Neue Öffentlichkeit: Chancen der freien Meinungsäußerung, notwendige Moderation und sachliche Diskussion auch außerhalb der eigenen Blase #9vor9

Strukturwandel der Öffentlichkeit – mit diesem mir am Herzen liegenden Thema habe ich am 13. September 2022 gekapert (und Gerd Schröder mit dem super spannenden Thema Metaverse auf kommenden Dienstag vertröstet, wo wir dann auch etwas mehr Zeit haben. Hier schon mal Gerds Gedanken). Anlaß, den Strukturwandel der Öffentlichkeit in den Mittelpunkt von zu rücken, war ein Artikel von Kaube, der in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung unter dem Titel Das Verlangen nach totaler Aufmerksamkeit quasi als Aufmacher publiziert wurde.

Den Beitrag – eine Mischung zwischen Meinungsstück und Buchbesprechung – habe ich hier im Blog bereits kommentiert. Es ist nach Meinung von Lars und mir ein etwas wirrer Artikel, der auf aktuelle, überhitzte, teilweise unnötige Debatten Bezug nimmt, und das mit einer Kommentierung des neuen Buches „Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit und die deliberative Politik“,  von Jürgen Habermas kombiniert.

Ja, das, was wir unter Öffentlichkeit verstehen hat sich im Laufe der Jahrhunderter verändert und wird dies weiter tun. Ob das immer zum Guten ist? Für Kaube – und wohl auch Habermas – ganz offensichtlich nicht. Sie träumen noch immer von einer kuratierten Öffentlichkeit, in der Journalistinnen und Journalisten auswählen und informieren. Diese Zeiten sind und waren schon lange vorbei.

Soziale Medien haben eine neue Qualität hervorgebracht, da nun jede Bürgerin und jeder Bürger frei publizieren kann oder wie es im Artikel steht: „Das Internet ist ein riesiger Haufen unredigierter Texte und schwarmförmig stattfindender Themenangebote.“ Dem ist so und es wird viel Schrott veröffentlicht. Doch die Möglichkeit, seine Meinung zu äußern und das auch über soziale Medien ist ein verbrieftes Grundrecht. Das ignoriert Kaube geflissentlich.

Lars und ich verstehen natürlich, dass man sich über vielen Unsinn aufregen kann, der im Netz veröffentlicht wird. Selbstverständlich sind auch viele Inhalte nicht akzeptabel und genau deshalb ist es auch nötig, dass die Plattformen Inhalte kuratieren, sie auf Konformität mit den Leitplanken des Grundgesetzes und der Menschenwürde prüfen, und nicht konforme Inhalte dann auch sperren und löschen. Dies zu tun, ist sicher eine neue Herausforderung, die durch das soziale Netz entstanden ist. Doch in diesem Rahmen sind soziale Medien – bei allen Risiken – als ein Gewinn für freie Meinungsäußerung zu bewerten.

Gleichwohl bestehen natürlich Risiken. Nur zu oft verharrt man in seiner Blase, liest und konsumiert nur das, was dort publiziert wird und verliert den weiteren Blick. Die Gefahr besteht selbstverständlich und hier fordern wir dazu auf, bewusst auch mal links und rechts – nicht politisch gemeint – zu lesen und zu schauen – und die eigene Meinung auch zu hinterfragen. Vor allem rufen wir zur Dialogbereitschaft und dem Willen zur sachlichen Diskussion und Auseinandersetzung auf.

Viel Spaß mit dem Video- oder Podcast. Wir freuen uns auf Eure Kommentare. Bis kommende Woche in entfernten dreidimensionalen Welten des Metaverse. Unendliche Weiten …

Bild von florentiabuckingham auf Pixabay

Comments

Kommentar verfassen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Regelmäßig informiert bleiben?
StefanPfeiffer.Blog

Jetzt abonnieren, um informiert zu bleiben und alle Beiträge im Zugriff zu haben.

Fortfahren