Mein Arbeitsplatz von heute – wie er (und meine Web 2.0 Tools) sich gewandelt haben – ich auch?

So, nun ist fast ein Jahr rege und intensive Aktivität im Web 2.0  und in der neuen Rolle als Lotus Marketing Manager für Deutschland herum. Das ist für mich Anlaß, einmal meine Arbeitsweise, meine Werkzeuge und meine Arbeitsumgebung zu reflektieren. Angeregt wurde ich dazu auch durch das neue Buch von Ibrahim Evsan Der Fixierungscode. Ibo – ich erlaube mir mal seinen Spitznamen und Twitter-Nick zu benutzen – analysiert dort Informationsverhalten und das Internet. Ein aus meiner Sicht lesenswertes Buch gerade für Leute, die sich über den Wandel orientieren wollen. Ibo beshfreibt dort auch sein Informationsverhalten. Ich ziehe hier einmal ganz persönlich nach und ziehe ein Zwischenresumé, wie ich heute arbeite und welche Werkzeuge ich wie benutze.

 

Twitter: Es ist kaum zu fassen, aber erst im Herbst 2008 habe ich angefangen, mich mit Twitter anzufreunden (und dies auch beschrieben). Seitdem zwitschere ich fröhlich vor mich hin, unter meinem eigenen Account @Stefan63atIBM und als @Lotus_DE. Der ursprünglich eingerichtete und noch immer existente private Stefan ist unterdessen eingeschlafen, denn ich konnte (oder wollte) die Trennung zwischen Geschäft und privatem Leben dann doch nicht durchhalten. Beeindruckt hat mich, wie viele Follower wir als @Lotus_DE gefunden haben, obwohl dies doch in hohem Maße ein Marketingkanal ist, über den wir Veranstaltungen verschiedenster Art und Neuheiten promoten. Offensichtlich findet dies aber durchaus Interesse und wir versuchen ja auch immer wieder interessante Artikel zu kommunizieren, die der Lotus-Community weiteren Mehrwert bringen. Demgegenüber fällt mein @Stefan63atIBM in den Follower-Zahlen ab. Ein Grund dafür, wie @zoernert herausgefunden hat, war wohl, daß ich zeitweise in der Twitter Search Timeline nicht zu sehen war. Twitter hatte mich wohl zeitweise gesperrt, da mein Account „gecrackt“ worden war.

 

Das Problem ist wohl jetzt behoben und auch die Follower-Zahlen gehen nach oben, wobei die Anzahl der Follower sicher ein wenig die Eitelkeit reizen (@zoernert und @larsbas liegen weit, weit vorne), aber für mich nicht das wichtigste Meßkriterium sind. Hier hat sich mein Verhalten schon geändert, denn ich habe seit meinen ersten Gehversuchen bei Twitter eine deutliche Kommerzialisierung wahrgenommen. Unterdessen wird man auch dort voll gemüllt mit den Inhalten, die wir schon von E-Mail Spam her kennen. Twitter ist auch nicht die primäre Quelle, wo ich meine relevanten News her bekomme, wenn, dann eher per Zufall. Und Twitter ist für mich auch kein soziales Netz. Da bin ich bei dem Twitter-CoFounder Biz Stone, der Twitter aus meiner Sicht absolut korrekt als Informationskanal (und nicht als soziales Netzwerk) bezeichnet hat. Als Tools nutze ich vor allem auf meinem MacBook Bluto und Seesmic Desktop. Bluto weil ich darüber Twitter und Lotus Connections bezwitschern kann, also interne und externe Statusmeldungen abgeben kann. Seesmic Desktop nutze ich, weil ich gezielt mehrere Accounts inklusive Facebook befüttern kann. Jedoch überlege ich von Seesmic eventuell zu TweetDeck zu gehen, da Seesmic unterdessen wohl Windows als Oberfläche präferiert und dort Features zuerst verfügbar macht. Schade. Für unseren Lotus_DE Account nutzen wir übrigens noch CoTweet, da hier mehrere Autoren aktiv sind und wir gute Analyse-Möglichkeiten haben. Persönlich lasse ich mir noch in Intervallen per Socialoomph meine Retweets per E-Mail schicken.

