Er fliegt quasi unter dem Radar, gewinnt aber immer mehr an Bedeutung, gerade wo sich Musk und Trump nicht mehr so gut zu verstehen scheinen: Larry Ellison, der Chef von Oracle. Wer so wie ich lange in der IT-Branche tätig ist, kennt ihn. Außerhalb dieser Blase dürfte er kaum jemanden in Europa aufgefallen sein. Jetzt analysieren die geschätzten Autoren des Social Media Watchblogs, das Magazin Capital und die FAZ Pro Digitalwirtschaft seine Person, seine Beziehung zu Trump und die Angebote von Oracle rund um Künstliche Intelligenz. Zeit, Larry den Leserinnen und Lesern dieses Blogs vorzustellen.
Larry Ellison ist eine der schillerndsten und polarisierendsten Figuren der Tech-Welt – eine Mischung aus Pirat, Jetsetter und Machtstratege. Er war lange als exzentrischer Milliardär bekannt, der Segelregatten gewann, Filmstars datete und eine ganze hawaiianische Insel kaufte. Eine Biografie aus den 1990ern trug den bezeichnenden Titel „The Difference Between God and Larry Ellison: God Doesn’t Think He’s Larry Ellison“.
Der „moderner Dschingis Khan“
Doch hinter der Glamour-Fassade steckt ein knallharter Geschäftsmann, der seit Jahrzehnten mit messerscharfem Instinkt auf Effizienz, Kontrolle und strategische Allianzen setzt. Mit einem Mix aus Genie, Arroganz und unerschütterlichem Selbstbewusstsein prägt er seit Jahrzehnten die Branche. Ellison ist dabei keiner, der laut auftritt – aber einer, der ganze Systeme umbaut, wenn er es für nötig hält.
Ellison, 1944 geboren, gründete Oracle 1977 und baute das Unternehmen vom Datenbank-Pionier zum globalen Tech-Giganten aus. Berühmt-berüchtigt ist sein Führungsstil – kompromisslos, oft als „moderner Dschingis Khan“ beschrieben. Er scheut keine Konflikte, setzt sich über Kritik hinweg und verfolgt seine Ziele mit fast religiösem Eifer.
Trump & Ellison – Eine symbiotische Verbindung

Seit den 2010er-Jahren verbindet Ellison mit Trump eine symbiotische Beziehung aus politischen Allianzen und wirtschaftlichen Vorteilen. Ellisons Nähe zum ehemaligen Präsidenten brachte Oracle milliardenschwere Aufträge ein, darunter die Verwaltung sensibler US-Nutzerdaten von TikTok und die Kontrolle über kritische Regierungsinfrastrukturen. Sein Medienimperium – mit Beteiligungen an Paramount, CBS und möglicherweise CNN – wird zunehmend als Plattform für die MAGA-Bewegung genutzt.
Trump-Berater bezeichnen Ellison gar als „Schattenpräsidenten“, da er direkten Einfluss auf Gesetzgebung, Medienlandschaft und Technologie ausübt. Während Musk und Trump sich öffentlich entzweien, festigt Ellison seine Rolle als Trumps wichtigster Tech-Verbündeter – und profitiert dabei von dessen deregulierungspolitischen Weichenstellungen, die Oracles KI- und Cloud-Geschäft befeuern.
Überwachung und Datenkontrolle sind gut
Der einst als unpolitischer Playboy geltende Ellison steht heute der ultrarechten israelischen Regierung nahe, nutzt seine Macht kompromisslos und treibt eine technokratische Vision voran, in der Überwachung und Datenkontrolle zentrale Rollen spielen. Ellison sieht in umfassender Datenerfassung kein Problem, sondern ein Werkzeug zur Effizienzsteigerung – im Staat ebenso wie in Unternehmen. Schon nach den Anschlägen vom 11. September 2001 forderte er, alle Bürgerdaten in einer zentralen Regierungsdatenbank zu bündeln, inklusive biometrischer Informationen.
Er propagiert eine zentralisierte Überwachungsinfrastruktur, in der KI-gestützte Systeme nicht nur Unternehmensdaten, sondern auch staatliche und private Informationen – von Gesundheits- bis zu Genomdaten – in Echtzeit analysieren und steuern. Auf dem World Governments Summit 2025 skizzierte er ein Szenario, in dem nationale Datenbanken alle Lebensbereiche erfassen, um „jede beliebige Frage“ zu beantworten. Seine Aussage, „die Bürger werden sich mustergültig verhalten, weil wir ständig alles aufzeichnen und melden“, klingt wie aus einem dystopischen Überwachungsstaat. Ellisons langfristige Strategie zielt auf nichts Geringeres als die totale Integration von KI in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.
Oracle: Vom Datenbank-Hersteller zum Rückgrat der KI-Infrastruktur
Heute treibt er ähnliche Konzepte über Oracles Cloud-Angebote voran, etwa im Gesundheitswesen, bei Sicherheitsbehörden oder beim Militär. Er glaubt an eine Welt, in der Datenüberwachung nicht Bedrohung, sondern Voraussetzung für Ordnung und Fortschritt ist – eine Haltung, die Kritiker als technokratisch und demokratiegefährdend werten.
Ellision ist einer der reichsten Menschen der Welt – zeitweise überholte er sogar Elon Musk. Erfolgreich macht ihn die radikale Neuausrichtung Oracles zum zentralen Infrastruktur-Anbieter der KI-Ära. Verträge über 300 Milliarden Dollar mit OpenAI, weitere mit Meta, xAI und Nvidia, sowie der Aufbau gigantischer Rechenzentren („Stargate-Projekt“) treiben das Wachstum. Mit neuen Angeboten wie der AI Data Platform, der AI Database und einer Multicloud-Strategie, die Oracle-Dienste auf AWS, Azure und Google Cloud nutzbar macht, will Ellison Oracle als Rückgrat der weltweiten KI-Infrastruktur etablieren – und damit seinen Einfluss weiter ausbauen.
Wie unterschiedlich: Musk und Ellison
Im Vergleich zu Elon Musk wirkt Ellison weniger missionarisch, aber strategisch kälter. Musk inszeniert sich als Rebell gegen das Establishment, Ellison ist längst Teil davon – ein Machtmensch, der lieber Netzwerke steuert, als Schlagzeilen zu provozieren. Musk verkörpert die Idee des genialischen Visionärs, Ellison die des stillen Architekten einer kontrollierten, datengetriebenen Welt. Wo Musk laut träumt, zieht Ellison im Hintergrund die Fäden. Ellison gehört wie Peter Thiel und andere Tech-Millardäre zu denen, die das Trump-Imperium an die Macht gebracht haben und dort halten wollen – mit einem J.D. Vance im Hintergrund, der die – nennen wir es – Arbeit fortsetzen will.


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