FAZ ledert gegen Peter Kruse ab: "Der Vollweise"

Welch ein Artikel im Feuilleton der FAZ vom heutigen 15. Mai 2010 gegen Peter Kruse (noch nicht online verfügbar, Link folgt asap). Edo Reentz ledert so richtig gegen Kruse und sein Firma Nextpractice ab. Dazu zitiert er Dietmar Moews:

„Kruse ist der Hyper-Schwobler des Internets, vergleichbar nur mit Franz Beckenbauer im Fußball oder mit Peter Sloterdijk im Literaturbetrieb. Mit seiner Brachialrethorik, seiner enorm schnellen Sprechgeschwindigkeit, welche dem Zuhörer keine Chance zu einem klaren gedanken lässt, vermittelt er die Illusion, er hätte unglaublich Bedeutendes und Wegweisendes mitzuteilen.“

Eigentlich habe – so der Artikel – Kruse nichts wirklich Erkenntnisreiches zu sagen. Das Handeln sei vielmehr rein wirtschaftlich ausgerichtet. Heftige Kritik wird in dem Artikel auch an den Studien und Erkenntnissen von nextpractise geäußert.

Ich gebe Reents Recht, wenn es um die Verherrlichung und kritiklose Anbetung auch nicht-irokesenschnitt-tragender Ikonen und Rockstars des Web 2.0-Zeitalters geht. Auch hier gehört eine gesunde Skepsis gegenüber den vermeindlichen Heilsbringern dazu. Da scheint mir die Web 2.0-Generation sich genau so zu verhalten wie es auch meine Generation und Generationen vorher mit ihren jeweiligen Stars getan hat. Jedoch bietet das Netz auch mehr Möglichkeiten zur öffentichen Kritik und zum Widerspruch gegen diese Stars. Da scheint mir schon ein Widerspruch zu liegen.

Kruse habe ich persönlich kurz auf der republica kennengelernt und mich mit ihm vor der Tür bei einer Zigarette ausgetauscht. Sinnigerweise haben wir über die Netz-Kritik einer gewissen Tageszeitung gesprochen, die oft (zumindest im Feuilleton) alles, was im Web 2.0 passiert, negativ bewertend über einen Kamm schert. In diesem Gespräch erschien mir Kruse sehr engagiert und authentisch und ich freute mich schon auf seinen Auftritt am 23. April auf dem Lotus JamCamp in Ehningen. Zu dem kam es dann wegen – so Nextpractise – vulkanbedingter Terminkollisonen und -verschiebungen nicht. In Vertretung von von Kruse hielt Frank Schomburg den Vortrag „Strategie am Limit“. Dieser bezog sich ja auch auf eine aktuelle Studie von Nextpractise und ich persönlich fand ihn nicht inhaltslos. Die erläuterten Mechanismen und die Unterscheidung in Digital Residents und Digital Visitors erscheint mir oft sinnvoller, als die vereinfachende Klassifizierung nach Alter und Generation.

Selbst wenn keine neuen bahnbrechenden Erkenntnisse enthalten sein sollten, werden viele Dinge behandelt, die kommunikationswürdig sind und die vermittelt werden sollten. Und auch das ist eine Aufgabe: die Vermittlung relevanter Inhalte an ein breiteres Publikum. Und das tut Kruse sicher gut. Blind anbeten und gedankenlos antizipieren, ist sicher nicht empfehlenswert. Aber kann sich ja auch durchaus kritisch und kontrovers mit seinen Thesen und Interviews auseinandersetzen.


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