 

Mein Nachrichtenkanal ist mein RSS Reader. Ich nutze dabei den in Lotus Notes integrierten Reader, aber auch noch einen vollen Client mit NetNewsWire von NewsGator. Google Reader und andere Tools haben bei mir den RSS Reader oder Aggregatoren noch nicht abgelöst. Das mag aber an Unkenntnis liegen und irgendwann geschehen. Momentan ist mein Reader meine wichtigste Informationsquelle. Hier habe ich die Feeds und Themen abonniert und gruppiert, die mich interessieren. Und ich versuche auch möglichst auf dem laufenden zu sein, sie täglich durchzugehen und auch die Kanäle, die ich lesen will, immer wieder zu prüfen, gegebenenfalls abzubestellen. Bei Gelegenheit möchte ich mir mal Rivva als Tool, anschauen, das die deutsche Blogosphere durchforstet. Kollege @zoernert wollte mir eigentlich einen Account besorgen, aber er hat es mal wieder vergessen.

 

Generell haben RSS Feeds für mich weitgehend die E-Mail Newsletter abgelöst. Fast alle Newsletter habe ich abbestellt und bin auch durch eingehende Newsletter meistens nur genervt. Mein E-Mail Postfach wird wirklich unterdessen weitgehend zur Kommunikation mit Personen und Gruppen genutzt. Sinnigerweise verfasse ich aber selbst noch monatlich einen E-Mail Newsletter für die Kollegen in der IBM, die sich für alle Nachrichten rund um Lotus interessieren und versende diesen Newsletter an mehrere Hundert Personen (und in leicht abgeänderter Form auch an unsere Lotus Business Partner). Hier zeigt sich deutlich, daß sich mein persönliches Informationsverhalten geänderthat,  viele – vielleicht noch die Mehrzahl – aber weiterhin E-Mail Newsletter nutzen und bevorzugen, teilweise aus Unkenntnis der neuen Möglichkeiten, teilweise aus Bequemlichkeit. Was lernt man als Marketier daraus. Der Marketing Mix macht es.

 

Doch zurück zu meinem Informationsverhalten. Neben den RSS Feeds nutze ich noch Google Alerts dazu, mich zu den für mich interessanten Themen zu informieren. Ich habe also für mich einige Alerts eingerichtet, die in festen Intervallen das Netz nach Neuigkeiten durchforsten und mir diese – da sind wir dann wieder bei E-Mail – als Nachricht in mein Postfach liefern. Ich denke aber, das wesentliche in meiner Nutzung von RSS Feeds und Google Alerts ist, daß ich vorfiltere, zu welchen Themen ich Informationen haben möchte. Ich lasse mich nicht von jederlei Nachricht zumüllen. Natürlich versuche ich die Augen links und rechts anch interessanten Trends offen zu halten, aber wie oben erwähnt, es fliegen auch Feeds aus meinem RSS Reader heraus und neue kommen hinzu. Ich habe auch einmal angefangen das neue Tool Relevants von der Computerwoche zu abonnieren, aber die Pflege meiner Interessen scheint mir zu mühsam, denn ich muss das system ja lernen lassen und ihm per Mausklick pro Artikel beibringen, was mich interessiert oder nicht interessiert. Das Trainieren des Systems ist mir derzeit zu aufwendig und nervig, gebe ich gerne zu, so daß ich den zugeschnittenen mit den nur für mich relevanten Informationen wohl doch nicht bekommen werde.

 

Twitter ein wenig den Rang abgelaufen im Sinne von Kommunikation nach außen hat bei mir Posterous. Ich nutze Posterous unterdessen sehr aktiv, um kreuz und quer zu publizieren. Mein Posterous füttert meinen Stefan63 Blog, Facebook, Delicious, Identi.ca und Twitter. Ich komme über die 140 Zeichen hinaus, kann relevante Zitate aus für mich relevanten Blogeinträgen in meinem Blog zitieren, aber auch per Twitter und Facebook darauf aufmerksam machen. Übrigens bekomme ich mehr und mehr Kommentare und Bewertungen unterdessen per Facebook. Eine interessante Entwicklung. Prof. Michael Koch von der Bundeswehr-Uni in München hat meine Beiträge übrigens dieser Tage anders bewertet. Es war sicher nicht böse gemeint und ich spitze es hier einmal zu: Sie zitieren ja nur noch und schreiben 2-3 Zeilen dazu. Und das stimmt auch für viele meiner Blogeinträge. Die Zahl meiner Blogeinträge hat deutlich zugenommen, aber es sind zu großen Teilen die genannten Zitate, Kommentierungen und Hinweise auf aus meiner Sicht wichtige Artikel. Share on Posterous in meinem Firefox hat hohe Bedeutung für mich gewonnen. Zu den ausführlichen Artikeln – wie diesem hier – komme ich wie auch in den vergangenen Monaten eh nur maximal zwei- bis dreimal die Woche, denn sie brauchen einfach zeit und Gehirnschmalz.

