An abstract picture in the style of PIcasso showing diverse people hand in hand in Black-red-gold, the colors of the German flag

Kampf gegen Rechts erfordert langfristiges Engagement und breite Basis

In Darmstadt gab es am Donnerstag einen Protestmarsch unter dem Motto „Es reicht! Gegen die AfD und den völkischen Wahnsinn!“, an dem laut Frankfurter Rundschau mehr als 500 Menschen teilnahmen. Dass es diese Demo geben würde, ist komplett an mir vorbeigegangen, auch wenn ich das Geschehen in den Medien und auf Mastodon intensiv verfolgt habe. Organisiert hat die Demonstration laut FR die Interventionistische Linke (IL) Darmstadt zusammen mit mehreren antifaschistischen Gruppen.

Gut, dass so diese Veranstaltung so schnell stattfand. Wichtig ist jedoch, dass nicht nur Antifa und linke Gruppen, sondern eine breite demokratische Mehrheit diese Proteste organisiert, um bei eher bürgerlichen Kreisen potentiell bestehende Berührunghsängste zu nehmen. In anderen Städten gehören ja auch wohl die Jungen Grünen, die Jusos, der DGB und andere Gruppen zu den Organisatoren oder Unterstützern. Die Teilnehmerzahl an den bisher durchgeführten Demonstrationen ist beachtlich, geht in die Tausende und die Proteste gehen in den kommenden Tagen weiter. Das ist schon einmal ein schöner Erfolg. Temporär.

Wen vermisse ich unter den Trägern der Demos? Ich habe bisher nirgendwo gelesen, dass die Jungen Liberalen oder gar eine Junge Union bei den Supportern waren. Falls ich falsch liege, lasst es mich wissen. Dabei wäre das besonders wichtig, um die Proteste noch weiter in der eher bürgerlichen Mitte zu verankern. die bösen Grünen und Sozis dabei. Trotzdem ein schwaches Bild der sogenannten Liberalen und Konservativen.

„Aus unterschiedlichen Gründen wird da jetzt ein Verbotsverfahren diskutiert. Sie lehnen das ab, Sie wollen die AfD lieber inhaltlich stellen – da frage ich mich: Was haben Sie denn die letzten Jahre gemacht?“

Dunya Hayali am 15. Januar im Interview mit Christian Lindner im Heute Journal (ab ca. Minute 7:30)

Es braucht gerade auch die Wirtschaft und die Unternehmer

Doch nicht nur diese Parteien fehlen. Es braucht auch die breitere Zivilgesellschaft, es braucht das Engagement von Unternehmen, Kirchen und Zivilorganisationen, die viel zu oft noch schweigen. Professor Thomas Beschorner, Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen in der Schweiz, fordert in diesem Beitrag Unternehmen und Unternehmer auf, sich nicht von scheinbar wirtschaftsliberalen Positionen der AfD täuschen zu lassen, sich nicht wegzuducken, sondern auch aus purem wirtschaftlichen Eigeninteresse Stellung zu beziehen, denn: „Eine
freiheitlich-demokratische Grundordnung ist die wichtigste Säule einer
sozialen Marktwirtschaft.“ Das sollten sich die CEOs und Unternehmensführer, die meist noch nicht wirklich laut und deutlich geworden sind, hinter die Ohren schreiben. Immerhin haben einige Manager begonnen, auf LinkedIn unter dem Titel „AfD-Treffen: Entsetzen in der Wirtschaft“ Position zu beziehen.

The specific relevant content for this request, if necessary, delimited with characters: Markus Reuter von netzpolitik.org fordert in seinem Artikel dazu auf, gemeinsam die AfD und die Nazis zu bekämpfen, von konservativ über liberal bis zu grün und links, auch wenn man politisch sehr verschieden sei. Dazu muss besagte Mehrheitsgesellschaft endlich aufwachen und die Akteure müssten auch bereit sein, über ihren Schatten zu springen und mit politisch Andersdenkenden gegen die AfD zu agieren. Gemeinsames Ziel müsse „eine freie, offene und plurale Gesellschaft“ sein.

Aber diese demokratische Mehrheitsgesellschaft sei wohl noch nicht aus ihrem Biedermeier-Schlaf aufgewacht, so der Politologe Claus Leggewie, der eine Massenmobilisierung gegen die AfD fordert. Dieser Tage haben viele in deutschen Städten ein Zeichen gesetzt und demonstriert. Es sind also einige Bürgerinnen und Bürger aufgewacht und das ist extrem positiv.

Es braucht langen Atem und konsequenten Widerstand jenseits der aktuellen Demos

Doch machen wir uns nichts vor. Die Demos jetzt sind gut und wichtig. Die Auseinandersetzung mit der AfD und den Rechtsradikalen erfordert langfristiges, ständiges Engagement. Ein „kurzes Aufbäumen“, „ein Strohfeuer“ wird uns nur wenig nutzen, und viele Engagierte haben vor Ort mit Frust zu kämpfen, weil dort die Braunen stark, gar in der Mehrheit sind.

Der Kampf gegen die AfD und andere Rechte ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenrennen, vielleicht sogar ein Marathon, langwierig, mühsam, anstrengend und auch mal frustrierend. Vor allem braucht es eine besagte breite, engagierte Basis: Demokratische Parteien, Gewerkschaften, Unternehmen und Unternehmer, Bürgerinnen und Bürger, auch die Religionsgemeinschaften und Kirchen und viele mehr. Mit halbgarem Widerstand und „inhaltlich stellen“ wird das nichts. Das sollten wir eigentlich aus unserer Geschichte gelernt haben.

Das Titelbild wurde mit der GenAI ideogram.ai nach dem Prompt „An abstract picture in the style of PIcasso showing diverse people hand in hand in Black-red-gold, the colors of the German flag“ erstellt.


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Eine Antwort zu „Kampf gegen Rechts erfordert langfristiges Engagement und breite Basis”.

  1. In Freiburg findet wohl am 17.1.2024 eine #NoAfD-Demo statt, die von allen Jugendorganisationen der demokratischen Parteien, also auch Junge Union ujnd Junge Liberale, unterstützt wird.

    https://nrw.social/@igorwarneck/111770511595117963

    Gefällt 1 Person

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