man merkt einfach, wie ruhig und stressfrei das Fahren ist. Das macht was mit einem, auch im Kopf.“ Besonders im Stadtverkehr und auf Kurzstrecken schätzt er die direkte Beschleunigung und das lautlose Dahingleiten. Für längere Strecken bleibt für ihn aber die Ladeplanung ein Thema: „Da muss man schon genauer schauen, wo die Schnelllader stehen und wie zuverlässig die funktionieren.“
Ich selbst bin seit Kurzem mit einem Cupra Born unterwegs – zunächst als Übergangslösung, weil unser bestellter ID.3 erst im Herbst kommt. Auch ich genieße das entspannte Fahren und die neue Form der Mobilität. Beim Laden nutze ich derzeit noch öffentliche Ladesäulen, da meine bestellte Keba-Wallbox noch nicht eingetroffen ist. Zum Glück befinden sich mehrere Ladestationen in fußläufiger Entfernung, was das Laden im Alltag recht unkompliziert macht. Mit verschiedenen Ladekarten und der App “Ladefuchs” versuche ich, möglichst günstig zu laden. Das Laden klappt meist problemlos, aber Lars und ich sind uns einig: Die Vielfalt an Ladekarten und Apps bleibt ein Ärgernis.
Software und Alltagstauglichkeit
Ein wiederkehrendes Thema ist die Software. Lars berichtet von seinen Erfahrungen mit dem ID.3 der ersten Generation: „Da holpert es und drückt es schon ganz schön. Der Anschluss meines Handys dauert dann manchmal sehr lange und unterbricht auch zwischendurch. Da muss man irgendwie wieder WLAN ausmachen, wieder anmachen, dann geht es wieder und so.” Bei meinem neueren Cupra Born läuft die Software stabiler, aber auch hier gab es schon einen Systemausfall nach einem Update. Lars meint dazu: „VW hat da echt Nachholbedarf. Aber man merkt, dass es langsam besser wird.“
Politische Pläne: Was bringt der neue Koalitionsvertrag?
Im zweiten Teil unseres Gesprächs widmeten wir uns den Plänen der neuen Regierung zur Förderung der E-Mobilität, wie sie im Koalitionsvertrag festgehalten sind. Überraschend finden wir beide, dass trotz der eher verbrennerlastigen Rhetorik vor allem aus CDU und CSU vor der Wahl nun doch einiges zur Förderung der E-Mobilität im Vertrag steht. Der 8-Punkte-Plan zur Förderung der E-Mobilität ist für uns beide ein Signal, dass die Politik das Thema (hoffentlich) wieder ernst nimmt.
Der 8-Punkte-Plan umfasst unter anderem:
- Steuerliche Begünstigung von E-Dienstwagen
- Sonderabschreibungen für E-Fahrzeuge
- Kfz-Steuerbefreiung für E-Autos bis 2035
- Ein Social-Leasing-Programm für Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen
Kritisch sehen wir die weiterhin geplante Förderung von Plug-in-Hybriden: „Das ist für mich ein Rückschritt. Viele fahren die Dinger doch im Alltag wie einen normalen Verbrenner. Da sollte die Förderung klarer auf reine E-Autos gehen.“ Auch die angekündigte Social-Leasing-Initiative für Menschen mit kleinerem Einkommen kann ein guter Ansatz sein, solange das nicht in Bürokratie erstickt.
Beim Thema Ladeinfrastruktur sind wir uns einig: Die Ausbaupläne sind richtig, aber Lars meint: “Stell dir vor, du müsstest jetzt irgendwie mit deinem Benziner oder mit deinem Verbrennerauto darfst du nur bestimmte Tankstellen anfahren. Also ich meine, das ist ja lächerlich.“
Fazit: E-Mobilität bleibt Alltagsthema – politisch und privat
Wir sind überzeugt: Die E-Mobilität ist im Alltag angekommen, aber es gibt noch viele Baustellen – von der Software bis zur Ladeinfrastruktur. Die große Frage bleibt für uns: Wann und wie werden diese Maßnahmen umgesetzt und vor allem bezahlt? Angesichts der finanziellen Herausforderungen, vor denen die neue Regierung steht, sind wir hier eher vorsichtig optimistisch. Immerhin könnte der Plan der Industrie eine gewisse Planungssicherheit geben und verhindern, dass deutsche Autobauer den Anschluss bei der E-Mobilität verlieren.
Das Thema E-Mobilität wird uns in unserem Podcast #9vor9 auch weiterhin begleiten – sowohl mit unseren persönlichen Erfahrungen als auch mit Blick auf die politischen Entwicklungen und mit Interviews mit Expertinnen und Experten.


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