XING: Spiel mir das Lied vom Tod oder die Zukunft als E-Recruiting-Plattform – Thema bei #9vor9

Xing, besser die Besitzer New Work SE, wollen auf ihrer Plattform die Gruppen- und Event-Funktionen einstellen. Diese Ankündigung hat doch einige Nutzerinnen und Nutzer in Aufregung versetzt. Beispielsweise hat Hochschullehrer Peter M. Wald, der endlich wieder zu Gast bei war, die Eventfunktionen genutzt und sucht nun nach Alternativen. Doch nicht nur ihm scheint es so zu gehen. Auch Joachim Graf von iBusiness bedauert, dass diese Funktion eingestellt wird: “Ich muss gestehen: Das ist mittlerweile der Hauptgrund, weswegen wir noch auf der Burda-Plattform aktiv sind. Vielen anderen Veranstaltern geht es ähnlich.”

Andere ärgern sich darüber, dass die Gruppen und Communities ebenfalls eingestampft werden sollen, denn sie haben hier über lange Jahre Aufbauarbeit geleistet, Tausende von Mitgliedern gewonnen und scheinen damit Leads generiert und Geld verdient zu haben. Und alles soll auch noch sehr schnell gehen: Die Betreiber von Gruppen werden derzeit informiert, zum 11. Januar 2023 werden die Funktionen wohl abgeschaltet.

Was das bedeutet, das haben wir bei kommentiert. Und auf Anregung von Lars Basche unsere Sendung mit dem berühmten Mundharmonika-Song aus Spiel mir das Lied vom Tod begonnen.

Xing steht – für mich überraschenderweise – als B2B Netzwerk noch immer in Konkurrenz zu LinkedIn, hat sogar – so die von Basic Thinking veröffentlichten Zahlen – mehr Nutzerinnen und Nutzer: 17 Millionen aktive Benutzer beim deutschen Netzwerk gegenüber 14 Millionen beim weltweiten Riesen LinkedIn. Wie aktiv die nun wirklich sind, geht daraus nicht hervor, und natürlich gibt es genug Mitglieder, die auf beiden Netzwerken zu finden sind.

Auf jeden Fall dürfte New Work SE LinkedIn nun einige weitere Anwenderinnen und Anwender zutreiben, die diese Plattform von nun an nutzen. Ja, es gab und gibt Bekannte, die nur auf XIng waren. Mal schauen, was die jetzt tun werden. Dass bei LinkedIn bei weitem nicht alles Gold ist, was glänzt hier, haben wir nicht nur bei diesem behandelt. Auch habe ich meine Zweifel, ob und dass die deutschsprachigen Gruppen von Xing und deren Mitglieder auf LinkedIn, dessen Hauptsprache schon Englisch ist, ein Zuhause finden werden. Quo vadis mit meiner Gruppe und den gewonnenen Kontakten, diese Frage wird sich mancher Moderator stellen.

Doch auch hier eine persönliche Wahrnehmung: Zu Beginn meiner Mitgliedschaft auf Xing – ich bin seit 2004 dabei, wie ich mit Erschrecken feststellen musste – habe ich in Gruppen mit diskutiert, auch welche moderiert. Doch ist es bei mir eingeschlafen, weil die Interaktion in den Gruppen irgendwann mehr als überschaubar war und andere sozialere Netzwerke interessanter wurden.

Xing beziehungsweise New Work SE will nun den Fokus auf das Thema Karriereplattform und E-Recruiting setzen und man verkündet im B2B um 25 Prozent höhere Umsätze. Petra von Strombeck, CEO der New Work SE: „Der Fachkräftemangel verschärft sich durch den demografischen Wandel weiter. …. Unser Ziel ist klar: Wir wollen der führende Recruiting-Partner im D-A-CH-Raum sein.”” Indeed oder Ingrid, es wird sich zeigen, wie erfolgreich man im Wettbewerb mit anderen Jobbörsen sein wird.

Ist also das Lied vom Tod, das wir zu Beginn des Video-/Podcasts gespielt haben Omen? Viele Marktkenner gehen davon aus, dass es zu einem Niedergang von Xing kommen wird. Der letzte Mehrwert sei erledigt, denn jetzt sei es nur eine Jobmaschine.

Vor allem aber bestätigt diese Entwicklung, dass es gefährlich ist, seine Inhalte und seine Kontakte nur auf einer externen Plattform zu bespielen und zu hosten. Wir haben es schon mit Google+ erlebt und die Geschichte wiederholt sich mit Xing. Genau eine solche Abhängigkeit war und ist der Grund, warum ich seit vielen Jahren meinen Blog als meine zentrale Plattform bespiele und soziale Netzwerke wie Xing, LinkedIn, Twitter oder auch Facebook meist “nur” zum Verteilen der Inhalte nutze.

Und das meint auch der geschätzte Klaus Eck in seinem Newsletter: “Wer seine Inhalte nicht selbst hostet und sich auf ein Network einlässt, ist auf die Infrastruktur dieser Plattform angewiesen. … Absichern können Sie sich schon heute, indem Sie viele Ihrer auf LinkedIn oder anderen Plattformen publizierten Inhalte für Ihre Website, für ein Blog, Magazin, einen Podcast oder einen Newsletter nutzen.”

Wie das eigene Setup aussehen sollte, das wäre sicherlich Thema einer gesonderten Sendung bei . Sascha Pallenberg ist ja von seinem Mix von Podcast und Newsletter überzeugt. Aber wie gesagt … Ich habe gerade einen Artikel gelesen, der den Newsletter-Service Substack und die Blogging-Plattform und as Content Management System (CMS) WordPress miteinander vergleicht. Ich musste bei diesem Vergleich grinsen: Was ist, wenn Substack mal überlegt … Aber lassen wir das.

Ich verfolge die Entwicklung bei Xing mit einem weinenden Auge, denn lange Jahre hat mich das Netzwerk doch begleitet. Mein Profil wird wohl auch erst einmal bleiben, auch weil wir als Kyndryl oder ein Unternehmensprofil unterhalten, aber der Grad der Aktivität und Interaktion wird wohl noch weiter zurück gehen.


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