Deutsche Weissweine: Mehr als nur Riesling

Dieser Tage ist auf Bonvinitas ein Artikel zu deutschen Weissweinen erschienen: Zählen zu den besten der Welt: Deutsche Weißweine. Unterdessen stimme ich dem zu, doch zugegebenermaßen auch erst seit einigen Monaten. Davor war ich durch Kindheitserinnerungen geprägt. Vor 30-35 Jahren ist immer ein rheinhessischer Winzer, Kriegskamerad meines Wipponkels, zu uns gekommen und hat Wein geliefert. Der Wein hatte den wohl gemein klassischen Geschmack dieser Zeit: eher lieblich, gewisse Süsse und durchaus hier und da auch Säure. Das hat mich dann doch schon damals geschmacklich abgeschreckt.

Im Studium kam dann – wie konnte es anders sein – die Präferenz für (zu der Zeit günstige) italienische Weissweine zum Tragen: Soave, Pinot Grogio und mehr. Das hat sich dann auch lange, lange Jahre gehalten, wurde sogar durch Tipps aus meinem damaligen Weinladen in Eberstadt (leider unterdessen geschlossen) kultliviert. Der Pinot Grigio, Grave del Friuli DOC, San Simone ist in meinem Gaumen noch immer einer der besten Weissen, die ich getrunken habe. Ich muss ihn mir mal wieder dringend besorgen, um das zu verifizieren. Mal schaun, ob er noch in Darmstadt im Weinkontor zu bekommen ist.

Natürlich habe ich auch immer mal wieder deutschen Wein getrunken und bin um den Riesling nicht rumgekommen. Die Formulierung legt es nahe. ich war oft nicht gerade begeistert, da er mir (und meiner Frau) in vielen Fällen zu viel Säure hatte. Ich empfand das als unangenehm. Unterdessen hat sich meine Meinung zu DEM deutschen Wein – laut Artikel belegen Rieslinge 22 % der Fläche – doch gewandelt. Insbesondere der Riesling P Spätlese eines meiner Lieblingsweingüter, von Ernst Weisbrodt in Niederkirchen, hat meine Meinung geändert. Ein eleganter Weisser mit fast samtigen Abgang, die Säure ist kaum zu spüren. Aber es ist auch ein Premium-Riesling im Preis: € 15.90 kostet die Flasche. Ein anderer guter Riesling, der mir in Erinnerung geblieben ist, kommt vom Weingut Stefan Winter. Ich muss meinen Freund Leen mal fragen, welcher der Rieslinge von Winter es war.  Der ein oder andere Riesling liegt noch im Keller und ich werde weiter selektiv testen.

Gewonnen haben bei mir derzeit deutsche Grau- und Weissburgunder. Carsten Sebastian Henn hat in seinem Buch einen badischen Grauburgunder süffisant als Pinot Grigio-Killer bezeichnet. Na, so weit möchte ich nicht gehen. Dazu mag ich Vielfalt zu sehr, aber ich stimme zu, dass es unterdessen einige gute deutsche Grauburgunder gibt. Ein absoluter Preis- und Geschmacksfavorit sind für mich der Grauburgunder (wie auch der Weissburgunder) vom Weingut Häussling von der Nahe. Beide Weine kosten unter € 5. Es sind leckere, süffige Weine mit Gehalt, vielleicht nicht die oberste Spitze, aber mehr als nur empfehlenswert, gerade, wenn ich die Preise anderer deutscher Weiss- und Grauburgunder vergleiche. Das extrem leckere Cuvée von Weissburgunder und Chardonnay von Johner aus Baden kostete stolze € 17,95. Den Salwey Grauburgunder – besagter Pinot Grigio-Killer ebenfalls aus Baden – kostete mich € 11,50. In dieser Preisklasse liegen auch die Weiss- und Grauburgunder von A. Christmann aus der Pfalz. Alle genannten Weine sind für mich durchweg empfehlenswert (und ich habe sicher das ein oder andere Tröpfchen, das mir gemundet hat, noch vergessen).

Tja, und dann habe ich noch einige besondere Erfahrungen gemacht. Sauvignon-Blanc kannte ich hier da. In meiner Erinnerung ein oft pfeffriger, eher frischer Sommerwein. Auf den Lergenüller Sauvignon-Blanc bin ich dann durch Michael Liebert aufmerksam geworden: „Klar wie ein Bergsee!“, so eröffnet er seine Besprechung und das trifft es auch. Dieser Sauvignon-Blanc liegt unterdessen im Keller und ist bei dem sensationellen Preis von € 6,45 ein wirkliches Schnäppchen. Nebenbei bemerkt: Von dem – so Henn – Weltklasse Sauvignon-Blanc von Gerhard Aldinger aus Württemberg habe ich mich bei einem Preis von € 25 bisher ferngehalten. Das muß aus meiner Sicht nicht sein. Sauvignon Blancs werden wir weiter verkosten, denn unsere gute Freundin Beatrice ist eine besondere Freundin dieser Rebsorte.

Michael Liebert ist auch an einer weiteren Entdeckung „schuld“. Über ihn bin ich auf den Rivaner vom Weingut Friedrich Kiefer aus Württemberg aufmerksam geworden. Auch dies eher ein Sommerwein, frisch und fruchtig, vergleichbar mit einem Sauvignon Blanc. Lecker und gerne wieder bei einem Preis unter € 5. Da möchte ich auch den Weisswein-Cuvée aus Franken namens Dreist nicht vergessen. Weine aus Franken waren bei mir gar nicht auf dem Radar. Dann habe ich bei 13Grad ein Probierpaket gewonnen und ich bin gerade von diesem Cuvée begeistert: „Eine Handschrift der dritten Generation, jung, frech, Dreist„. Das trifft es. Für mich auch ein klarer Tipp bei einem Preis von rund € 6.

Die zuletzt genannten Weine und Rebsorten sind für mich eher Sommerweine, klassisch zu Salat und Spargel auf Balkonien zu trinken. Das heisst nicht, dass ich auch im Winter die ein oder andere Flasche aufziehen werde. Eher durchgängig konsumiert werden von uns aber die Weiss- und Grauburgunder sowie die Rieslinge. Deutsche Chardonnays, da kämpfe ich noch. Erwähnen möchte ich aber auf jeden Fall noch den Meyer-Näkel Illusion Eins (Blanc de Noir), ein ganz besonderer Wein für € 11,90. Blanc de Noir ist ein aus roten Trauben gekelterter Weisswein. Ulrich Sautter bezeichnet ihn polemisch als kom­plett farb­lo­ses, wäss­ri­ges Etwas, als Wein, den niemand braucht. Den Meyer-Näkel würde ich keinesfalls so charakterisieren, ein für mich gelungener Wein, den ich ab und an gerne aufziehe.

So, das ist erst einmal mein persönlicher Überblick zu deutschen Weissweinen: more to come.


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