Von wegen linkslastige Presse! Was ist mit BILD und Springer – Ein Rant

Im täglichen Altpapier vom MDR wird das Thema rauf und runter dekliniert. Florian Harms schreibt im Tagesanbruch von T-Online darüber, natürlich polemisiert die Springer-Presse zusammen mit noch weiter rechts angesiedelten Plattformen dazu, aber auch der geschätzte Horst Schulte lässt den Satz fallen: Es geht um die vermeintliche Linkslastigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien. Oft geht es nicht nur um die Journalistinnen und Journalisten des ÖRR, nein, es wird gleich über einen Kamm geschert und die ganze Presse ist linkslastig, wenn nicht gar linksgrünversifft.

Rechte Positionen: BILD beeinflusst seit Jahrzehnten

Leute, ganz ehrlich, ich kann nur meinen Kopf schütteln. Ich meine, in keinem der Artikel etwas darüber gelesen zu haben, dass Generationen vor allem einfacher Leute ge-bildet werden. Seit Jahrzehnten werden sie mit Zuspitzungen, Halbwahrheiten, manipulierten Artikeln und auch Lügen rechtskonservativ vom Springer-Konzern eingenordet.

Der „Aufmacher. Der Mann, der bei Bild Hans Esser war“ von Günter Wallraff erschien erstmals 1977, vor fast 50 Jahren! Mit seiner Undercover-Recherche legte Wallraff schon damals auf brutale Weise offen, wie in der Bild-Redaktion manipuliert, verzerrt und Aufmerksamkeit erzeugt wird – eine Enthüllung, die den Boulevardjournalismus nachhaltig in Frage stellte und bis heute viele zentrale Mechanismen des Populismus vorwegnahm. Es war meiner Wahrnehmung nach das erste Buch, das einer großen Öffentlichkeit die Praktiken der Springer-Presse nahegebracht hat. Darüber geschrieben und geredet wurde schon lange davor.

Generationen von Arbeitern wurden und werden manipuliert

Und aus ganz persönlicher Beobachtung, als jemand, der vom Land aus einer Arbeiterfamilie stammte: Mein Vater und alle Arbeiter rund um ihn herum haben jeden Tag BILD gelesen. Natürlich nur wegen des ach so guten Sportteils (und der halbnackten Mädels auf der ersten und letzten Seite). Dass sie dabei aber ihre rechtskonservative Dröhnung mit rechten Springer-Halbwahrheiten bekommen haben, steht nicht nur für mich fest.

Kultureller Vernichtungskampf gegen die Grünen

Schauen wir uns nur die gerade vergangenen Monate und Jahre an: BILD hat einen medialen Kultur- und Vernichtungskampf gegen Robert Habeck und die Grünen geführt, der oft unter die Gürtellinie ging. Dagegen ist der oft angeführte Ausrutscher von Elmar Theveßen bezüglich Charlie Kirk ein Klacks.

Und vergessen wir im großen Gesamtbild nicht, dass es neben den Öffentlich-Rechtlichen (und der Springer-Presse) noch die privaten TV-Sender gibt, die nicht gerade linkslastig einzustufen sind. Wenn man also über die linken Öffentlich-Rechtlichen schreibt, sollte man, muss man bitte auch die Machenschaften und die Macht von BILD und der Springer-Presse dem gegenüberstellen. Das gebietet die Verhältnismäßigkeit.

Freie, vielfältige Presse verteidigen

Also bitte etwas mehr Contenance und Einordnung, wenn hier von dem angeblich so linken Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk geschrieben wird. Übrigens habe ich durchaus meine Zweifel, ob dem wirklich so ist. Der Bayerische Rundfunk ist sicher nicht links und auch das ZDF stand nie unter diesem Verdacht. Einerlei. Mir geht es um eine vernünftige Gewichtung und den größeren Zusammenhang, in dem die Thematik zu sehen ist. Achten wir darauf, dass wir eine möglichst ausgewogene Presselandschaft und einen unabhängigen Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk haben und behalten.

Sorry, dieser Rand musste sein. Gerade scheint mir ein rechtspopulistischer Kulturkampf geführt zu werden, wo auch einige Unionspolitiker schnell über das Ziel hinaus schießen und die Öffentlich-Rechtlichen kapern wollen. Es geht um eine vielfältige Presse, die alle demokratischen Stimmen, rechts, links, grün abbildet – und alle die bekämpft, die außerhalb des demokratischen Wertesystems stehen.