Beitrag zu „Dark Social“ auf Süddeutsche.de: Nicht so einseitig – Gruppen und Communities können auch ein Hort der Privatsphäre sein!

Ein interessanter Beitrag in der Süddeutschen zum Trend zu mehr Kommunikation in geschlossenen Gruppen in sozialen Medien. „Dark Social“ wird das genannt und schon beim Namen schwingt Unheil verheißendes mit. Anwender organisieren sich in Gruppen, in denen man Mitglied sein muss, um mitzulesen und zu schreiben. Diese Gruppen können prinzipiell auf allen sozialen Kanälen von Facebook über Instagram bis zu WhatsApp oder auch XING und LinkedIn eingerichtet werden.

Und das ist auch an und für sich überhaupt nichts negatives, was in dem Beitrag von Dirk von Gehlen viel zu kurz kommt. Im Gegenteil. Die Gründung von Gruppen meist mit gemeinsamen Interesse – neudeutsch Communities oder Special Interest Communities –  ist absolut ok. Und wenn sich diese Gemeinschaften nun mal nicht öffentlich austauschen wollen und auch die Inhalte nicht über Suchmaschinen auffindbar machen wollen, ist das genauso in Ordnung. Vielleicht, ja sicher ist das sogar eine Form von Datenschutz und Privatsphäre. Dort sollen eben gerade Informationen oder Bilder und Videos nicht mit der Öffentlichkeit geteilt werden. Ich habe selbst auf verschiedensten Tools solche Gruppen eingerichtet, bin aktives Mitglied oder moderiere sie sogar. Und es auch nicht per se schlimm, wenn die Betreiber von Webseiten eben nicht sehen, wo jemand her kommt, der in einer geschlossenen Gruppe oder Community auf einen Link geklickt hat.

Schlimm und „dunkel“ sind ganz andere Dinge. Schlimm sind extreme Meinungen und Filterblasen, die sich in solch geschlossenen Gruppen bilden können. Dirk von Gehlen führt einige Beispiele an, wo sich Falsch- oder Panikmeldungen in solchen Gruppen rasant verbreitet haben, weil man Nachrichten in solchen Gruppen als glaubwürdiger erachte, manchmal blind vertraue. Ich bin bei dem Autor, wenn er dazu rät, mancher Nachricht, die man bekommt, zu misstrauen. Die berühmten Kettenbriefe in WhatsApp sind ein klassisches Beispiel. „Die beste Impfung gegen Falschmeldungen in dunklen Kanälen ist: Nachdenken – und nur das teilen, was man selber genau weiß„, schreibt von Gehlen. Dem zweiten Satz stimme ich zu 100 Prozent zu. Sein erster Satz ist aber reißerisch, demagogisch, die dunklen Kanäle werden quasi beschworen. Nein, viele dieser Kanäle sind eben nicht dunkel. Private Gruppen, Communities, Kanäle können eben auch Horte der Privatsphäre und durchaus Glaubwürdigkeit sein. Nicht die Werkzeuge sind das Problem. Die, die sie missbrauchen oder ihnen eben blauäugig glauben, sind die Herausforderung. Also bitte nicht so plakativ alles über einen Kamm scheren, sondern unbedingt differenzieren! Das erwarte ich eigentlich von einer Qualitätszeitung.

(Stefan Pfeiffer)

 

 

 

 

 

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