Social Media-Splitter: Behörden raus aus #SocialMedia, bei scheinbaren Shitstorms erst mal Ruhe bewahren und Social Entertainment in 2020

Eine weitere wichtige Nachricht rund um soziale Medien und das Netz: Der Landesdatenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg Stefan Brink will oder muss zum 31. Januar 2020 Twitter verlassen und sein Konto löschen, da er als Datenschutzbeauftragter und Aufsichtsbehörde nicht gleichzeitig Nutzer eines womöglich datenschutzrechtlich problematischen Netzwerkes sein könne. Hintergrund ist eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) von 2018 und dessen Überführung in ein Urteil durch das Bundesverwaltungsgericht Ende 2019.

Unternehmen und öffentliche Verwaltung raus aus sozialen Medien?

Demnach tragen neben den Betreibern sozialer Netzwerke auch die Nutzer Mitverantwortung, wenn beispielsweise Twitter im Hintergrund Nutzerdaten für Werbezwecke sammele.

https://twitter.com/lfdi_bw/status/1211681289126006784

Laut Brink könnte das Folgen für die Nutzung von sozialen Medien durch Behörden und auch Privatunternehmen haben. „Nur Privatpersonen bleiben vom Regime der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verschont“, so u.a. die FAZ. Doch könnte es durchaus weitgehende Konsequenzen haben, so Brink, der wie folgt zitiert wird:

Wenn nicht alle öffentlichen Stellen unsere Einschätzung teilen, müssen wir möglicherweise von unseren Aufsichtsbefugnissen Gebrauch machen und anordnen, dass zum Beispiel Behörden soziale Medien verlassen.

Baden-Württemberg: Datenschützer verlässt Twitter: Folgenreich für Behörden? – n-tv.de

Werden also beispielsweise Polizei oder Feuerwehren und „tausend andere staatliche Stellen, die ihre Öffentlichkeitsarbeit, dem allgemeinen Trend zur Digitalisierung folgend, inzwischen weitgehend über soziale Medien abwickeln„, künftig nicht mehr über die bekannten sozialen Kanäle informieren (dürfen)?

Statt konsequenter gegen Twitter, Facebook und andere Plattformanbieter vorzugehen, soll durch Druck auf Behörden und Unternehmen also Druck auf besagte Konzerne ausgeübt werden? Ob das ein erfolgversprechendes Konzept ist? Die für besagte Plattformen in Europa zuständige Datenschutzbehörde in Irland ist nach allgemeiner Beobachtung nicht sehr aktiv … Es wird sicher spannend, wie es in 2020 in dieser Frage weiter geht.

Nach Umweltsau rät Rezo nicht nur dem WDR: Auf keinen Fall überhastet reagieren

Einen lesenwerten und bemerkenswerten Beitrag hat Rezo auf Zeit Online nach der Umweltsau-Posse und der verfehlten Reaktion des WDR geschrieben. Er gibt 5 nützliche Tipps, wie man in Situationen reagieren sollte, in denen die Sau durch das Social Media-Dorf getrieben wird.

@Rezomusik’s wichtigste Empfehlung nach der Umweltsau-Posse: Auf keinen Fall überhastet reagieren. Es kann durchaus sein, dass eine kleine Interessengruppe ihr Süppchen kocht.

Rezo verweist auch auf den Beitrag auf Spiegel Online, in dem analysiert wird, wie im Fall echte Empörung von Hörern und gesteuerte Empörung zusammen gekommen sind. Der Spiegel bezieht sich auf eine Datenauswertung von Luca Hammer, die zeigt, wie Rechte und Rechtsextreme schnell auf den Zug aufgesprungen sind und ihre Horden erfolgreich mobilisiert haben. Der Spiegel zitiert Patrick Stegemann, dessen Buch „Die rechte Mobilmachung“ im Januar erscheint:

Es werden sehr viele Köder ausgeworfen – und sobald etwas verfängt, geht die Maschine so richtig los, dann geht es rund.

WDR-„Umweltsau“-Skandalisierung: Die Empörungsmaschine läuft heiß – SPIEGEL ONLINE

TikTok zeigt den Trend: Social Entertainment

definiert das, was soziale Netzwerke sind, neu, meint @eMarketer. Es geht nicht mehr primär um „netzwerken“ und vernetzen. Es geht gerade den jüngeren Anwendern wohl nicht nur in den USA um Social Entertainment. Alles so schön bunt hier …

While TikTok users can create a profile and interact with a network of contacts (which makes it a social network in our definition), the primary activity is watching or creating short videos. That makes TikTok part of a new type of “social entertainment” that’s capturing the attention of teens and young adults worldwide.

TikTok’s Year in Review: How the App Transformed Social Networking in 2019 – eMarketer Trends, Forecasts & Statistics

Und Facebook ist ihnen zu persönlich, politisch und negativ, so eine Umfrage in den USA vom Mai 2019 von Edison Research. Immerhin nehmen sie auch das Thema Datenschutz wahr.

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(Stefan Pfeiffer)

Und wer zwitschern mag:

Landesdatenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg Stefan Brink will oder muss zum 31. Januar 2020 verlassen. Müssen Unternehmen und öffentliche Verwaltung raus aus sozialen Medien?

@Rezomusik’s wichtigste Empfehlung nach der Umweltsau-Posse: Auf keinen Fall überhastet reagieren. Es kann durchaus sein, dass eine kleine Interessengruppe ihr Süppchen kocht.

definiert das, was soziale Netzwerke sind, neu, meint @eMarketer. Es geht nicht mehr primär um „netzwerken“ und vernetzen. Es geht gerade den jüngeren Anwendern wohl nicht nur in den USA um Social Entertainment. Alles so schön bunt hier …

Comments

4 Antworten zu „Social Media-Splitter: Behörden raus aus #SocialMedia, bei scheinbaren Shitstorms erst mal Ruhe bewahren und Social Entertainment in 2020”.

  1. Wenn die öffentliche Hand rausgehen muss aus dem Social Web, hat das auch negative Konsequenzen für das politische Meinungsklima.

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  2. […] Ereignisse rund um den WDR oder auch gerade Siemens zeigen, wie wichtig die entsprechende Kompetenz ist. Aber ich möchte […]

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  3. […] einigen Tagen habe ich in den Social Media-Splittern darüber berichtet, dass sich der Landesdatenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg Stefan Brink […]

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  4. […] die Wogen geglättet zu haben. Behörden bleiben erst einmal auf Twitter und folgen nicht dem Beispiel des Landesdatenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg, Stefan Brink, der zum Monatsende den Kanal verlassen will. Mal schauen, ob er danach bei anderen Behörden […]

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