Vor 10 Jahren Digital naiv!? Gedanken und Regeln für das „Mitmach-Web“ in der Kristallkugel für 2010

Beim Surfen durch meine olle Blogbeiträge unter dem Motto „Heute vor 10 Jahren“ bin ich Kristallkugel 2010: Marketing „benutzt“ das Web 2.0 gestoßen, einen Ausblick zum Jahresbeginn, den ich auf Wunsch von „Stäbchen“ Thorsten Zörner geschrieben habe. Tja, was soll ich schreiben. Ich komme mir heute grenzenlos optimistisch vor, denn ich vertrete dort offensiv die Idee des Mitmach-Webs, des „Web 2.0“. Wenn man sich manche Entwicklung seitdem anschaut, muss man wohl sagen wirklich etwas „digital naiv“, wie ja dieser Blog mal hieß und wie ich noch auf Twitter unterwegs bin.

„Damals“ standen wir in den Anfängen des sogenannten Social Media Marketings und ich habe davor gewarnt, dass Unternehmen und Agenturen dort nur Werbebotschaften raus blasen, dass wir „viele BILD-ende, marktschreierische Aktionen und Kampagnen im Web erleben, die das eigentliche Prinzip des Mitmach-Webs ad absurdum führen werden„. So ist es sicherlich auch gekommen. Die politische Instrumentalisierung der sozialen Medien habe ich damals allerdings nicht voraus gesehen, die „Selbstreinigungskräfte des Web 2.0“ überschätzt.

Doch nicht nur ich: Nicht umsonst hat Tim Berners-Lee, Erfinder des WWW, 2018 die Initiative #ForTheWeb ausgerufen: „Jeder Einzelne ist dafür verantwortlich, das Web zu einem besseren Ort zu machen“. Heute – nur wenige Monate später – stockt angesichts des Hasses einmal mehr der Atem.

Tja, der bessere Ort: Im Beitrag vom 7. Dezember 2009 habe ich versucht, einige Regeln im und für das Mitmach-Web runter zu schreiben, die wir auch in Workshops auf den DNUGs und anderswo diskutiert haben.

  • Sei aktuell.
  • Sei relevant und biete Qualität.
  • Sei – wo sinnvoll – originell und witzig. (Ich weiß, schwierig)
  • Sei authentisch und persönlich.
  • Denk dran: Das Web 2.0 ist freiwillig.
  • Höre zu. (Ganz wichtig!)
  • Sei bereit für offene, fairen Diskurs, für Diskussion und Interaktion.
  • Sei kritikfähig.

Dazu stehe ich immer noch. Und es klingt und ist idealistisch. Halt digital naiv. Aber ich, wir sollten uns nicht so einfach „das Netz“ kaputt und unsere Stimmung durch Hass und Kommerz kaputt machen lassen.

(Stefan Pfeiffer)


Posted

in

by

Comments

3 Antworten zu „Vor 10 Jahren Digital naiv!? Gedanken und Regeln für das „Mitmach-Web“ in der Kristallkugel für 2010”.

  1. zoernertstromdao

    Vor einigen Tagen war ich in Vorbereitung auf die 36c3 auch auf unsere Gedanken vor einer Dekade gestoßen. Ich glaube nicht, dass die Idee naiv war, sondern den Grundstein gelegt hat, dass sich Technologie wandelt und den Menschen mehr Freiheit gibt. Nicht die Kontrolle, wer darf schreiben/lesen, steht vor der Klammer, sondern „wie finde ich meinen Platz“. Daraus entstanden sind dann Filter Bubbels, aber auch das ändert sich gerade wieder, da Erscheinungen wie die AFD durch Wachstum endlich vollständig in einer eigenen Bubble verschwinden. Ghettofizierung mit den Werkzeugen des Web 2.0.

    Like

  2. […] gestoßen. Das reicht von der auch heute noch diskutierten Frage des ROI von Social Media bis zur idealistischen Vision des Mitmach-Webs. Und ich habe damals schon geschrieben, dass man das Netz ernst nehmen soll, dass man dort nicht […]

    Like

  3. […] und -Biographien unterhalten, Tja, und ich teile Kais Ausführungen, dass vieles von dem, was das Mitmach-Web „früher“ ausgemacht hat, derzeit verloren zu sein […]

    Like

Kommentar verfassen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Regelmäßig informiert bleiben?
StefanPfeiffer.Blog

Jetzt abonnieren, um informiert zu bleiben und alle Beiträge im Zugriff zu haben.

Fortfahren