
Zu den Klängen von Bonanza wagen Lars und ich bei #9vor9 einen Jahresrückblick im Parforceritt. Und diejenigen, die Little Joe, Hoss, Adam, Pa und den chinesischen Koch, wie Lars korrekt bemerkt, nicht kennen: Unten könnt Ihr über Bonanza nachlesen und vor allem auch nachschauen. Ein stimmungsvoller Beginn für einen Rückblick auf ein Jahr, das eher düster ist.
Auch im 2024 kommen wir natürlich nicht um das Thema Künstliche Intelligenz und Large Language Models (LLM) herum. Für viele und auch für mich ist die wohl wichtigste Veränderung dabei im Bereich Suche zu finden. Immer mehr, gerade auch jüngere Nutzende, googeln nicht mehr; sie suchen mit SearchGPT, Gemini, Perplexity und anderen Tools und lassen sich Ergebnisse direkt zusammenfassen, statt wie früher Links durchzublättern und die dortigen Inhalte durchzulesen.
LLM-Natives statt Digital Natives
Die LLM-Suche löst Google ab: „Auf die Generation der Digital Natives folgt gerade eine Generation von LLM Natives“, so Gregor Schmalzried in seinem Newsletter. Danke, lieber Thomas Gigold, für den Hinweis. Ich kann es verstehen, denn natürlich werden die Suchergebnisse wesentlich komfortabler präsentiert und sind einfacher zu konsumieren. Jedoch bleibt oft auch der Faktencheck auf der Strecke, und noch immer halluzinieren viele der Tools und bringen falsche Ergebnisse. Vorsicht ist also geboten. Und das schreibe ich als jemand, der seit einigen Monaten Perplexity.ai massiv nutzt, um unseren Podcast vor- und nachzubereiten. Dazu vielleicht in einem gesonderten Artikel mehr.
Noch größere Sorge bereitet der Einsatz von KI, um Fake News, Fake Bilder und Fake Videos zu generieren und diese massiv über Fake Accounts und Bots in den sozialen Kanälen zu streuen. Bisher ist es nicht gelungen die Wellen an Lügen, Halbwahrheiten und Hassbotschaften zu stoppen. Die Entwicklung ist besorgniserregend, auch wenn wir auf unsere Bundestagswahlen in 2025 schauen.
Fake News sind nicht genug: Murks mischt sich ein
Und so sind wir zum zweiten bestimmenden Thema unseres Podcasts gekommen: dem Einfluss sozialer Medien auf die Meinungsbildung und konkret auch auf Wahlergebnisse. In den USA hat Elon Musk Trump nicht nur Millionen gespendet, er hat auch mit seiner Propagandamaschine X Lügen und Fake News pro Trump und gegen die Demokraten verbreitet. Seine eigenen Nachrichten wurden Nutzenden immer wieder ungefragt in die Timeline gespielt. Auch nach der US-Wahl macht Musk weiter, wie gerade die Message zeigt, dass nur die AfD Deutschland retten könne.
Ein neuer Tiefpunkt wurde dann in Rumänien erreicht, wo Fake-Accounts und Bots massiv für den rechtsradikalen Kandidaten Călin Georgescu Propaganda auf TikTok machten. Die Wahl wurde annulliert. Jedoch zeigen sowohl der Wahlkampf in den USA als auch die Vorfälle in Rumänien, wie durch Putin und Russland gesteuerte Propaganda oder durch rechtsradikale Milliardäre beherrschte Plattformen unsere Demokratie bedrohen und angreifen.
EU-Regularien in 2025 durchsetzen
Die intransparenten Algorithmen der Social-Media-Plattformen verstärken nachweislich polarisierende Inhalte und Lügen. Die Plattformen lassen sich nicht in den Maschinenraum, sprich auf die Algorithmen schauen. Keine Branche investiert mehr in Lobbying als Big Tech, sie verhindern damit häufig effektivere Regulierung ihres Geschäftsgebarens. Doch nicht nur X und TikTok gehören beobachtet. Gerade auch YouTube gehört viel stärker in den Fokus. YouTube läuft oft unter dem Radar, obwohl dort die Verschwörungstheoretiker, Schwurbler und Spinner in Massen unterwegs sind.
