Ich lamentiere hier schon einige Zeit herum, dass unsere Lösungen – ob für Social Collaboration, für Dokumentenverwaltung, Kommunikation und E-Mail – nicht einfach genug zu bedienen sind. Otti und Otto Normalanwender scheitern oft an grauseligen Oberflächen, an zu vielen Auswahlmöglichkeiten und an unzureichender Schulung. Auch wenn mobile Apps und moderne Benutzeroberflächen – gebaut nach Methoden des Design Thinkings – Besserung versprechen, ist eine wirkliche Besserung noch nicht in Sicht. Oder vielleicht doch?
Die neuen persönlichen Assistenten versprechen Besserung. Wir sprechen mit Alexa von Amazon. Microsoft und gerade aktuell Google gehen ebenfalls in diese Richtung und wollen das Leben der Anwender einfacher machen. Mit künstlicher Intelligenz, mit Gesichts- und Spracherkennung, mit intelligenter Analyse der Benutzerdaten und vielem mehr. Die Vision vom Computer, mit dem man spricht, der einem trotz Dialekt versteht, sogar auf hessisch oder bayrisch nimmt konkretere Formen an.
Und ja, das könnte endlich ein Durchbruch sein, damit Anwender Antworten auf ihre Fragen bekommen, finden, was sie suchen. Da werden Sie geholfen. Doch wir müssen auch über die Risiken sprechen.
Für Unternehmen:
- Was bedeuten persönliche Assistenten im beruflichen Einsatz und Umfeld?
- Wie gehen diese Assistenten mit den Unternehmensdaten um? Wo werden diese gespeichert und wem gehören sie? Wem gehören die Nutzungsrechte?
- Wie trennen diese künstlichen Intelligenzen auf den Geräten – Stichwort BYOD – private Daten und Unternehmensdaten?
Und auch privat müssen wir nachfragen und einfach auch klar stellen und kommunizieren. Sind wir bereit, in das Hotel California einzuziehen – und den Preis dafür zu zahlen?
- Bin ich bereit, meine Daten der künstlichen Intelligenz, den entsprechenden Sprachassistenten bzw. den Konzernen dahinter zu geben und dafür den entsprechenden Komfort einzukaufen? Im privaten Umfeld sind die Konzerne dahinter Firmen, die bereits bestimmte Bereiche monopolartig dominieren:
- Amazon im online kaufen, der persönliche Assistent heisst Alex – und ist gerade in der Fernsehwerbung omnipräsent,
- Apple mit iPhone und iPad, der persönliche Assistent heisst Siri,
- Google in der Suche und bei der Onlinewerbung, aktuell mit Ankündigungen zu Google Assistant auf seiner Entwicklerkonferenz,
- Facebook mit WhatsApp dominant in sozialen Netzwerken, aber mit noch keinem eigenen persönlichen Assistenten,
- Microsoft mit Windows, Office und … mit LinkedIn als dem weltweit führenden beruflichen, sozialen Netzwerk, und mit Microsoft Cortana als persönlichem Assistenten.
Vor allem Microsoft ist sowohl in Unternehmen wie auch durch Windows im privaten Umfeld omnipräsent. Dort stellt sich insbesondere die Frage, wie private Daten der Anwender und Daten der Unternehmen behandelt und getrennt werden. Auch Google, die versuchen, sich ebenfalls in Unternehmen positionieren, muss sich diese Fragen gefallen lassen.
Es geht nicht darum, die neuen künstlichen Intelligenzen zu verteufeln. Sie bieten privat und auch für Unternehmen auch riesige Chancen, nicht zuletzt im Bereich Usability (aber nicht nur dort). Doch müssen wir unbedingt über die Risiken aufklären, sie kommunizieren und diskutieren. Alles andere ist unverantwortlich. Privat und im Geschäft.
Hier einige Zitate aus einem Artikel auf CIO.DE zur Entwicklerkonferenz Google I/O
Die Vision: Der Google Assistant, diese künstliche Intelligenz, die irgendwo verteilt auf den Servern des Konzerns wohnt, soll überall sein, wo der Mensch ist. Soll für ihn jederzeit ansprechbar sein und jede Frage beantworten können. Auf dem Smartphone, der Armbanduhr, im Auto und in der Küche. …
… Google hofft aber, dass die gewaltige Datenmenge, die sich auch dank der vielen Milliarden Internet-Suchen angesammelt hat, zusammen mit der konsequenten Erfassung allen Wissens und einer gewaltigen Rechenleistung dem Konzern am Ende einen Vorteil vor der Konkurrenz verschaffen werden. …
Es ist als hätte man einen unsichtbaren Butler, der einem immer über die Schulter schaut. Man kann darin aber auch einen Aufpasser sehen. Wird der Komfort die Ängste um die eigene Privatsphäre verdrängen? Denn schließlich kann ein Assistent einem nur wirklich dienlich sein, wenn man für ihn ein offenes Buch ist.
Die Entscheidung, die notwendigen Daten freiwillig herzugeben, wird nicht gerade dadurch erleichtert, dass diese Vision von einer Firma stammt, die nach wie vor den Großteil ihres Geldes mit Internet-Werbung verdient.
Source: Schlaue Maschinen: Google baut den allwissenden Computer – cio.de
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