Notiert und zitiert: Amazon profitiert von der Corona-Krise und baut seine Handelsmacht aus

Eine gute Freundin hat die Tage mit meiner Frau telefoniert. Sie sei in 5 Supermärkten gewesen und habe nirgendwo Toilettenpapier bekommen. Jetzt habe sie auf Vorrat bei Amazon bestellt. Ob das Papier schon da ist, weiß ich nicht, aber wer profiliert und profitiert gerade ganz offensichtlich von der Corona-Krise?

Ein Krisengewinner zeichnet sich jetzt schon ab: der Versandriese Amazon. Mit beachtlicher Raffinesse hält Amazon die weltweiten Lieferketten intakt. Besonders bitter ist dieser kometenhafte Aufstieg für die deutschen Versandhaus-Könige der Nachkriegszeit, die den Schuss in der Stunde Null des Internets nicht gehört haben. Die Familien Neckermann, Schickedanz (Quelle) und Otto dürfen sich hier durchaus angesprochen fühlen.

Die Liquiditätsfalle: Familienunternehmer im Stress- Gabor Steingarts Morning Briefing vom 1. April (aber leider kein Aprilscherz)

Na ja, das Nachkarten bei den ehemals deutschen Versandhaus-Königen nutzt nichts mehr. Der Zug scheint abgefahren. Nur lokale, regionale Angebote und Plattformen scheinen mir noch eine Chance zu haben, sich vielleicht gegenüber Amazon durchzusetzen. Wieder ein Stück nicht nur digitale Unabhängigkeit, das wir in Deutschland und Europa wohl verloren haben.

Dazu dann auch passend: Wer hat schon die TV-Werbung gesehen, die Amazon in diesen Tagen schaltet, und die zufriedene Mitarbeiter zeigt und „zitiert“. Über 100.000 neue Arbeitsplätze will Amazon allein in den USA in diesen Zeit schaffen. Aber es scheint auch (wieder einmal) die andere Seite der Medaille zu geben, wie Daniel Fiene und Richard Gutjahr in ihrem Podcast und Newsletter berichten:

Amazon profitiert gleich doppelt von der aktuellen Situation, denn das Unternehmen verfügt nicht nur über eine weltumspannende Transport- und Lieferlogistik auf der Straße, sondern noch dazu über die Internet-Infrastruktur mit AWS Amazon Web Services, einem der größten Cloud-Anbieter der Welt. In den letzten Tagen mehren sich jedoch die kritischen Schlagzeilen über den Umgang von Amazon mit seinen an Corona erkrankten Lagerarbeitern und die Sorge von gesunden Arbeitern vor Ansteckung. Der auf Effizienz getrimmte Konzern hat noch keinen optimalen Weg für den Umgang mit seinen Mitarbeitern und die gleichzeitig deutlich steigende Zahl an Bestellungen gefunden.

Tech Briefing: Was sollten wir im Kampf gegen Corona von Asien lernen?

Die Tagesschau hat am gestrigen 6. April auch unter der Überschrift Schutzlose Paketboten entsprechend berichtet.

(Stefan Pfeiffer)


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Eine Antwort zu „Notiert und zitiert: Amazon profitiert von der Corona-Krise und baut seine Handelsmacht aus”.

  1. […] kleinen Anbietern und dem Einzelhandel auch gelingt, sich mit entsprechenden Mehrwerten gegenüber den oft übermächtigen Wettbewerbern wie Amazon zu positionieren. Meine Frau hat es mir schon vor der Corona-Krise vorgemacht: Sie bestellt die […]

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