 

Im Bereich soziale Netze hat sich bei mir in 2009 ein deutlicher Wandel vollzogen. LinkedIn hat weiterhin nur untergeordnete Bedeutung. Hier bleibe ich mit vielen meiner ehemaligen Kollegen aus den USA in Kontakt. In den Gruppen dort bin ich nicht aktiv. Gut finde ich jetzt die Integration von Twitter und LinkedIn und die Offenlegung der API. Und ich hoffe mal stark, daß wir als IBM mit LotusLive die in 2009 angekündige Kooperation und Integration von LotusLive und LinkedIn vorantreiben. Xing hat in meiner persönlichen Benutzung deutlich an Bedeutung verloren. Vor 1-2 Jahren war ich dort täglich, um mich zu vernetzen, in Gruppen mitzuwriken und dort Artikel zu posten. Das hat deutlich nachgelassen. Zwar ist Xing noch immer das primäre Business Netzwerk für mich, jedoch verliert es für mich an Relevanz, weil es geschlossen erscheint und eben noch keine Out-of-the-box-Schnittstellen zu Twitter und ähnlichen Tools hat. Auch scheint man dort noch immer etwas auf dem hohen Roß bezüglich Kooperationen zu sitzen, so mein subjektiver Eindruck. Es wird höchst interessant sein, die Entwicklung von Xing im kommenden Jahr zu beobachten.

 

Facebook ist – neben Posterous – in meiner persönlichen Nutzung der Gewinner in 2009. Und dafür gibt es maßgeblich 3 Gründe: Wir haben unseren „Per Anhalter durch das Enterprise 2.0“ als Wiki auf Facebook gestellt und dort weiter bearbeitet. Ich lenke mich hier und da durch Farmen ab. Und – und das ist der entscheidende Punkt- Facebook ist sozial. Was meine ich damit? Hier findet – zumindest in meinem Fall – soziale Interaktion mit Bekannten und Freunden statt. Ich kommentiere und bewerte deren News. Wir tauschen flapsige Bemerkungen aus, die meiner albernen Art entgegenkommen. Dort macht es mir im Moment einfach Spass. Dort ist im Gegensatz zu Xing und LinkedIn für mich Interaktion und Spiel, aber auch relevanter Inhalt. Wobei eines noch – eventuell nur noch in 2009 – klar ist: Ein richtiges Business Netzwerk ist es noch nicht. Auf Xing oder LinkedIn bewegen sich wesentlich mehr Lotus-interessierte Business-Leute als auf Facebook. Aber es ändert sich, so meine Wahrnehmung, und es wird interessant sein, wie viele Fans beispielsweise unsere Lotus Deutschland Fan Page Ende 2010 haben wird.

 

Schließlich bin ich – bedingt druch den Job – auch mit unseren Kunden und Partner im Gespräch. Diese füttere ich mit Informationen auf EULUC, wo Stefan Krueger, einige weitere Kollegen und ich ständig Lotus-relevante Themen in zwei Blogs einpflegen. Der Traffici ist auch beachtlich und die EULUC-Plattform, die auf Lotus Connections 2.5 läuft, wird rege gelesen und genutzt. Intern in der IBM nutzen wir Lotus Connections als Social Software natürlich exzessiv und ich informiere und engagiere mich in diversen Communities, von der IBM Mac Community bis hin zum Arbeitskreis Social Media. Viele Projekte steuere ich über das Aktivitäten-Modul von Connections. Und wenn ich Projekte mit nicht IBM’ern habe (wie beispielsweise das Lotus JamCamp, das wir 2010 planen), koordiniere ich die Planung über LotusLive und das dortige Aktivitäten-Modul, in dem dann beliebig viele Externe über einen freien Gast-Account mitarbeiten können. Unsere Lotus Connections-Instanz liegt hinter dem IBM Firewall, also macht hier LotusLive inder Cloud Sinn.

 

