Methode Trump oder wieviel Reichweite schenken wir den Aussagen eines Merz oder eines Musk?

Wir haben das Wahlplakat der CSU nicht selbst gesehen, aber eine Freundin hat es in Regensburg fotografiert. Die Untoten stehen wieder auf. Franz-Josef Strauß, FJS, auf einem Wahlkampfplakat in Regensburg.

Strauss CSU
„Wir wollen mit rechtsradikalen Extremisten und Radikalen nichts zu tun haben.“ – Franz Josef Strauß

Für mich, der den Wahlkampf mit dem Kanzlerkandidaten Strauß erlebt hat, ein echter Hingucker. Die Plakate hängen übrigens wohl nicht mehr. Könnten sie eventuell, vielleicht aufgrund aktueller Positionierung im Wahlkampf entfernt worden sein? Nur mal so gefragt.

Und sie kopieren die Methode Trump

Unterdessen kopieren die Herren Merz, Aiwanger und auch Söder gnadenlos die Methoden des Trump’eligen Donald.

Söder, Aiwanger, Lindner, Merz und ihre Talkshowsofa-Entourage haben mittlerweile fließend Trump spielen gelernt-Wer braucht Fakten, von konstruktiven Lösungsansätzen ganz zu schweigen, solange man im Bauchrythmus Ängste schüren und Dritte als Schuldige für diese hinhängen kann!?

Herr Merz hat die Methode ja schon desöfteren angewendet, von den Paschas über die Sozialtouristen aus der Ukraine bis nun zu Asylbewerbern, die „den Deutschen“ die Zahnarzttermine wegnehmen. Ein Schelm, wer dahinter ein Muster, Taktik vermutet. Oder ist es gar Strategie? Auf jeden Fall ist es mehr als ein Vorgeschmack, was in kommenden Wahlkämpfen auf uns zukommt, gerade wenn die Rechten in Hessen und Bayern deutlich an Stimmen gewinnen werden. „Dem Volk“ wird aufs Maul geschaut und nach dem Maul geredet mit der Hoffnung, „den Rechten“ Stimmen abgraben zu können. Ob das funktionieren wird? Ich habe meine Zweifel.

„Die Groine sei schold“ (Die Grünen sind schuld) …

Ich halte es für viel gefährlicher, dass solche Bemerkungen in der Mitte ankommen könnten. Ein Gespräch dieser Tage mit Freunden: Ein werdender Vater wollte sein Kind Monate vor der Geburt in einem Kindergarten anmelden. Antwort: Wir haben dann keinen Platz frei, sind voll belegt. Unausgesprochen, wer ist wohl dafür verantwortlich? Solche vermeintliche Erfahrungen (und auch wirkliche Fehlentwicklungen) aus dem „wahren Leben“, schon könnte ein Narrativ bedient werden. Die Ausländer, die Ukrainer, die Paschas sind schuld. Denen geht es zu gut und wir? Der M…, der könnte doch Recht haben. Der spricht es nur aus. Gefährlich, solche Erlebnisse.

Dann auch noch die Öko-Stasi – so auf ein Plakat der Grünen in Darmstadt gesprüht -, die uns Wärmepumpen aufzwingen wollen. Eine Freundin, die in der Lokalpolitik hier in Hessen aktiv ist, wurde am Samstag mehrfach mit abfälligen Bemerkungen unter der Gürtellinie beschimpft. „Die Groine sei schold“ , so der Volkmund in einem Dorf in Mittelhessen. Übelst. Hier braut sich an vielen Ecken und Enden immer mehr Halbgares mit der Zutat Fake News zusammen, was unserer Demokratie schon jetzt gefährlich wird.