Trotz aller Regularien, die die EU in Kraft gesetzt hat, ist es noch nicht gelungen, die Plattform zu kontrollieren und Fake News, Hass und Lügen schnell und umfassend löschen zu lassen. Dies wird sicher ein Kernthema im Jahr 2025 sein müssen. Die EU muss nicht nur Gesetze schaffen, sie muss diese auch rigoros durchsetzen.
Was tun angesichts der Propagandawellen auf X, TikTok oder YouTube? Auf der Plattform Gegenhalten, wie es Robert Habeck nun – aus unserer Sicht ziemlich naiv – auf X zu tun versucht? Oder aber X verlassen und einfach als rechtsradikale Schwurbler-Plattform ignorieren? Zu Letzterem tendiere ich sehr stark.
Haben Demokraten eine Chance auf X und TikTok?
Doch ähnliche Fragen kann man sicher auch bezüglich TikTok stellen. Thilo Weichert hält es beispielsweise für aussichtslos, dass Demokraten der menschenverachtenden Kommunikation der AfD durch eigene Präsenz auf TikTok etwas entgegensetzen können. Solange das Unternehmen keine Neigung zeigt, gegen die Fake-Konten der AfD und anderer menschenverachtender Netzwerke, gegen Falschinformationen und Hetze wirksam vorzugehen, bleiben integre Nutzende seiner Meinung nach im Hintertreffen.
Wir bei #9vor9 sind uns nicht sicher, ob man die Plattform komplett den Rechten überlassen sollte, gerade angesichts der jungen Wählerschaft, die wir nicht so leicht verlieren sollten. Doch gibt es zunehmend resignierende Stimmen, gerade auch in der Mastodon-Community, die argumentieren, dass es „gar nichts bringt“, auf diesen Plattformen aktiv zu sein. Einige gehen sogar so weit zu sagen, man solle die 20 bis 30% abschreiben, die rechtsradikalem Gedankengut anhängen, und sich stattdessen auf Menschen mit vernünftigem demokratischen Grundverständnis konzentrieren. Eine schwierige Entscheidung …
Nius – Deutsche Foxnews rechts von Bild
Bei all der Bedeutung sozialer Medien sollte man nicht aus dem Blick verlieren, dass gerade auch in Deutschland versucht wird, rechts von Bild und Springer-Presse eine noch weiter rechts angesiedelte Medienplattform à la Fox News zu etablieren. Die von Multimillionär Frank Gotthardt massiv gesponserte Plattform Nius mit Ex-Bild-Chef Julian Reichelt an der Spitze scheut dabei nicht davor zurück, rechtsradikalen Influencern eine Plattform zu geben. Der 74-jährige CompuGroup-Gründer will damit “30 % der Deutschen” erreichen und sieht sich “rechts der Mitte”. Sein Vermögen schrumpfte zwar von 1,4 Mrd. auf 500 Mio. Euro, doch er macht weiter.
2025: Hoss, Adam, Little Joe und Pa haben auch nie aufgeben
All das verheißt nichts Gutes. Aber wie haben wir bei #9vor9 geschlossen: Den Kopf in den Sand stecken nutzt nichts. Das sind wir den kommenden Generationen schuldig. Hoss, Adam, Little Joe und Pa haben ja auch nie aufgeben … Wir müssen also alle weiter gegengehalten und hoffen, dass die Bundestagswahlen in Deutschland glimpflich und ohne Manipulationen ablaufen und der weltweite Trend zum Rechtspopulismus in den kommenden Jahren gestoppt werden kann.
Das schreibt Perplexity über Bonanza: Die Western-Serie Bonanza, die von 1959 bis 1973 auf NBC lief, zählt mit 14 Staffeln und 432 Episoden zu den längsten Western-Serien der TV-Geschichte. Die Serie dreht sich um die Familie Cartwright – Ben und seine drei Söhne Adam, Hoss und Little Joe – die ihre Ponderosa-Ranch in Nevada bewirtschaften. Bonanza war die erste Western-Serie in Farbe und zeichnete sich dadurch aus, dass sie weniger auf Schießereien setzte, sondern vielmehr Familienthemen und zwischenmenschliche Beziehungen in den Mittelpunkt stellte. Die Serie wird bis heute im TV wiederholt und ist auch auf verschiedenen Streaming-Plattformen verfügbar, wo man die klassischen Folgen der Cartwrights hier oder hier anschauen kann


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