Das sind also die wichtigsten Werkzeuge, die ich in 2009 nutze und genutzt habe und deren Entwicklung. Und ich lebe noch nicht Outside the Inbox, wie es Kollege Luis Suarez postuliert. Lotus Notes immer in der neuestens Version (derzeit 8.5.1 auf meinem Mac) ist für mich weiter das zentrale Werkzeug und ich habe Notes so konfiguriert, daß viele meiner Web 2.0-Werkzeuge dort integriert und präsent sind. Neben E-Mail – darüber muß man nicht mehr reden – habe ich natürlich Instant Messaging und unterdessen auch Unified Communication dort präsent. Und direkt aus meinem Notes-Client chatte ich auch mit Kunden und Partnern, die über Lotus Greenhouse, LotusLive oder EULUC an Sametime angeschlossen sind. RSS Feeds sind in meiner Notes-Seitenleiste ebenso integriert wie Xing, Facebook oder LinkedIn. Selbstredend habe ich Lotus Connections in meinem Notes integriert, von Aktivitäten bis zu den Profilen, die jeder IBM Mitarbeiter hat. Gartner hat Lotus Notes als die Zukunft von E-Mail bezeichnet, weil es eben mehr als E-Mail ist: eine Eclipse-basierte Plattform mit vielen Funktionen zur Kommunikation und Zusammenarbeit. Diese Message müssen wir deutlich stärker auch nach außen tragen und alle Kunden ermutigen, auf Lotus Notes 8.5.1 zu gehen, denn das eine moderne, zeitgemässe Oberflche für den Arbeitsplatz von heute. So weit der Werbeblock.

 

Die mobile Welle ist bei mir übrigens nur sehr bescheiden angekommen. Zwar zwitschere ich hier und da mal per iPhone – meist ein Foto, das ich gerade aufgenommen habe. Jedoch nutze ich das Gerät selten, um ausführtlicher zu surfen. RSS Feeds zu lesen oder auch E-Mails zu lesen und zu schreiben. Dazu werfe ich dann doch meistens meinen Mac an. Sicherlich ist das bei mir Gewohnheitssache. Viele Kollegen – muß gerade an @larsbas denken – können gar nicht mehr ohne ihr Smartphone.

 

Das ist jetzt eine Beschreibung meiner Arbeitsumgebung und meiner Arbeitsweise von heute, Dezember 2009.  Vielleicht werde ich ja Ende 2010 wieder reflektieren können, um zu sehen, wie sich die Arbeitsweise und Arbeitsumgebung ändert. Und ich bin natürlich für Tipps & Tricks und Kommentare dankbar, die mir helfen, meine Arbeitsumgebung und Arbeitsweise zu optimieren.

 

In diesem Sinne an alle ein frohes Fest und ein erfolgreiches, gesundes Jahres 2010.

Comments

4 Antworten zu „Mein Arbeitsplatz von heute – wie er (und meine Web 2.0 Tools) sich gewandelt haben – ich auch?”.

  1. Rainer Helmes

    Danke für den sehr interessanten Einblick … bin gespannt, was uns 2010 noch so bringt :-)Aber nun gönnen wir uns erst einmal eine wohlverdiente Auszeit 🙂 … in diesem SinneMerry Christmas! Happy New Year!:-) Rainer

    Like

  2. MatthiasSchwenk

    Sehr interessante Darstellung. Für Rivva braucht man übrigens keinen Account – man ruft einfach die Website auf und schaut sich die aktuellen Schlagzeilen an. So mache ich es, meist einmal am Tag. Von Zeit zu Zeit schaue ich mir auf Rivva auch die Leitmedien an, eine Liste von Medien und Blogs, nach deren Relevanz sortiert (über die Fussleiste zu finden).Mit vielem hier gehe ich konform, nicht jedoch in Sachen Posterous. Ich erkenne wohl den praktischen Nutzen, dort schnell etwas posten zu können und zudem noch weitere Kanäle damit zu bedienen. Aus der Sicht eines Lesers jedoch stimme ich in gewisser Weise Prof. Koch zu: Ich lese nicht gern nur Schnipsel, seien sie auch noch so gut. Lieber werde ich gleich auf die (vollständige) Originalquelle verwiesen, anstatt erst auf Posterous (oder Tumblr) einen Rumfpartikel lesen zu müssen, der sich zum Original meist wie der Trailer zum Kinofilm verhält. Aber das ist wohl eine Frage des Geschmacks, ein strenges „richtig“ oder „falsch“ kann es hier nicht geben.

    Like

  3. Stefan Pfeiffer

    Was haltet Ihr von Amplify? Und danke für die Kommentare. Das mit den Schnippseln mag ich halt anders 🙂 … Und natürlich Happy X-Mas.

    Like

  4. Rainer Helmes

    manueller Trackback von MiFoMM: http://bit.ly/4rKmC1„Hierzu gebe ich wieder nach nebenan zu Stefan Pfeiffer: Mein Arbeitsplatz von heute – wie er (und meine Web 2.0 Tools) sich gewandelt haben – ich auch? – Leseempfehlung!“

    Like

Kommentar verfassen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Regelmäßig informiert bleiben?
StefanPfeiffer.Blog

Jetzt abonnieren, um informiert zu bleiben und alle Beiträge im Zugriff zu haben.

Fortfahren