… und Herr Murks mischt sich in deutsche Wahlen ein

Dann setzt noch der Herr Murks einen drauf und mischt sich in den deutschen Wahlkampf ein. Frank Hamm nennt es den Überlauf-Tweet von Herrn Murks. Das sollte alle deutschen Politikerinnen und Politikern, die öffentlichen Institutionen veranlassen, ein für alle mal X, vormals Twitter, zu verlassen, auch, weil Elon Musks Twitter laut EU-Bericht die wichtigste Plattform für russische Propaganda und Fakenews ist. Dazu passt, dass Musk sein Moderationsteam, das fragwürdige Inhalte aussieben soll, bis auf einen Feigenblättchen reduziert hat.

Gerade die bürgerliche Mitte, die sonst die Zusatzstoffe jedes Joghurtbechers und die Herkunft jedes Heidelbeerschälchens überprüft, ist beim digitalen Konsum aber eher leichtsinnig.

Kommentar von Andrian Kreye in der Süddeutschen Zeitung

Ob allerdings Bluesky die richtige Alternative ist, bezweifele ich und habe das auch kontrovers auf Mastodon mit Volker und Thomas diskutiert. Doch das soll heute nicht das Thema sein.

Wieviel Aufmerksamkeit und Reichweite schenken wir ihnen?

Ich sage es nur einmal, weil es wahrscheinlich keiner kapiert.
Merz kopiert erfolgreich Trump.
Und wird dann durch seine Gegner belohnt. Jeder Post, jeder Repost, jeder Leitartikel, jeder Kommentar bringt ihn mehr ins Gespräch.
Merkel wusste das.

Viele uns empören sich über die flotten Sprüche von Herrn Merz und Konsorten oder schimpfen über Herrn Murks, seine Tweets und Maßnahmen, mit denen er Twitter endgültig zugrunde gerichtet hat und jetzt antisemitische und rechte Propaganda verbreitet. Wir drücken unsere Empörung in zahlreichen Artikeln und Beiträgen in den sozialen Medien aus. Ist das vielleicht falsch, wie Volker in seinem Beitrag oben schreibt? Sollten wir den Unsinn besser ignorieren, damit die Idiotien nicht noch mehr Aufmerksamkeit und Reichweite erzielen? Wann muss man bei solch spinnerten Aussagen gegenhalten? Wann sollte man einfach nicht reagieren und besser schweigen? Schwierig. Ich bin eher im Sinne wehrhafter Demokratinnen und Demokraten dafür, dagegen zu halten. Mit allen möglichen Nebenwirkungen. Was meint Ihr?

Das Titelbild wurde vom KI-Bildgenerator Ideogram.ai erstellt: Create a Joker-alike photo of Friedrich Merz and Elon Musk and Donald Trump.
Mit deutschen Personen hat Ideogram offensichtlich noch seine Probleme. Da scheinen noch die Trainingsdaten zu fehlen.

Comments

2 Antworten zu „Methode Trump oder wieviel Reichweite schenken wir den Aussagen eines Merz oder eines Musk?”.

  1. Jo

    Zustimmung. Fast schon ärgerlich ist, dass die Methoden bekannt und so durchschaubar sind, aber dennoch funktionieren. Marina Weisband hatte das neulich bei Anne Will am Beispiel H. Aiwanger exakt skiziert.
    Bin ja auch eher im Team „Dagegenhalten“, habe aber fast ausnahmslos die Erfahrung gemacht, dass es quasi sinnlos, weil ergebnislos ist. Die Meinungen(!) stehen unverrückbar. Selbst klar wissenschaftlich belegbare Fakten werden mittlerweile negiert, die Quellen von den „Selbstdenkern“, als von Eliten gesteuerte Manipulation abgelehnt. Mediale Berichterstattung wird zur „Schmutzkampagne“ stilisiert, die gegen die Person und damit letztlich gegen den „normalen“ Bürger geht und im Endeffekt nochmehr Zustimmung hervorruft. Fazit: Mit medialer Brille betrachtet, hat Volker Weber vielleicht doch recht.

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  2. […] zu entlarven. Schwierig, wenn beispielsweise die Herren Merz, Aiwanger oder Söder unterdessen auch mit Trump’schen Methoden agieren und es dem Pöbel gleich […]

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